«Den Defibrillator konnte er mit dem Glauben nicht vereinbaren»
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Blick-Dubach zu Dwamena (†28):«Defibrillator konnte er mit Glauben nicht vereinbaren»

Ex-GC-Spieler Taipi erlebte Dwamena-Drama auf dem Platz
«In der Kabine haben beide Teams geweint»

Gjelbrim Taipi spielte schon in der Schweiz gegen Raphael Dwamena (†28). Nun war der Ex-GC- und St.-Gallen-Spieler beim tragischen Tod des Ghanaers auf dem Platz dabei und schildert das Drama.
Publiziert: 13.11.2023 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 11:58 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Eigentlich herrscht im albanischen Fussball riesige Euphorie. Das Nationalteam braucht gegen Moldawien und die Färöer nur noch einen Punkt, um an die EM 2024 zu fahren. Doch jetzt schockt der Tod von Ex-FCZ-Star Raphael Dwamena (†28) das Land. Auch Nationaltrainer und Ex-Barca-Star Sylvinho (49) kondoliert in den sozialen Medien. Dwamena brach am Samstag im Topspiel der heimischen Liga zusammen und verstarb später.

«Ganz Albanien trauert. Am Tag nach Raphas Tod ruhten neben dem Fussball auch alle anderen Ligen wie Basketball oder Handball», sagt Gjelbrim Taipi (30). Blick erreicht den früheren Spieler von Wil, St. Gallen, GC, Winterthur und Schaffhausen am Sonntagabend. Taipi spielt mittlerweile bei Meister Partizani Tirana und war auf dem Platz gegen Dwamenas KF Egnatia, als es zum Drama kam.

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«Rapha war wieder bei sich und hat geredet, als er in den Krankenwagen gebracht wurde.»
Partizani-Spieler Gjelbrim Taipi
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«Vor dem Spiel haben wir uns noch herzlich umarmt. 25 Minuten später brach er zusammen. Viele Spieler sind zu ihm hin und haben ihn abgeschirmt. Die Ärzte beider Teams und die Ambulanz kamen sofort», schildert Taipi. «Ich musste etwas Abstand halten. Ich konnte es nicht ertragen, den Menschen, der immer gelacht hat, am Boden liegen zu sehen. Es wäre schon am Fernsehen schlimm gewesen. Aber alles so direkt auf dem Platz mitzuerleben, ist wirklich hart.»

Schon in der Schweiz Gegenspieler: Gjelbrim Taipi (l.) trifft 2017 mit Schaffhausen in der Challenge League auf den FCZ mit Raphael Dwamena (2.v.l.).
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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«In Albanien habe ich ihm meine Hilfe angeboten»

Taipi ist wohl der Fussballer in der Liga, der Dwamena am besten gekannt hat. Der Kosovare spielte in der Challenge League mit Schaffhausen und in der Super League mit St. Gallen und GC gegen den FCZ mit dem Ghanaer. Zum Wiedersehen kommts letzten Frühling. Taipi: «Ich sagte ihm: Mensch, du warst bei Levante, was machst du hier in Albanien? Aber ich kannte natürlich seine Geschichte mit dem Herzen. Ich habe gesagt, er kann sich jederzeit bei mir melden, wenn er Hilfe braucht, sich im neuen Land zurechtzufinden.»

«Den Defibrillator konnte er mit dem Glauben nicht vereinbaren»
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Blick-Dubach zu Dwamena (†28):«Defibrillator konnte er mit Glauben nicht vereinbaren»

Dann hilft der Zufall mit, dass sich die beiden Ex-Super-League-Spieler vertieft kennenlernen. In der letzten Sommerpause sitzen sie mit ihren Frauen im selben Ferienflieger nach Dubai. «Ich denke jetzt oft an diesen Flug», sagt Taipi, «wir haben uns im Flieger stundenlang unterhalten, aber kaum über Fussball geredet. Er hat viel davon erzählt, wie sehr er sein Leben Gott widmet.»

Nach der Todesnachricht weinen viele Spieler

Man spürt durchs Telefon, Taipi macht der Verlust des Weggefährten zu schaffen. «Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.» Besonders schlimm sei die Wartezeit beim Spielunterbruch gewesen. «Rapha war wieder bei sich und hat geredet, als er in den Krankenwagen gebracht wurde. Also hiess es, wenn er in sicherer Obhut im Spital ist, könne weitergespielt werden», schildert der Mittelfeldspieler. 

Doch dann hätten Verbandsvertreter plötzlich davon gesprochen, dass die Lage um Dwamena ernst sei. «Kurz darauf teilten sie mit, er sei unterwegs gestorben. Ich konnte es nicht glauben. In der Kabine haben die Spieler beider Teams geweint», sagt Taipi traurig. 

Albanien steht unter Schock. Mit Dwamena ist nicht nur der Captain des Tabellenersten und der Torschützenleader gestorben. Sondern eine Art Gallionsfigur der ganzen Liga. Viele Menschen im fussballverrückten Land waren entzückt, dass ein ehemaliger La-Liga-Spieler im besten Alter in ihrer kleinen Liga spielt. Taipi: «Er war enorm beliebt. Wenn er seine Tore schoss, haben sogar die Fans der Gegner applaudiert.»

Doch am Samstag endete Dwamenas albanisches Märchen auf die schlimmstmögliche Weise.

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