Rainer Feldner eilte zur Absturzstelle der Ju-42
«Es war ein Bild des Grauens»

Beim Crash einer Ju-52 in den Bündner Bergen sind sämtliche 20 Insassen ums Leben gekommen. Rainer Feldner (53) hat den Absturz beobachtet und war einer der Ersten am Unglücksort.
Publiziert: 07.08.2018 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:34 Uhr
Georg Nopper

Am Samstagnachmittag kurz vor 17 Uhr stürzt eine Oldtimer-Maschine des Typs Ju-52 an der Westflanke des Bündner Piz Segnas ab. Das dreimotorige Flugzeug aus den 30er-Jahren fällt wie ein Stein senkrecht vom Himmel. Es zerschellt auf dem felsigen Boden. Keiner der 20 Insassen überlebte.

Der Hüttenwart der Segnespass Mountain Lodge, Rainer Feldner (53), hat das Drama an der Grenze zwischen den Kantonen Graubünden und Glarus mit eigenen Augen beobachtet. «Ich war in der Hütte. Als ich ein Flugzeug herannahen hörte, tat ich, was ich in solchen Fällen eigentlich immer tue: Ich ging nach draussen, um den Insassen der Ju-52 zuzuwinken.»

«Pfeilgerade und senkrecht in Richtung Boden»

Die Ju-52 habe dann auf Bündner Seite gegenüber dem Martinsloch eine Kurve geflogen. Dabei passierte das Unfassbare: «Das Flugzeug flog pfeilgerade und senkrecht in Richtung Boden.»

Hüttenwart Rainer Feldner (53) wollte den Flugzeuginsassen winken – dann wurde er Zeuge des Absturzes.
Foto: Zvg
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Nach dem Knall sei er sogleich losgerannt und habe die Rega alarmiert, sagt Feldner. «Von der Hütte bis zur Absturzstelle ist es nicht weit.» Vier Ärzte, Gäste in seiner Hütte, waren bereits beim Wrack. «Sie haben ins Flugzeugwrack hineingerufen, ob sie jemand hören konnte.» Doch es kam keine Antwort.

Die Helfer hörten nur ein Piepsen. «Vermutlich ein Sender», sagt Feldner. Am Absturzort lagen menschliche Überreste. Den Helfern sei sofort klar geworden, dass sie keine Antwort bekommen würden. Feldner: «Es war ein Bild des Grauens.»

Angst vor einer Explosion

An der Absturzstelle roch es nach Treibstoff. Die Helfer machten sich Sorgen: Kommt es zu einer Explosion? «Als die Rega um etwa 17.15 Uhr landete, ging alles sehr schnell», erzählt Feldner.

Von Glarner Seite her seien mit einem weiteren Helikopter Feuerwehrmänner mit Lösch- und Schneidgeräten gebracht worden. Weitere Helikopter transportierten Bergretter und Polizisten von der Bündner Seite her zum Absturzort. «Es war hektisch», sagt Feldner. Alle Teams hätten jedoch sehr professionell gearbeitet.

Ein Gast in der Berghütte habe vermutlich das letzte Foto der Ju-52 geschossen. Es zeigt das Flugzeug, wie es kurz vor dem Absturz gegenüber dem Martinsloch der Bergkuppe «Atlas» entlangfliegt.

Ermittlungen an der Absturzstelle.
Foto: FABRICE COFFRINI
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