«Ich bin die Wand hochgeklettert»
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Augenzeuge über Terror-Attacke:«Ich bin die Wand hochgeklettert»

«Ich bin kein Held»
Abdul Aziz schlug Christchurch-Attentäter in die Flucht

Bei der Linwood-Moschee schaffte es der Terrorist Brenton Tarrant nicht bis ins Gebäude hinein. Zu verdanken ist dies einem mutigen Mann, der sich dem Angreifer entgegenstellte.
Publiziert: 16.03.2019 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2020 um 08:24 Uhr

Ohne den Mut von Abdul Aziz wäre die Zahl der Todesopfer von Christchurch wohl noch viel höher. Der 48-Jährige befand sich in der Linwood-Moschee, als der Australier Brenton Tarrant mit einem Gewehr bewaffnet auf das Gebäude zustürmte. Doch Aziz stellte sich ihm in den Weg.

Es ist am Freitag kurz vor 14 Uhr, als der Imam Latef Alabi vor der Moschee plötzlich Schreie hört. Zu diesem Zeitpunkt sind über 80 Gläubige im Haus. Durch das Fenster sieht Alabi einen Mann mit Helm, Militärkleidung und einer Waffe. «Da wusste ich sofort, dass das ernst ist. Das ist ein Killer.»

Bewaffnet mit einer Kreditkartenmaschine

Wasseim Alsati (ganz rechts) mit seiner Familie am Krankenbett seiner Tochter Alen (5). Beide überlebten den Anschlag schwer verletzt. Alsati fordert für Tarrant nun die Todesstrafe.
Foto: Screenshot Facebook
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Während sich Alabi und die übrigen Teilnehmer des Gebets in Sicherheit zu bringen versuchen, stellt sich vor dem Gebäude ein Mann dem Terroristen Brenton Tarrant entgegen. Es ist Abdul Aziz. «Er verfolgte den Angreifer und schaffte es, ihn zu überwältigen – und so wurden wir gerettet», schildert Alabi die Ereignisse.

Abdul Aziz stellte sich vor der Linwood-Moschee dem Angreifer entgegen.
Foto: AP
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Besonders eindrücklich: Während Brenton Tarrant schwer bewaffnet auf dem Vorplatz stand, hatte Abdul Aziz nichts anderes bei sich als eine kleine Kreditkartenmaschine, die er in der Eile spontan aus der Moschee mitgenommen hatte. Diese schleuderte er auf Tarrant, als dieser eine andere Waffe aus seinem Auto holen wollte.

In der Moschee versteckten sich die Söhne von Aziz

Was folgt, ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Abdul Aziz und Brenton Tarrant. Aziz versteckt sich immer wieder zwischen parkierten Autos – immer mit dem Ziel, den Killer von der Moschee fern zu halten, wo sich auch seine vier Söhne versteckt hielten.

Mucad Ibrahim (†3) war mit seiner Familie in der Al Noor-Moschee. Er soll in den Armen seines Vaters gestorben sein.
Foto: Screenshot
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Dass es Tarrant nie bis in die Linwood-Moschee schafft und dort auf noch mehr Menschen schiessen kann, ist ebenfalls Aziz zu verdanken. Als der Angreifer nämlich nochmals zu seinem Wagen läuft und vermutlich erneut eine andere Waffe holen will, schnappt sich Aziz ein Gewehr, welches Tarrant am Boden liegen gelassen hatte. Zwar ist das Magazin der Waffe leer, doch Aziz wirft das Gewehr kurzerhand wie einen Speer auf die Windschutzscheibe von Tarrants Auto. «Das hat ihn wohl erschreckt», so Aziz. Der Angreifer stützt sich daraufhin ins Auto und ergreift die Flucht.

«Ich bin kein Held»

Tarrant konnte kurz nach der Attacke auf die Linwood-Moschee von der Polizei gefasst werden. Und Aziz? «Ich bin kein Held», sagt der Mann, der ursprünglich vor dem Krieg in Afghanistan geflüchtet war, zu seiner Tat. Er habe während des Angriffs nie Angst verspürt, sondern habe wie auf Autopilot funktioniert. Aziz ist überzeugt: «Gott fand wohl, dass es für mich noch nicht Zeit ist zu sterben.» (cat)

Hier wird der Christchurch-Attentäter verhaftet
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Video auf Twitter zeigt:Hier wird der Christchurch-Attentäter verhaftet

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