Südafrika legt sich ins Zeug
Das Kap der guten Weine

Wenn tief verwurzelte Tradition auf junge Kreativität und Leidenschaft trifft. Wenn die Weinberge sich in einer Landschaft einbetten, die fast zu schön ist, um real zu sein – dann ist man garantiert in Südafrika. Kaum eine andere Weinnation hat in der jüngeren Vergangenheit so einen verheissungsvollen Aufschwung erlebt. Woran das liegt? Eine köstliche Spurensuche.
Publiziert: 29.03.2016 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:54 Uhr

Wenn man das erste Mal in Kapstadt aus dem Flugzeug steigt und sich auf den Weg in die knapp eine Stunde entlegene Weinregion am Western Cape macht, kann man es kaum glauben. Denn sollte das Paradies wirklich auf Erden zu finden sein, dann hat man es hier entdeckt. Wie ein wunderschöner Garten Eden erschliessen sich einem die aneinander gereihten Weinbaugebiete.

Ihr steter Begleiter: der imposante Tafelberg, der wie ein Schutzpatron alles zu überragen scheint. Im Schutz des markanten Bergmassivs, eingebettet in eine Vielzahl malerischer Täler und verwöhnt von der erfrischenden Brise, die der Küstenwind vom Atlantischen Ozean in sich trägt, reifen hier hocharomatische Trauben, die ihr aussergewöhnliches Potenzial der enormen Vielzahl an Klimazonen und unterschiedlichen Böden verdanken. Einzigartig und facettenreich – so könnte man die Vielfalt der Rebsorten, die am Kap gedeihen und auch die Weine, die aus ihnen vinifiziert werden, kurz und bündig zusammenfassen.

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In sehr grosser Auswahl sind die vielseitigen Weine Südafrikas bei Weinclub.com zu finden.

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Hemel-en-Aarde in der Walker Bay, unweit von Hermanus: Hier findet man Creation.
Foto: Creation Wines

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Doch warum scheint Südafrikas Weinwelt gerade jetzt so hell und strahlend auf dem Weltparkett zu leuchten? Liegt es allein daran, dass der Südafrikanische Rand in den letzten Jahren einen traurigen Sinkflug absolviert hat und somit das Reisen ans südliche Ende Afrikas – und natürlich auch die Weine – für Europäer herrlich erschwingbar geworden sind? Das ist bestimmt ein Teil der Antwort – doch bei Weiten nicht die ganze.

Es war Jan van Riebeeck, der erste Gouverneur am Kap, der am 12. Februar 1659 in seinem Tagebuch den Beginn der südafrikanischen Weingeschichte für die Nachwelt festhielt: «Heute, Gott sei Lob und Dank, wurde zum ersten Mal Wein aus Trauben am Kap gepresst ...» Knapp 350 Jahre später ist es allerdings ein anderes Datum, dass die südafrikanische Weinnation von den Fängen der Apartheid befreit: Am 2.2.1990 – vor gerade einmal 26 Jahren – endet nicht nur die entwürdigende Rassentrennung von Schwarz und Weiss, sondern auch der globale Dornröschenschlaf, in dem die Weine des Landes während der Apartheid verschwunden waren.

Die neue Ära gleicht einer Art kreativem Befreiungsschlag, in dem zwar weiterhin einige grosse Genossenschaften für das vinophile Südafrika stehen. Doch mehr und mehr privat geführte Weingüter, kleine Kooperativen und Garagen-Winzer geben dem Wein des Südens ein neues, kraftvolles und frisches Gesicht.

In all diesem Aufschwung ist den Winzern in Südafrika zudem eines bravurös gelungen: Sie haben nicht nur in die Kellertechnik ihrer Weingüter, sondern auch in Attraktivität für Besucher investiert. Kaum eine andere Weinnation hat sich so bewusst und auf beeindruckende Weise dem Weintourismus verschrieben. Fast jedes Weingut lädt mit charmanten Übernachtungsmöglichkeiten, einem sehr guten Restaurant, einem besonderen Verkostungsprogramm oder anderen Highlights zum Entdecken und Verweilen ein. Einige besonders empfehlenswerte Adressen haben die Kollegen von Wein.com besucht.

Zwischen Versuchungen und Entdeckungen

Hierfür sind gerade die bekannten Weinanbauorte Stellenbosch, Paarl, Franschhoek und Constantia am Western Cape berühmt. Doch auch das revolutionäre Swartland bietet ländliche und entzückende Weinanbauorte und die im Moment wohl aufsehenerregendsten Winzer am Kap. Elgin, Elim, das Hemel-en-Aarde Valley, Robertson, Walker Bay sind nur einige weitere der Wein-Hotspots, die das Western Cape zu bieten hat. Diese Vielfalt wird zudem durch die Weine der vier weiteren Anbaugebiete Northern und Eastern Capes, Kwazulu-Natal und Limpopo, bereichert.

