Job-Angst bei Media-Markt Schweiz
Media-Markt-Angestellte müssen sich für ihre Jobs neu bewerben

Die Geschäfte bei Media-Markt in der Schweiz laufen nicht wie gewünscht. Deshalb will sich der Heimelektronik-Riese neu organisieren. Das verunsichert die Angestellten. Denn sie müssen erneut eine Bewerbung einreichen.
Publiziert: 29.08.2019 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2020 um 15:31 Uhr

Sie machen den Anfang: 38 Mitarbeiter der Media-Markt-Filiale in Dietlikon ZH bangen derzeit um ihren Job. Grund dafür ist eine Reorganisation des Geschäfts in der ganzen Schweiz. Das schreibt das Branchenportal «CEToday». Laut einem Bericht des «Tages-Anzeigers» müssen sich die Verkäufer infolge der Reorganisation neu bewerben.

Media-Markt Schweiz stelle sich komplett neu auf, seien die Angestellten informiert worden. Das dazugehörige Programm heisst «New Opportunities».

Auf neue Chancen müssen nun die Mitarbeitenden hoffen, wenn sie sich mit Video-Recruiting neu bewerben dürfen. Neu wären dann anschliessend auch die Verträge, so ein Sprecher. Er rechnet mit keinem Widerstand und einvernehmlichen Lösungen für alle.

Media-Markt Schweiz hat Mühe. Das Online-Geschäft harzt. Jetzt steht eine Neuorganisation in den Geschäften an.
Foto: Media Markt
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Schlechtes Arbeitsklima?

Diese Aussage nehmen nicht alle beim Heimelektronik-Händler für bare Münze. Angestellte in Dietlikon kritisieren gemäss «Tages-Anzeiger», dass fast ausschliesslich Teilzeitjobs ausgeschrieben seien und dort keine Berufsausbildung gefordert werde. Ein Problem sei auch das verschlechterte Arbeitsklima. «Ich habe von Tag zu Tag weniger Lust, zur Arbeit zu gehen», zitiert die Zeitung eine Angestellte. Der Sprecher widerspricht auf BLICK-Anfrage. Die Behauptung des verschlechterten Arbeitsklimas und Mobbings sei völlig aus der Luft gegriffen. Im Gegenteil: «Die Mitarbeitenden von Media-Markt Schweiz begrüssen die Neuerungen.»

Nach Dietlikon soll die Neuorganisation bis Ende 2020 auch die weiteren Standorte treffen. Nach Dietlikon folgen Dietikon ZH und Muri BE. Dass Dietlikon den Anfang macht, überrascht kaum. Erst im letzten Jahr wurde die Flaggschiff-Filiale umgebaut. Media-Markt hat dort neun verschiedene sogenannte Erlebnis-Inseln eingerichtet. Diese sollen Kunden wieder vermehrt in den Laden locken.

Online-Trend verpasst!

Media-Markt ist in den letzten Jahren stark unter Druck gekommen. Grund ist die Verschiebung des Geschäfts aus den Läden ins Internet. Das haben andere besser geschafft als der Elektronikhändler. Zu nennen wären hier Digitec/Galaxus (Migros) und Microspot (Coop). Aber auch die Online-Plattform Fust (Coop) macht offenbar einen guten Job. Nicht zu vergessen auch die stationäre Konkurrenz durch Interdiscount (Coop) und M-Electronics (Migros).

Wie sagte der damalige Schweiz-Chef Martin Rusterholz vor zwei Jahren zu BLICK? «Wir haben ursprünglich den Online-Boom verschlafen. Da gibt es nichts zu beschönigen.» Rund neun von zehn Franken setzt Media-Markt noch immer in den stationären Läden um.

Weitere Filiale vor Schliessung

Die Folgen: Ladenschliessungen oder zumindest Verkleinerungen von Filialen. Geschlossen wurden etwa eine Filiale in der Stadt Bern sowie Standorte in Schönbühl BE und in Basel.

Veränderungen stehen in Winterthur ZH an. Die zweistöckige Mega-Filiale in Hegi werde verlegt, sagt der Sprecher auf Anfrage. Die Neueröffnung auf kleinerer Fläche ist im Gewerbegebiet Winterthur-Grüze vorgesehen. Ebenfalls in Winterthur werde der auslaufende Mietvertrag der Filiale Kesselhaus in Bahnhofsnähe nicht verlängert. «Ein Stellenabbau ist im Rahmen dieser Massnahmen nicht vorgesehen», versichert der Sprecher aber.

Weitere Marktschliessungen seien in der Schweiz nicht geplant. Eine Wiedereröffnung steht dagegen noch dieses Jahr in Oftringen AG an.

Mutterhaus Ceconomy mit Problemen

Die kriselnde Elektronikhandelsholding Ceconomy, das Mutterhaus von Media-Markt in der Schweiz, kämpft weiter mit Rückgängen bei Umsatz und Ertrag. Explizit im Quartalsbericht findet die Schweiz Erwähnung, wie BLICK im Mai berichtete. Vor allem in der Schweiz und in Südeuropa sei das Geschäft zurückgegangen.

Rusterholz ist längst nicht mehr Chef von Media-Markt Schweiz. Seit 1. Juni hat Patrick Marti diesen Job inne. Die Pläne seines Vorgängers mit den Erlebnisinseln hat er schon wieder verworfen, wie er gegenüber dem Branchenportal CEToday sagt. (jfr/uro)

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