95 Mio Franken weniger Umsatz
Schweiz mit grösstem Minus aller Media-Markt-Länder

Media-Markt-Mutter Ceconomy steckt in einer tiefen Krise. Nicht ganz unschuldig daran ist das Geschäft der Schweizer Ländergesellschaft des Heimelektronikriesen. Kein anderes Media-Markt-Land kommt bei der Umsatzentwicklung so schlecht weg wie die Schweiz.
Publiziert: 25.12.2018 um 01:20 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2019 um 09:17 Uhr
Die Kaffee-Ecke im neuen Flagship-Store von Media-Markt in Dietlikon ZH.
Foto: Patrik Berger
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Nirgends in Europa ist der Preiskampf bei der Unterhaltungselektronik härter als in der Schweiz. Diesen Satz sagte Media-Markt-Schweiz-Chef Martin Rusterholz bei einem Filialrundgang zu BLICK. Das war Ende September, der Abschluss des Geschäftsjahres 2017/18 stand kurz bevor. Nur einen Monat später, nach eineinhalb Jahren an der Spitze der Ländergesellschaft Schweiz, ist Rusterholz nicht mehr im Amt.

Noch einmal einen Monat später, am 19. Dezember, sorgt der deutsche Media-Markt-Mutterkonzern Ceconomy mit einem Gewinneinbruch im abgelaufenen Geschäftsjahr, Abschreibern und dem Stopp der Dividendenausschüttung für Schlagzeilen.

Schweiz negativ hervorgehoben

Das miese Resultat sei besonders auf eine enttäuschende Entwicklung des Umsatzes in Deutschland und der Schweiz zurückzuführen, heisst es an der Pressekonferenz. BLICK hat sich die Präsentations-Unterlagen zum Geschäftsjahr 2017/18 besorgt. Denn Zahlen für einzelne Länder wie der Schweiz werden für gewöhnlich nicht veröffentlicht.

Die Schweiz hat das grösste prozentuale Umsatzminus aller Media-Markt-Länder im abgelaufenen Geschäftsjahr (in Mio. Euro).
Foto: Screenshot

Aus diesen geht hervor, wie stark die Zentrale in Dietikon ZH unter Druck ist: Der Umsatz von Media Markt Schweiz brach um 10,4 Prozent auf 643 Millionen Franken (569 Mio. Euro) ein. Damit hat sich der Umsatzrückgang des Vorjahres von 5,8 Prozent akzentuiert, fast verdoppelt.

Schweiz ist Schlusslicht

So stark wie in der Schweiz war der Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2017/18 in keinem anderen Media-Markt-Land. Im wichtigsten Markt Deutschland mit einem Umsatz von 11,7 Milliarden Franken (10,3 Mrd. Euro) betrug das Minus 2,1 Prozent – was schon ausreichend einschenkt.

Damit nicht genug: Eine ausserplanmässige Wertminderung bei der Landesgesellschaft hat das Ergebnis in der Schweiz belastet, heisst es in der Ceconomy-Präsentation weiter. Der Schweizer Sprecher von Media-Markt will sich dazu nicht äussern, schiebt die Anfrage nach Deutschland weiter. Ceconomy gibt preis, dass man 7,9 Millionen Franken (7 Mio. Euro) am Geschäfts- und Firmenwert in der Schweiz abschreiben musste. «Mehr können wir Ihnen dazu nicht sagen», so Ceconomy-Sprecherin Simone Fuchs.

Einschneidende Veränderungen geplant

«2019 wird das Jahr des Umbruchs» lautet die Ankündigung. Die Schweiz steckt hier schon mittendrin. Durch den Fokus auf Dienstleistungen, Erlebnisinseln und Reparaturständen in den Märkten will das Schweizer Management das Ruder herumreissen – weiterhin ohne Chef. «Wir äussern uns zur CEO-Frage, wenn es News gibt», sagt ein Sprecher zu BLICK.

Und zählt auf, wie man dabei ist, sich zu verbessern: neuer, noch kundenfreundlicher Online-Shop wurde im Juni in Betrieb genommen, Computer- und Kochkurse in bereits umgebauten Fachmärkten wie Dietlikon ZH, Ausrüstung des Verkaufspersonals mit Tablets, um den Kunden noch besser bei der Suche nach dem gewünschten Produkt zu helfen, Prüfung neue Kleinmarkt-Standorte in Innenstadtlagen.

«Und noch generell: Im Oktober und November ist Media Markt in der Schweiz stärker als der Markt gewachsen und der Black Friday lief extrem gut», hält der Sprecher fest. So oder so ähnlich hiess es gegenüber BLICK allerdings bereits zur selben Zeit  2017.

TV-Geschäft soll wieder wachsen

Trotz wachsender Online-Konkurrenz macht der Heimelektronikriese 85 bis 90 Prozent des Umsatzes mit den 27 Media Märkten (Anzahl gegenüber 2017 gleich geblieben). So werden auch in Zukunft Waschmaschinen und TV-Geräte die Konsumenten in die Geschäfte locken müssen. Ergänzt von Produktgruppen mit Potenzial wie Kopfhörern, Minispeakern oder Drohnen. Nur braucht es dafür bedeutend weniger Verkaufsfläche.

Die rückläufige Nachfrage nach Fotokameras, Navigationsgeräten und Radio-Weckern hat der Boom der Alleskönner Smartphone und Tablet herbeigeführt. In diesen Kategorien erwarten die Experten keine grossen Würfe mehr im Heimelektronikhandel.

«Das TV-Geschäft bleibt darum für die Unterhaltungselektronikbranche prägend», heisst es denn auch im Marktbericht von GfK Switzerland. Laut dem Marktforschungsunternehmen hat sich das TV-Geschäft nach sieben Jahren Rückgang in diesem Jahr erstmals wieder stabilisiert. Im nächsten Jahr liege sogar wieder ein Wachstum drin. Das kann Media Markt Schweiz dringend gebrauchen.

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