So viele gänzlich unterschiedliche Mikroklimata machen es schier unmöglich, eine Einheitsglocke über den Inhalt der Weinflaschen zu stülpen. Jede Region steht für einen eigenen Ausdruck im Weinglas. Dabei überwiegt – zumindest vorläufig noch – der Anteil der weissen Rebsorten.

Doch Rotweinreben wie Cabernet Sauvignon, Shiraz, Merlot, Pinot Noir und Mouvédre sind auf dem Vormarsch – allen voran die autochthone Rebsorte Pinotage. Ihr weisses Pendant ist der herrlich frische Chenin Blanc, der die Finesse des Landes perfekt repräsentiert. Sauvignon Blanc liegt im Trend, gefolgt von Chardonnay und etwas Semillon, Riesling, Viogner und Grünem Veltliner.

In einem Land, in dem die weite und unverfälschte Natur Anziehungspunkt für Millionen von Touristen aus aller Welt ist, ist es auch nicht verwunderlich, dass top-aktuelle Themen Nachhaltigkeit, Bio und Biodiversität längst und vielfach praktiziert werden. Die Südafrikaner sind stolz auf ihr wunderschönes Land und produzieren mehr und mehr im Einklang mit ihm.

Zwischen Cap Classique, wie die Topschaumweine, die nach dem französischen Ideal durch eine zweite Gärung zu ihren kostbaren Perlen kommen, heissen, und Bordeaux Blendes, die nach dem Vorbild der berühmten grossen Gewächse aus der alten Welt vinifiziert werden, macht sich eine kreative und junge Winzergeneration laut und aufregend köstlich bemerkbar. Frisch, frech, gewagt stehen sie für die «Next Generation».

Von der Schweiz ans Kap der guten Hoffnung

Jean-Claude  und Carolyn Martin betrachten zufrieden das Lesegut.
Foto: Creation Wines

Bei so viel Potenzial ist es kaum verwunderlich, dass sich auch Winzer aus Europa auf der experimentellen Spielwiese ausprobieren wollen. Wenn man im Hemel-en-Arde Valley – zu deutsch «Himmel und Erde» – beispielsweise das Weingut Creation (zu Deutsch Schöpfung) besucht, begrüsst einen als erstes die Schweizer Flagge, die stolz den Winden trotzt. Im Jahr 2002 reisten Jean-Claude Martin und seine südafrikanische Ehefrau Carolyn durch das Tal und entdeckten das damals noch unberührte Stück Land, auf dem lediglich ein paar Schafe grasten.

«Es war Liebe auf den ersten Blick», erinnert sich der gebürtige Schweizer aus dem Kanton Bern. Unweit des Städtchens Hermanus, an der Garden Route gelegen, kauften sie das 22 Hektar grosse Stück Land, bestockten es mit Reben und verschrieben sich einer Weinphilosophie, die das Herz und die Seele der südafrikanischen Landschaft und der Appellation Walker Bay wiederspiegeln.

Schon als Kind in der Schweiz war sich der studierte Weinbauer Jean-Claude Martin sicher: «Ich werde einmal Winzer.» Dass es ihn dafür ans andere Ende der Welt verschlagen würde, ist dabei wohl einfach glückliche Fügung. Unterstützt werden die Martins vom Schweizer Önologen Christoph Kaser.

Gemeinsam gilt das Trio mittlerweile sogar als trendgebend am Kap. Und das nicht nur, weil man bei Creation auf modernste Kellertechnik und langfristige Biodiversitäts-Nachhaltigkeitsprogramme setzt, um die Einzigartigkeit des Terroirs zu schützen. Sondern auch weil die Besucher hier auf aussergewöhnliche Weise in genussvolle Berührung mit den Weinen gehen können. «Der Name Creation ist nicht nur Tribut an den Reichtum von Mutter Erde, sondern auch ein Versprechen für ständige Innovation», so Carolyn Martin. Dieser Anspruch inspirierte auch zur Vorreiterrolle in Sachen Wine-and-Food-Pairing, für die Creation sogar mit dem Wine Tourism Award mehrfach ausgezeichnet wurde.

Zu köstlichen Tapas, witzigen Frühstückversionen oder eigens kreierten Schokoladenmomenten kann man die Weine des Hauses in all ihrer Aromatik und Harmonie verkosten. Dabei veranschaulicht sich schnell, warum Südafrika wirklich so angesagt ist: Hier treffen grossartige Weine auf eine fast irreal schöne Natur, leidenschaftliche Winzer und eben unvergessliche Genussmomente.

Weitere Informationen unter: www.creationwines.com

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