Raeto Raffainer zum Wechsel von Davos nach Bern
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Sehe mich als Sparringpartner:Raeto Raffainer zum Wechsel von Davos nach Bern

SCB-Hoffnungsträger Raeto Raffainer
«Sehe mich als Sparringpartner für Lüthi und Schelling»

Der SC Bern hat in den letzten Jahren an Anziehungskraft verloren, ist sportlich ins Hintertreffen geraten. Das muss nun Raeto Raffainer (39) beheben.
Publiziert: 20.01.2021 um 23:22 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2021 um 13:36 Uhr
Stephan Roth

Nicht Chris McSorley, sondern Raeto Raffainer (39) heisst der Mann, der den tief gefallenen SC Bern sportlich wieder auf Kurs bringen soll. Der aktuelle Sportchef des HC Davos übernimmt beim Tabellenletzten den neu geschaffenen Job als Chief Sport Officer (CSO). Wann er loslegen kann, ist noch nicht fixiert. Sein Vertrag beim HCD hat eine sechsmonatige Kündigungsfrist.

Der Engadiner hat sich in den letzten Jahren den Ruf des modernen und bestens vernetzten Spitzenmanagers des Schweizer Eishockeys gezimmert. Dabei hatte er einen schwierigen Start, als er 2015 den Sprung ins kalte Wasser wagte und die Rolle des verletzten Stürmers bei den GCK Lions mit jener des Nati-Direktors tauschte. Da war der missglückte Versuch, Kevin Schläpfer als Nati-Coach zu installieren. Und auch die erste WM mit Patrick Fischer war noch kein Erfolg. Es gab Kritik und Spott. Der Jung-Manager stand im Wind. Als «enorm wichtigen Lernprozess» beschreibt er diese Zeit heute. Raffainer zeigte sich druckresistent, hielt an seinem Kurs fest – und wurde dafür mit dem WM-Silber 2018 belohnt.

Raeto Raffainer wird Chief Sport Officer beim SC Bern.
Foto: keystone-sda.ch
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Mit dem Erfolg wuchs das Profil des ehemaligen SCB-Stürmers (2005–08). Und auch als er vor zwei Jahren den Wechsel zum HCD bekannt gab, setzte er seinen Aufstieg fort. Dem Rekordmeister gelang die Transformation nach der Ära von Arno Del Curto viel schneller, als man es erwarten durfte.

«Es ist für mich eine Aufstiegsmöglichkeit»

Doch warum konnte der akribische und smarte Macher nun der Offerte des SCB nicht widerstehen? «Es ist für mich eine Möglichkeit, im Sport drin zu bleiben und mich gleichzeitig weiter zu entwickeln», sagt der ehrgeizige Manager. «Es ist für mich eine Aufstiegsmöglichkeit.» Gemeint sei damit seine Rolle und nicht der Klub, betont er.

Als Sportchef sei die Entwicklungsmöglichkeit begrenzt. «Normalerweise werden Sportchefs im Schweizer Eishockey vielleicht einmal CEO. Und als CEO ist der Sport-Anteil nur noch sehr klein. Das reizt mich im Moment nicht.»

Wie viel Einfluss wird er auf das sportliche Tagesgeschäft nehmen? «Das werden wir sehen», antwortet er. Beim SCB gehe es auch darum, Strategien zu entwickeln. «Das ist es, was mich reizt», sagt der zweifache Familienvater.

Beste Referenz für Johan Lundskog

Nachdem der SCB Raffainer auf die sportliche Kommandobrücke stellt, dürfte die Wahl des künftigen Trainers nächste Priorität haben. «In die Trainerfrage bin ich gar nicht involviert», sagt Raffainer «Ich wurde vom SCB sauber informiert, dass sie Gespräche führen mit unserem Assistenztrainer und dass er einer der Kandidaten ist.» Die Rede ist von Johan Lundskog (36, Sd), dem Assistenten von HCD-Coach Christian Wohlwend, den Sportchefin Florence Schelling schon im letzten Sommer nach Bern holen wollte. «Er ist ein junger, aufstrebender Trainer mit sehr viel Know-how, der einen guten Job macht», so Raffainers Urteil.

Mit Raffainer hat der SCB den sportlichen Gegenpol zu CEO Marc Lüthi gefunden. «Ich verstehe mich mehr als Sparringpartner. Gegenüber meinem Vorgesetzten, dem CEO, als auch gegenüber der Sportchefin oder dem Nachwuchschef», beschreibt der künftige CSO die Konstellation.

«Schelling soll mich nicht als Konkurrent ansehen»

Raffainer war stets ein Fürsprecher für Schelling, die er als Trainerin zum Verband holte. «Wie ich von Anfang an gesagt habe: Für mich gibt es keinen Grund, warum sie diesen Job nicht gut machen können sollte. Sie soll mich nicht als Konkurrent, sondern als Sparringpartner wahrnehmen.»

Die Befürchtungen, dass beim SCB in der Führung ein Wasserkopf entsteht, teilt Raffainer nicht. «Es ist eine sehr grosse Organisation. Meine Aufgabe wird es sein, dass Sport-Know-how, das in der Organisation und auch im Verwaltungsrat vorhanden ist, zu bündeln und Strukturen zu schaffen, dass man das Potenzial jedes Mitarbeiters ausschöpfen kann.»

Gespannt darf man auch auf die internen Diskussionen mit Lüthi über die geplante Ligareform mit Erhöhung der Ausländerzahl sein, die vom SCB-CEO vorangetrieben wurden. «Es ist zu früh, diese Frage zu beantworten», sagt Raffainer und zeigt, dass er auch diplomatische Fähigkeiten hat. Ein Duckmäuser ist er aber nicht.

«Der grosse Verlierer ist Davos»
3:28
Buchli zum Raffainer-Wechsel:«Der grosse Verlierer ist Davos»
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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