BlickPunkt über den Kampf gegen Corona
Wer solidarisch ist, lässt sich impfen

Bald beginnt der grösste Immunisierungs-Feldzug der Weltgeschichte. Nur die Impfung bewahrt wirksam vor einer Covid-19-Infektion. Wer sich nicht schützen lassen will, darf allerdings nicht verlangen, dass andere vorsichtig sind.
Publiziert: 19.12.2020 um 02:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2021 um 19:59 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Es ist schon fast ein Freitags-Ritual: Weil die Zahl der Neuinfektionen noch immer steigt, beschloss der Bundesrat auch gestern weitergehende Corona-Massnahmen.

Die ermutigendste Nachricht des Tages brachte gestern der «Tages-Anzeiger»: Swissmedic ist auf ein schnelleres Zulassungsverfahren umgeschwenkt. Damit könnten Impfungen bereits in den nächsten 14 Tagen beginnen, zeitgleich mit Deutschland!

Zuerst erhalten besonders Gefährdete die Injektion, dann das Gesundheitspersonal, nach den Helden der Corona-Krise kommen Menschen, die in engem Kontakt mit Angehörigen der Risikogruppen stehen, anschliessend solche, die ein höheres Ansteckungsrisiko tragen. Und dann, schliesslich, endlich: wir alle!

Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson

Zumindest alle, die wollen. Wer nicht geimpft werden will, muss auch nicht. Was eine heftige politische Diskussion entfacht hat: Dürfen Impfgegner benachteiligt werden?

Darauf gibt es nur eine vernünftige Antwort: Selbstverständlich!

Denn völlig selbstverständlich steht den Betreibern von Restaurants, Fussballstadien, Discos, Hotels, Konzerten, Skigondeln, Airlines, Kreuzfahrten oder Wellnessoasen – also von allem, was nicht lebensnotwendig ist, sondern Vergnügen bereitet – die Entscheidung darüber zu, wen sie begrüssen und bedienen möchten. Zur Not heisst es dann eben: Zutritt nur für Geimpfte!

In der Schweiz sterben derzeit Tag für Tag so viele Menschen an Corona, als würde alle 24 Stunden ein Flugzeug abstürzen. Die Impfung wird viele Leben retten – was für ein grandioser Fortschritt!

Die Immunisierung gegen Krankheiten ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Jeder Schweizer hat ein Impfbüchlein. Und jeder Schweizer lässt sich impfen. Denn viele Impfungen gehören zur medizinischen Grundversorgung.

Bereits vor der Pandemie brandmarkte die Weltgesundheitsorganisation WHO die sogenannte «Impfskepsis» als eine der zehn grössten Bedrohungen für die globale Gesundheit. Zwei bis drei Millionen Tote pro Jahr werden durch Immunisierung verhindert, weitere 1,5 Millionen jährlich könnte am Leben bleiben, wenn mehr geimpft würde.

Die Zulassungsbehörde Swissmedic prüft ausserordentlich sorgfältig. Nicht einmal in der aktuellen Notsituation hat sie sich unter Druck setzen lassen. Wir alle können ihrem Entscheid vertrauen. Die Schweiz geniesst zudem den Vorteil, dass in Grossbritannien und in den USA bereits Zehntausende geimpft wurden – und dass dort alles auf hohe Verträglichkeit und Wirksamkeit hindeutet.

Selbstverständlich darf jeder über seinen Körper selbst entscheiden. Doch wer sich nicht impfen lassen will, muss ebenso selbstverständlich die Folgen seines letztlich egoistischen Nicht-Handelns tragen.

Wer eine Impfung verweigert, darf sich auch nicht beklagen, wenn diese Unterlassung mit Nachteilen verbunden ist.

Wer sich nicht impfen lässt, handelt unsolidarisch und kann nicht mehr an die Solidarität der Mitmenschen appellieren und verlangen, dass diese sich weiterhin einschränken.

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