Nationalbank hält an Negativzinsen fest
Die grösste Sorge gilt dem Immo-Markt

Die Schweizerische Nationalbank hält an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Rubel besitz die SNB keine, dafür macht sie sich Sorgen um den Immobilienmarkt.
Publiziert: 25.03.2022 um 00:16 Uhr
Christian Kolbe

Die Schweizerische Nationalbank bleibt cool und dreht nicht an der Zinsschraube. Dies, obwohl die SNB mit einer Jahresteuerung von über zwei Prozent rechnet. Auch wenn es die Schweizer Währungshüter nie so formulieren würden: Bevor nicht in der Eurozone die Zinsen steigen, wird die Nationalbank nichts an ihrer expansiven Geldpolitik ändern. Das heisst, der Leitzins in der Schweiz bleibt unverändert bei minus 0,75 Prozent.

Klar gilt die Sorge von SNB-Präsident Thomas Jordan (59) zuallererst den Menschen in der Ukraine und was der Krieg mit ihnen macht – und was dieser Konflikt für die Weltwirtschaft bedeutet. Die russische Invasion und deren Folgen dämpfen die Wirtschaftsaussichten in der Schweiz etwas, trotzdem soll es in diesem Jahr immer noch für ein BIP-Wachstum von 2,5 Prozent reichen. Angesichts der Kriegswirren in Europa eine ambitionierte Prognose.

Hauspreise steigen immer noch

Immerhin: Mit dem russischen Rubel hat die SNB keine Sorgen. «Die Nationalbank hat keine Geschäftsbeziehung mit der russischen Zentralbank und auch keine Rubel-Guthaben», antwortet Thomas Jordan auf eine Frage von Blick. Zudem habe die SNB ihre wenigen Vermögensanlagen in Russland beinahe auf null reduziert.

Die Schweizerische Nationalbank belässt den Leitzins unverändert bei minus 0,75 Prozent.
Foto: keystone-sda.ch
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Doch die grösste Sorge der Schweizer Währungshüter gilt der Situation auf dem Immobilienmarkt. Von «Verwundbarkeiten», die zugenommen hätten, ist die Rede. Die Preise stiegen stärker als Wirtschaftswachstum und tiefe Hypothekarzinsen es erwarten liessen, so Jordan. Die konkrete Sorge: «Es ist nicht auszuschliessen, dass es zu Korrekturen kommen kann.» Die Gefahr: Fallen die Häuserpreise rasant und auf breiter Front, dann kann das die ganze Wirtschaft in den Abgrund reissen.

Mit der Bank verhandeln

Stellt sich noch die Frage, warum trotz anhaltend rekordtiefer Zinsen vor allem die langfristigen Hypozinsen seit Anfang Jahr stark angezogen haben. Zumal die allermeisten Beobachter nicht vor 2023 mit einem Zinsschritt in der Schweiz rechnen. Marktbeobachter sprechen vom sogenannten «Tankstellenphänomen». Das heisst, die Preise – also die Hypozinsen – steigen schnell an, sinken aber nur langsam. Offenbar wollen viele Anbieter die Situation ausnützen, wenn sie bessere Margen wittern. Und sich auch absichern, wenn Unsicherheiten im Markt zu spüren sind.

Das zum Nachteil der Kunden, vor allem auch derjenigen, die ihre Hypothek erneuern müssen. «Der Bestandeskunde sollte seine Verhandlungsmacht einsetzen, mit seiner Bank feilschen und mit der Konkurrenz vergleichen», rät Moneypark-Gründer Stefan Heitmann (45). Denn wer zu schnell den Zins langfristig festlegt, zahlt unter Umständen jahrelang drauf.

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