König Wenger brachte Staudenmann in Schwung
Der Weg vom kleinen Schwächling zum bösen Schwinger

Dank Kilian Wenger (31) hat sich Fabian Staudenmann (21) von der Couch-Potato zum Königsanwärter entwickelt.
Publiziert: 24.09.2021 um 11:42 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Diese Story hat Hollywood-Potenzial. Ein eher unsportlicher Bub vom Guggisberg sieht im Fernseher wie der 20-jährige Jüngling Killian Wenger aus dem Diemtigtal den Schwing-Thron erobert. Da machts bei Fabian Staudenmann klick. Er beginnt hart zu trainieren und grosse Träume zu hegen. Elf Jahre später ist dieser «Giel» aus dem Gantrisch-Gebiet so stark, dass er sein königliches Vorbild erstmals matt setzt.

«Mein Vater und mein Götti absolvierten zwar ein paar Wettkämpfe als Jungschwinger, aber ich hatte tatsächlich bis zu meinem zehnten Lebensjahr kaum Bezug zu dieser Sportart», verrät Staudenmann. «Ich hatte damals wirklich sehr wenig Kraft und war ziemlich unsportlich.»

Doch ein August-Wochenende im Sommer 2010 verändert das Leben des Sohnes einer Köchin und eines Käsers komplett. «Es war das Eidgenössische in Frauenfeld. Die Art und Weise wie Kilian Wenger dort König wurde, hat mich vor dem Fernseher derart fasziniert, dass ich kurz darauf den ersten Schwing-Schnupperkurs besuchte.»

Im Juli gelang Fabian Staudenmann der bislang grösste Wurf seiner Karriere.
Foto: Sven Thomann
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Ein sehr schwacher Beginn

Bei seinen ersten Versuchen im Schwingkeller muss er heftig Sägemehl fressen. «Die meisten gleichaltrigen Kontrahenten hatten bereits vier oder fünf Jahre Erfahrung. Sie waren mir deutlich überlegen. Aber weil ich ungern verliere, hat mich genau das angestachelt, um intensiv zu trainieren.»

Das sind Spitzenpaarungen im 1. Gang des Kilchberger Schwinget 2021
  • Samuel Giger (NOSV) - Joel Wicki (ISV)
  • Kilian Wenger (BKSV) - Damian Ott (NOSV)
  • Matthias Aeschbacher (BKSV) - Sven Schurtenberger (ISV)
  • Fabian Staudenmann (BKSV) - Domenic Schneider (NOSV)
  • Remo Käser (BKSV) - Werner Schlegel (NOSV)
  • Nick Alpiger (NWSV) - Samir Leuppi (NOSV)
  • Mike Müllestein (ISV) - Florian Gnägi (BKSV)
  • Patrick Räbmatter (NWSV) - Christian Schuler (ISV)
  • Michael Bless (NOSV) – Kilian von Weissenfluh (BKSV)

  • Curdin Orlik (BKSV) - Benji von Ah (ISV)
  • Andreas Döbeli (NWSV) – Roger Rychen (NOSV)

  • Samuel Giger (NOSV) - Joel Wicki (ISV)
  • Kilian Wenger (BKSV) - Damian Ott (NOSV)
  • Matthias Aeschbacher (BKSV) - Sven Schurtenberger (ISV)
  • Fabian Staudenmann (BKSV) - Domenic Schneider (NOSV)
  • Remo Käser (BKSV) - Werner Schlegel (NOSV)
  • Nick Alpiger (NWSV) - Samir Leuppi (NOSV)
  • Mike Müllestein (ISV) - Florian Gnägi (BKSV)
  • Patrick Räbmatter (NWSV) - Christian Schuler (ISV)
  • Michael Bless (NOSV) – Kilian von Weissenfluh (BKSV)

  • Curdin Orlik (BKSV) - Benji von Ah (ISV)
  • Andreas Döbeli (NWSV) – Roger Rychen (NOSV)

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Jetzt ist der Automatiker, der derzeit die Berufsmatura absolviert, 21 Jahre alt. Beim Eidgenössischen in Zug 2019 erkämpfte er sich den Kranz, diesen Sommer durfte er seine ersten beiden Kranzfestsiege feiern im Berner-Jura und am Mittelländischen. Dort besiegte der 1,91 Meter-Mann im Schlussgang sein früheres Idol Kilian Wenger - welch ein Märchen!

«Ich kann kaum glauben, dass einer, der bei meinem Königstitel ein zehnjähriger Knirps war, jetzt schon ein derart starker Schwinger ist. Da sieht man, wie schnell man alt wird», stöhnt der 31-jährige Wenger. «Fäbu schwingt mit mehr Gespür als ich. Zudem hätte ich gerne seine Beweglichkeit und seine Wettkampf-Übersicht.»

Corona-Phase perfekt genutzt

Staudenmann hat in der Corona-Pause noch einmal grosse Fortschritte erzielt. Das ist auch auf die Zusammenarbeit mit einem anderen Berner Schwingerkönig zurückzuführen. «In der Sportler-RS in Magglingen durften wir zwar nicht schwingen, dafür konnte ich mich dank den Trainings unter der Leitung von Matthias Glarner im athletischen Bereich weiterentwickeln.»

Beim letzten Kranzfest im Berner Jura hat sich Staudenmann im Anschwingen noch einmal mit Wenger duelliert, der sich in diesem unentschiedenen Gang leicht verletzt hat. «Ich hatte danach ein paar Tage Schmerzen am Schlüsselbein», sagt Wenger, der letzten Samstag Vater eines Bubes namens Remo Darian wurde.

Doch nun geht es ihm wieder gut. So gut, dass er in Kilchberg gemeinsam mit Staudenmann die Leader-Rolle im Berner Team interpretieren dürfte.

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