Rendez-vous mit der Romandie – Onkologin Solange Peters (49) aus Lausanne VD
Im Spagat zwischen Medizin und Politik

Solange Peters (49), Direktorin der onkologischen Abteilung des CHUV, hat ihrer Berufskarriere den Vorrang vor öffentlichen Ämtern gegeben. Sie galt lange als aufsteigender Stern der SP. In den kommenden Jahren dürfte sie auf die politische Bühne zurückkehren.
Publiziert: 02.09.2021 um 11:18 Uhr
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Adrien Schnarrenberger

Viel mehr Zeit haben. Das wünscht sich Solange Peters am meisten. Logisch, wenn man 70 Stunden in der Woche arbeitet und 24 Stunden am Tag während 365 Tagen im Jahr erreichbar ist. Das jedenfalls erzählt man sich von der Leiterin der onkologischen Abteilung des Universitätsspitals Waadt (CHUV). Auch dass die Waadtländerin nie Ferien mache. «Ich erhalte 350 E-Mails pro Tag. Wenn ich eine Woche wegfahre, bekomme ich 3000. Was solls also?», sagt Peters. Kommt hinzu, dass sie nur vier oder fünf Stunden pro Nacht schläft – wovon jeder Arzt abraten würde.

Solange Peters ist eine Frau, die an allen Fronten zu finden ist. Als Mutter von zwei Teenagern wollte sie sich nicht zwischen Karriere und Familienleben entscheiden. Sie macht also beides. Die Vorsitzende des Europäischen Ausschusses «Frauen für Onkologie» bedauert, dass weniger als 20 Prozent der Medizinprofessuren in der Schweiz in Frauenhand sind. Oft erzählt sie diese Anekdote: «Ich hatte einen spirituellen Vater in der Medizin. Er war 25 Jahre älter als ich und beschloss, dass ich seine Nachfolgerin werden sollte. Wenn er zu einem Kongress eingeladen wurde, bot er mir oft meinen Platz an. Ein oder zwei Jahre, nachdem ich seine Nachfolge angetreten hatte, erfuhr ich, dass jeder dachte, ich sei seine Geliebte ...»

Zurück zur Politik bis 2025

Solange Peters hat das Politisieren in den Genen, die Eltern waren beide Parlamentarier. 1996 wurde sie im Alter von nur 24 Jahren für die Sozialdemokraten in den Lausanner Gemeinderat gewählt.

Solange Peters ist seit 2016 Leiterin der Abteilung Onkologie am CHUV in Lausanne.
Foto: Keystone
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Als aufsteigender Stern der SP war sie für eine grosse Karriere bestimmt: Viele wollten sie ins Bundeshaus nach Bern bringen. Die junge Ärztin hat ihren Patienten bislang aber den Vorrang gegeben. Aber nicht mehr lange, denn die Medizinprofessorin hat gegenüber dem RTS angekündigt, dass sie bis 2025 in die Politik zurückkehren wird. Sie will gegen die steigenden Arzneimittelpreise und die mangelnde Transparenz der Pharmaunternehmen vorgehen.

Die brillante Lehrerin, die manchmal als autoritär beschrieben wird («Ich kann streng und wütend sein»), versteht es, pragmatisch zu sein und Entscheidungen zu treffen, die nicht nach ihrem Gusto sind. Andererseits wird sie eines der wenigen Dinge lernen müssen, die sie noch nicht beherrscht: einen Teil ihrer vielen Hüte abzulegen. Adrien Schnarrenberger

In dieser Rubrik stellen die Kolleginnen und Kollegen von Blick Romandie jeden Donnerstag eine Persönlichkeit vor, über die man in der Westschweiz spricht.

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