Muss sich das Swiss-Personal die Spritze setzen?
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Umschlagplatz im Fricktal AG:Hier wird der Corona-Impfstoff gelagert

Das müssen Sie jetzt wissen
So wird die Schweiz in den nächsten Tagen geimpft

Die erste Impfstoff-Zulassung in der Schweiz ist da. Vor Weihnachten wurden im Kanton Luzern erste Personen geimpft. Nun stellen sich viele Fragen. Wer kommt zuerst dran? Wer zahlt dafür? Und ist Impfen Pflicht? BLICK gibt die wichtigsten Antworten.
Publiziert: 21.12.2020 um 07:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2021 um 12:27 Uhr
  • Covid-Impfungen: Wer als erstes geimpft wird in diesen Tagen
  • Wie der Impfstoff in die Kantone kommt
  • Wo Sie geimpft werden und ob Sie dafür zahlen müssen
  • Wie Sie überhaupt einen Termin für Covid-Impfung kriegen
  • Und hält die Impfung, was sie verspricht?
Swissmedic lässt ersten Corona-Impfstoff zu. Er kommt von Pfizer/Biontech.
Foto: imago images
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Ulrich Rotzinger

Die Schweiz gibt am Samstag, 19. Dezember, grünes Licht für den Start mit einem ersten Corona-Impfstoff. Sobald die ersten Dosen von Pfizer-Biontech auf Schweizer Boden angekommen sind, kann mit dem Impfen begonnen werden.

«Wir, die Armee, sind bereit», sagt Dan Aeschbach, Chef der Armeeapotheke. Letztere ist zuständig für die Lagerung und Verteilung an die Kantone. Es gebe enge Absprachen mit den Kantonen bis zum Abschluss der Impfaktion, versichert Aeschbach am Samstag. «Die Lager sind derart vorbereitet, dass wir grosse Mengen an Impfdosen in allen drei Temperaturkategorien aufnehmen können.»

Covid-19-Impfstoff: So wird die Schweiz geimpft

Die wichtigsten Informationen und Antworten auf die Fragen zur grössten Impfaktion der Geschichte:

Ist der Impfstoff schon in der Schweiz?


Offenbar ist er noch nicht im Land. Die ersten Impfstoffdosen werden in den nächsten Tagen in die Schweiz geliefert, sagt Anne Lévy, BAG-Direktorin. Die erste Lieferung beinhaltet 107’000 Impfdosen. Anfang Januar folgen weitere 250’000 Impfdosen. Diese Menge entspricht dem, was monatlich von Pfizer/Biontech zur Verfügung steht für die Schweiz. Der Bund hat von diesem Hersteller insgesamt drei Millionen Impfdosen bestellt.

Wann gehts los mit dem Impfen?

Sobald der Impfstoff in die Schweiz kommt, kann mit dem Impfen begonnen werden. Die 107’000 Impfdosen reichen für 53’500 Personen. Diese sollen, wenn möglich vor Weihnachten, spätestens Ende Dezember, geimpft werden. Im Kanton Luzern werden am Mittwoch die ersten Personen gegen Corona geimpft, sagt Guido Graf im «SonntagsBlick». Luzerns Gesundheitsdirektor spricht von einer Impf-Homebase in der Messe Luzern.

Wie oft wird geimpft?

Die Impfung soll vergleichbar sein mit einem Bienenstich. Zwei intramuskuläre Spritzen sind notwendig. Drei Wochen nach der ersten gibt es die zweite Dosis. Danach können Nebenwirkungen auftreten, die ähnlich jener sind, die bei der Grippeimpfung auftreten können. Das sind zum Beispiel Kopfschmerzen, leichtes Fieber, Übelkeit.

Wer wird zuerst geimpft?

Zum Zug kommen hier gefährdete Personen in «gezielt begleiteten Settings». Das wird einzelne Kantone betreffen. Mehr Details gibt es noch nicht. Die Information obliegt den Kantonen. Basel-Stadt kündigt am Samstag an, am 28. Dezember mit den ersten Impfungen zu beginnen. Zunächst nur Menschen ab 65 Jahren. Allgemein gilt laut BAG: Ab 4. Januar 2021 kann schweizweit in allen Kantonen mit Impfungen der Risikogruppen begonnen werden. Diese Gruppen umfassen ungefähr 2 Millionen Personen in der Schweiz, davon sind 1,6 Millionen Betagte.

Wann kommt die übrige Bevölkerung zum Zug?

Prioritär kommen besonders gefährdete Personen zum Zug, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. In zweiter Priorität: das Gesundheitspersonal. Und dann in dritter Priorität jene, die mit besonders gefährdeten Menschen zusammenleben. Vierte Priorität: Personen in Gemeinschaftseinrichtungen und deren Personal, zum Beispiel Behindertenheime. Hier bestehe ein erhöhtes Infektions- und Ausbruchsrisiko. Erst am Schluss kommt die übrige Bevölkerung an die Reihe. Das hängt mit der Verfügbarkeit des Impfstoffes und anderer Zulassungen zusammen. Bis die breite Masse geimpft ist, dürfte rund ein halbes Jahr vergehen.

Können geimpfte Personen das Virus übertragen?


Das ist noch nicht klar und wird in den nächsten Wochen untersucht, heisst es beim BAG. Daher gilt weiterhin auf für Geimpfte: Maske auf, Hände waschen, Desinfektion, Abstand halten.

Wie wirksam ist der Impfstoff überhaupt?


Die Wirksamkeit ist mit knapp 95 Prozent sieben Tage nach der zweiten Impfung sehr hoch. Heisst aber auch: Erst in vier Wochen nach der ersten Impfung ist ein Corona-Schutz vorhanden. Die üblichen Schutzmassnahmen gelten bis auf weiteres. Wie viele Monate oder Jahre der Corona-Schutz anhält, kann heute noch niemand sagen.

