Hier wird der Christchurch-Attentäter verhaftet
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Video auf Twitter zeigt:Hier wird der Christchurch-Attentäter verhaftet

SRF-Korrespondent Urs Wälterlin zur Situation in Christchurch
«Die Muslime hier sind gut integriert»

In der neuseeländischen Stadt Christchurch ist es am Freitnachmittag (Ortszeit) zu Terroranschlägen auf zwei Moscheen gekommen. 40 Menschen starben. SRF-Korrespondent Urs Walterlin zeigt sich überrascht über den rechtsextremen Terror.
Publiziert: 15.03.2019 um 13:15 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2019 um 15:35 Uhr
Interview: Nicole Bruhin

Urs Wälterlin ist SRF-Korrespondent für Australien und Neuseeland. Er lebt seit 27 Jahren in Australien, derzeit in Canberra. Im Interview mit BLICK zum Terroranschlag im neuseeländischen Christchurch zeichnet Walterlin ein friedliches Bild der Kiwi-Insel.

BLICK: Hat Sie dieser Anschlag in Christchurch überrascht?
Urs Wälterlin:
Oh ja, das hat mich tatsächlich überrascht. Wie wohl so jeden Beobachter und Kenner dieses Landes. Neuseeland ist ein friedliches Land. Und wird es auch bleiben, wie Premierministerin Jacinda Ardern heute gesagt hat. Die Kriminalitätsrate ist vergleichsweise gering,  vor allem wenn es um Gewaltverbrechen geht.

Was hat zu diesem Attentat geführt? 
Es ist noch zu früh, das mit Sicherheit sagen zu können. Die Meldungen in den neuseeländischen Medien lassen allerdings darauf schliessen, dass Rassismus und Hass gegen andere eine Rolle gespielt haben dürften. Der australische Premierminister Scott Morrison hat bestätigt, dass es sich zumindest bei einem Täter um einen in Neuseeland lebenden australischen Rechtsextremen handelt. Der Terrorist und seine Kumpel scheinen aber den neuseeländischen Sicherheitsbehörden nicht als potenziell gefährlich aufgefallen zu sein. Sicher waren die vier gut vorbereitet und organisiert. 

Urs Wälterlin arbeitet seit 2003 in Australien als SRF-Korrespondent für Ozeanien.
Foto: Severin Nowacki

Gab es zuvor schon Spannungen zwischen Muslimen und Neuseeländern?
Es gibt natürlich auch in Neuseeland immer wieder Populisten, die versuchen, mit Polemik gegen Muslime und andere Minderheiten Stimmung zu machen. Aber im Vergleich mit anderen Ländern ist das sicher viel weniger häufig der Fall. Muslime fallen auch nicht auf. Sie machen nur gerade etwa ein Prozent der Bevölkerung aus. Es sind rund 50'000 Menschen. Die meisten stammen ursprünglich aus Pakistan oder Bangladesch. Wie praktisch alle Einwanderer sind auch sie gut integriert.

Gibt es in Neuseeland und Australien viele, die wie der Schütze Brenton Tarrant denken?
Ich würde das sehr bezweifeln. Aber auch hier: es gibt natürlich Ausnahmen, es gibt durchaus Extremisten. Ich bin sicher, dass die neuseeländischen Sicherheitsbehörden die kleine Szene in den kommenden Tagen und Wochen stark unter die Lupe nehmen werden.

In seinem Manifest nimmt der Schütze Brenton Tarrant mehrmals Bezug auf die Situation der Weissen in Europa. Wie fest sind die vergangenen Anschläge und die Situation in Europa Thema in Australien und Neuseeland?
Über die dortige Situation wird natürlich auch hier berichtet. Und gewisse destruktive Kräfte schöpfen sicher auch Hoffnung, mit Hinweis auf terroristische Taten durch Leute mit vermeintlich muslimischem Hintergrund, Stimmung machen zu können. Aber generell werden solche Polemiken aufgesaugt von der öffentlichen Meinung, die generell eben anders ist. Das Volk sieht, welch enormen Vorteil kontrollierte Immigration einem Land bringen kann. Sowohl Australien als auch Neuseeland sind geradezu Paradebeispiele dafür, wie Menschen aus aller Herren Länder in Frieden zusammenleben können. Ja, dieser Friede wurde heute besonders brutal gestört. Aber davon wird sich Neuseeland erholen. Und dabei vielleicht sogar noch stärker werden.

Alle aktuellen Informationen zum Attentat gibt es im Newsticker.

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