Rendez-vous mit der Romandie
Léonore Porchet trägt die Stimme der Strasse ins Parlament

Léonore Porchet ist mit 31 Jahren die jüngste Westschweizer Nationalrätin. Die Waadtländerin ist das Sinnbild der «violetten Welle» des Frauenstreiks, die vom Fortschritt im Parlament träumt.
Publiziert: 10.06.2021 um 06:50 Uhr
Sie mag grüne Augen haben – aber die Grüne Léonore Porchet ist im Herzen Feministin.
Foto: Instagram
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Adrien Schnarrenberger

«Gewählt und auf der Strasse», steht auf der Website von Léonore Porchet (31). Also folgen wir ihr, der Waadtländer Feministin, Umweltschützerin und Politikerin. Und zwar in dieser Reihenfolge.

Es ist kein Zufall, dass Porchet auf einem berühmten Bild des Frauenstreiks 2019 an vorderster Front zu sehen ist. Porchet mag grüne Augen haben, aber sie hat ein violettes Herz. Die feministische Sache ist ihr Kampf, und der hat sie bis in den Nationalrat geführt.

Sie lancierte «Eyes Up», eine App, mit der Opfer von Belästigungen auf der Strasse diese melden können. Ein Problem in ihrer Heimatstadt Lausanne, wo laut offiziellen Statistiken drei von vier Frauen zwischen 16 und 25 Jahren schon Opfer wurden.

Klassische Karriere, keine klassische Politikerin

Im Oktober 2019, vier Monate nach dem Frauenstreik, zog Porchet in den Nationalrat ein, nachdem sie im Lausanner Stadtrat und im Waadtländer Grossrat sass. Eine klassische Karriere.

Nur: Léonore Porchet hat nichts von einer klassischen Politikerin. Die Kommunikationsfachfrau scheut Provokationen nicht. Sie prangert auf offener Strasse die «Vergewaltigungskultur» an, schreit: «Die Vergewaltiger seid ihr, die Polizei, die Richter, der Staat.» Zeilen aus dem chilenischen Lied «Un violador en tu camino», das zur weltweiten Hymne des Feminismus geworden ist.

«AOC», die Waadtländer Version

Davon, dass sich Porchet nun in Bern an die konservativen Sitten anpasst, kann keine Rede sein. Dafür hat dieser Neophyt, diese neue Art Politikerin im Bundeshaus, auch gar keine Zeit. Sie muss das Klima retten und das Patriarchat beenden – nichts weniger. Doch beides sei das Gleiche, denn der Kampf gegen die globale Erwärmung «wird feministisch und sozial sein oder er wird nicht sein», wie sie gern sagt.

Die jüngste Romande in Bern ist vier Monate älter als Alexandria Ocasio-Cortez und hat vieles mit der US-Politikerin gemeinsam. Doch wenn sie die Schweiz so aufrütteln will wie «AOC» die USA, muss Porchet auch die Deutschschweiz erobern. Und die denkt beim Namen Porchet eher an Marie-Thérèse, die Kunstfigur des Kabarettisten Joseph Gorgoni. Vielleicht haben Sie den Namen Léonore Porchet hier zum ersten Mal gelesen. Es wird sicher nicht das letzte Mal sein.

In dieser Rubrik stellen die Kolleginnen und Kollegen von Blick Romandie jeden Donnerstag eine Persönlichkeit vor, über die man in der Westschweiz spricht.

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