Werden Personen ausgenommen von der Impfung?


Laut Swissmedic ist die Datenlage für unter 16-jährige zu dünn. Daher ist die Biontech-Impfung für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen. Noch steht nicht fest, wann diese Altersgruppen geimpft werden können. Allen anderen steht die Impfung zur Verfügung. Nach oben ist keine Altersgruppe begrenzt.

Wie kommt der Impfstoff in die Schweiz, zu den Kantonen?


Der Impfstoff kommt primär über den Luftweg in die Schweiz. Die Armee nimmt die Impfstoffe entgegen, lagert sie an geheimen Orten bei Minus 70 Grad und verteilt sie anschliessend an die Kantone. Das ist aber erst der Fall, wenn der Impfstart kurz bevorsteht. Laut Armeeapotheke können die Kantone den Impfstoff anschliessend während maximal fünf Tagen bis 2 bis 8 Grad (im Kühlschrank) aufbewahren. Das heisst, dass die Impfung jeweils schnell ablaufen muss.

Wo werden die Impfungen für so viele Leute denn durchgeführt?


Es braucht Platz, das ist klar. Basel-Stadt führt die Impfungen in einem speziellen Impfzentrum in der Messe durch. Beim Impfen in Pflegeheimen kommen mobile Equipen zum Einsatz. Bis erste Personen in Pflegeheimen direkt geimpft werden, dauert es etwas länger wegen Abklärungen mit Beiständen, Hausärzten und Co, so der Kanton Basel-Stadt.

Wo müssen sich Interessierte melden?


Das ist noch unklar. Da gibt es wohl auch kantonale Unterschiede. Personen des Kantons Basel-Stadt, die sich impfen lassen möchten, müssen dazu auf einer Website oder unter einer Infoline einen Termin buchen. Die entsprechende Website und die Infoline sollen ab Montag um 10 Uhr für Buchungen geöffnet werden, heisst es. Ohne Termin sei keine Impfung erhältlich.

Was muss ich zur Impfung mitbringen?


Hier werden die Kantone noch informieren. Sicher ist: Es braucht die Identitätskarte und wohl auch die Karte des jeweiligen Krankenversicherers. Wie bei jeder anderen Impfung wird auch die Corona-Impfung vom Arzt im Impfbüchlein eingetragen. Zudem wird man die Impfung auch elektronisch registrieren können. Ob es einen Impfpass geben wird, ist unklar.

Muss ich die Impfung aus dem eigenen Sack bezahlen?


Auf keinen Fall. Die Impfung gibt es gratis. Sie ist von Franchise und Selbstbehalt befreit, versichert Swissmedic.

Darf ich auswählen, welchen Impfstoff ich haben möchte?

Wer in den nächsten Tagen geimpft wird, hat keine Wahl. Denn bislang hat nur der Impfstoff von Pfizer/Biontech die Zulassung in der Schweiz. Neben Pfizer/Biontech sind drei weitere Impfstoffe im Rennen dafür. Es sind dies die Impfstoffe von Moderna (mit Produktionspartner Lonza), Astrazeneca und Janssen-Cilag, einer Tochter des US-Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson. Bis eine Zulassung dieser Impfstoffe vorliegt, gibt es keine Wahlmöglichkeit. Und ob es dann eine gibt, ist heute schwer abzuschätzen.

Werde ich diskriminiert, wenn ich mich nicht impfen lasse?


Die Impfung ist freiwillig. Private hingegen dürfen Leistungen verweigern, wenn eine Person nicht geimpft ist. Eine Impfung gehört allerdings zu heiklen Personendaten. Fraglich sei, ob man jemanden dazu zwingen könne, diese offenzulegen, sagt Martin Dumermuth, Direktor Bundesamt für Justiz. Der öffentliche Verkehr hat eine Transportpflicht. Daher dürfen die SBB Nichtgeimpften die Mitnahme grundsätzlich nicht verbieten. Für ein Verbot brauchte es eine gesetzliche Ermächtigung.

Gilt die Quarantänepflicht auch für Geimpfte?


Wer nun denkt, der Quarantäne nach einer Corona-Impfung entkommen zu können, wird vom BAG enttäuscht. Geimpfte müssten sich weiterhin an die Schutzmassnahmen halten. Man wisse heute noch nicht, ob die Impfung auch davor schütze, das Virus zu übertragen. Dies werde sich erst im Verlaufe der nächsten Wochen und Monate, vielleicht auch Jahre zeigen.

Warum ging die Entwicklung so schnell?


Die Zulassungsanträge für den Impfstoff wurden in einem­ «Rolling-Review-Verfahren» bewertet. Damit wird mit der Beur­teilung des Impfstoffes durch die Zulassungsbehörden bereits begonnen, bevor alle erforder­lichen Daten vorhanden sind. Es wurde also laufend geprüft. Hinzu kommt: Erste Impfstoffkonzepte auf RNA-Basis entstanden bereits nach dem Auftauchen des sogenannten Mers-Erregers im Jahr 2012, einem Verwandten des aktuellen Coronavirus. Durch die Ähnlichkeit der Erreger liessen sich die Impfstoffe rasch anpassen. Zudem hat die Impfstoff-Suche den wohl grössten Wettlauf ausgelöst, den die Wissenschaft je gesehen hat. Hunderte Firmen beteiligten sich an der Forschung.

Bedeutet der Impfstoff eine Rückkehr zum normalen Leben?


Wohl erst mal nicht. Wissenschaftler plädieren dafür, auch geimpften Menschen die Corona-Regeln nicht zu erlassen – Abstand halten, regelmässiges Händewaschen und Maske tragen.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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