Weniger als die versprochenen 800
Die Post hat heimlich Filialen abgebaut

Die Post schraubt weiter an ihrem Filialnetz. Und dies, obwohl es im Lande mittlerweile weniger als 800 Poststellen gibt. Für Postchef Roberto Cirillo war das einst eine magische Grenze.
Publiziert: 07.05.2023 um 15:31 Uhr

Wenn immer in der Schweiz eine Poststelle schliesst, geht ein Murren durch die Bevölkerung. Selbst, wenn die immer weniger Briefe schreibt und den Zahlungsverkehr längst digital macht. Dennoch will sie eine Post im Quartier oder im Dorf haben. Egal, ob diese kaum mehr rentabel betrieben werden kann. Postschliessungen sind ein Politikum.

Die Ankündigung von Postchef Roberto Cirillo (51), dass die Post mit einem Netz von 800 Filialen eine stabile Grösse habe, wurde 2020 entsprechend wohlwollend aufgenommen. Bei 800 Poststellen sei fertig mit Schliessungen, sagte er auch im Blick. «Für die Zeit ab 2021 suchen wir Partner, um die verbleibenden 800 Filialen zusammen mit diesen als Dienstleistungszentren eigenständig führen zu können», sagte der Tessiner.

«Umwandlungen sind auch künftig möglich»

Diese Suche ist offensichtlich ins Stocken geraten. Denn die Post baut weiter Filialen ab. Die «Schweiz am Wochenende» hat nachgerechnet: Ende März sind es noch exakt 772. Also 28 Poststellen weniger als die in Aussicht gestellten 800 Stück. Kurz: Die Post hat ihr Versprechen nicht gehalten.

In der Schweiz ist die Zahl der Postfilialen unter 800 gesunken.
Foto: Keystone
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Was sagt der gelbe Riese dazu? «Einzelne Umwandlungen – selbstverständlich immer in Absprache mit den Gemeinden – sind auch in Zukunft noch möglich», sagt eine Post-Sprecherin. Künftige Filialschliessungen könnten «speziellen Umständen» geschuldet sein. Darunter fallen laut der «Schweiz am Wochenende» zum Beispiel Mietverträge, die auslaufen. Oder ein «markanter» Rückgang bei den Menschen, die eine Filiale aufsuchen.

35 Prozent weniger Umsatz mit Briefen

Gelogen habe man nicht. Die Post habe immer davon gesprochen, dass sie «die Zahl der eigenbetriebenen Filialen in der aktuellen Strategieperiode bei rund 800 stabilisieren» wolle, so die Sprecherin. «Wenn wir von ‹rund› 800 Filialen sprechen, kann die Anzahl auch darunterliegen.»

Dass immer weniger Kundinnen und Kunden eine Poststelle besuchen, ist offensichtlich. Seit 2016 ist das Geschäft mit Briefen um 35 Prozent geschrumpft. Das mit Einzahlungen um 38 Prozent. Da erstaunt es wenig, dass der Umsatz des defizitären Postfilialnetzes 2022 einen Verlust von 71 Millionen Franken gemacht hat. Weitere Schliessungen werden folgen. (pbe)

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