«Den Defibrillator konnte er mit dem Glauben nicht vereinbaren»
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Blick-Dubach zu Dwamena (†28):«Defibrillator konnte er mit Glauben nicht vereinbaren»

Er liess seinen Defibrillator entfernen
Das tragische Leben von Dwamena (†28)

Er spielte beim FCZ, als Raphael Dwamena von einer riesigen Sturmhoffnung zum Fussballer mit dem Herzfehler wurde. Jetzt endet das Leben des einstigen Millionenmanns tragisch und viel zu früh in Albanien.
Publiziert: 11.11.2023 um 21:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2023 um 16:38 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Erst noch vor wenigen Wochen mehren sich die Medienberichte und Videoschnipsel, wie Raphael Dwamena (†28) in Albanien Tore am Fliessband schiesst. Der frühere FCZ-Stürmer ist mit Abstand der beste Spieler der albanischen Liga, ist Captain und Dauer-Torschütze für seinen Klub KF Egnatia. Ich freue mich, als ich von seinen vielen Toren erfahre. Dwamena scheint in Albanien doch noch sein Fussballerglück gefunden zu haben. Ich plane, den Topskorer bald für einen Artikel zu kontaktieren. 

Doch dafür ist es zu spät. Dwamena ist tot. Im Spiel am Samstag bricht der Angreifer zusammen. Er sei bei Bewusstsein im Spital angekommen, heisst es zunächst. Doch dann die Schocknachricht vom Tod.

Dwamena bricht auf dem Platz zusammen und stirbt – ein tragisches Leben geht tragisch zu Ende. Es ist das unheilvolle Szenario, das seit Jahren den Ghanaer immer begleitete. Egal, wo er seine ins Stocken geratene Karriere wieder neu lancieren wollte. Denn Dwamena war der Fussballer, der einen Herzfehler hatte. Dwamena war der Fussballer, der deshalb zuerst ein Herzrythmus-Überwachungsgerät und dann auch einen Defibrillator eingesetzt bekam. 

Raphael Dwamena (†28): Der verstorbene Fussballer posiert 2017 im FCZ-Museum.
Foto: TOTO MARTI
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Er liess trotz Warnung Defibrillator wieder entfernen

Aber Dwamena ist auch der Fussballer, der seinen Defibrillator und auch das Gerätchen zur Aufzeichnung wieder entfernen liess. Der Defibrillator sei zweimal aus Versehen aktiv geworden, sagte Dwamena vor einem Jahr bei «CH Media». Als er in Dänemark spielte und dann auch bei Ösi-Zweitligist Blau-Weiss Linz mitten in einem Spiel. Ob er jeweils wirklich nur vom versehentlichen Elektroschock zu Boden ging, wusste nur Dwamena selber. Fakt ist: Bei beiden Vereinen spielte er nach den Zwischenfällen nie mehr.

«Ich bin fassungslos, dass er so jung gehen musste»

Thomas Bickel (60), FCZ-Chefscout, damals FCZ-Sportchef: «Das ist sehr tragisch. Er war ein feiner, korrekter und intelligenter Mensch und zudem ein toller Fussballer. Ich bin sehr traurig. Ich habe mitbekommen, dass man ihn überzeugen wollte, mit Fussball spielen aufzuhören und vielleicht Scout zu werden. Doch Fussball spielen war seine grosse Leidenschaft. Nun ist er leider viel zu früh von uns gegangen.»

Alain Nef (41), FCZ-Co-Trainer, damals FCZ-Teamkollege: «Die Nachricht war ein Schock. Rapha war ein sehr angenehmer Mitspieler. Über das fussballerische Können müssen wir sowieso nicht diskutieren, er war ein überragender Spieler. Als Typ war er sehr ruhig und zurückhaltend. Ich bin traurig, dass er so jung gehen musste.»

Kay Voser (36), SRF-Experte, damals FCZ-Teamkollege: «Du bist für mich der mutigste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Du hast trotz deinem Herzleiden weiterhin deinen Traum gelebt. Ich weiss, du warst gläubig. Möge Gott dich in seine Arme schliessen.»

Pa Modou (33), Dietikon-Spieler, damals FCZ-Teamkollege: «Ich bin fassungslos, dass er so jung sterben musste. Wir haben uns sehr gut gekannt, auch unsere Frauen haben viel Kontakt. Ich bin enorm traurig, mir fehlen die Worte.»

Ludovic Magnin (44), Lausanne-Trainer, damals FCZ-Trainer: «Eine wirklich traurige Woche. Es wurde einem wieder mal bewusst, wie unwichtig eigentlich der Fussball ist. Anfang Woche starb die Mutter von Haki und Muri, dann die Mutter der Di-Giusto-Brüder, die ich vom FCZ her sehr gut kenne. Und nun auch noch Rapha. Ich habe es kurz vor der Teamsitzung erfahren, das war ein Schock. Es tut sehr weh. Er war ein herzensguter Mensch und ein Musterprofi, hat immer Vollgas gegeben und sich auch klaglos auf die Bank gesetzt. Ein super Typ, er hat sich auch in den Jahren nach dem FCZ immer wieder mal bei mir gemeldet. Auch wenn die Gefahr bei ihm natürlich bestand, man dachte immer, es passiert sicher schon nichts.»

Petar Alexandrov (60), Aarau-Co-Trainer, damals FCZ-Stürmertrainer: «Rapha war ein super Mensch. Ich habe nur gute Erinnerungen an ihn. Egal, wo er nach unserer gemeinsamen Zeit gespielt hat, er hat sich immer wieder bei mir gemeldet. Ich bin sehr traurig.»

Philipp Degen (40), Spielerberater: «Die Nachricht von deinem Tod macht mich fassungslos. Mir fehlen die Worte, meine Trauer und Bestürzung auszudrücken. In Gedanken bin ich bei dir. Ich wünsche Ama und deiner Familie viel Kraft und Zuversicht.» (md/Mi.W./wen)

Thomas Bickel (60), FCZ-Chefscout, damals FCZ-Sportchef: «Das ist sehr tragisch. Er war ein feiner, korrekter und intelligenter Mensch und zudem ein toller Fussballer. Ich bin sehr traurig. Ich habe mitbekommen, dass man ihn überzeugen wollte, mit Fussball spielen aufzuhören und vielleicht Scout zu werden. Doch Fussball spielen war seine grosse Leidenschaft. Nun ist er leider viel zu früh von uns gegangen.»

Alain Nef (41), FCZ-Co-Trainer, damals FCZ-Teamkollege: «Die Nachricht war ein Schock. Rapha war ein sehr angenehmer Mitspieler. Über das fussballerische Können müssen wir sowieso nicht diskutieren, er war ein überragender Spieler. Als Typ war er sehr ruhig und zurückhaltend. Ich bin traurig, dass er so jung gehen musste.»

Kay Voser (36), SRF-Experte, damals FCZ-Teamkollege: «Du bist für mich der mutigste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Du hast trotz deinem Herzleiden weiterhin deinen Traum gelebt. Ich weiss, du warst gläubig. Möge Gott dich in seine Arme schliessen.»

Pa Modou (33), Dietikon-Spieler, damals FCZ-Teamkollege: «Ich bin fassungslos, dass er so jung sterben musste. Wir haben uns sehr gut gekannt, auch unsere Frauen haben viel Kontakt. Ich bin enorm traurig, mir fehlen die Worte.»

Ludovic Magnin (44), Lausanne-Trainer, damals FCZ-Trainer: «Eine wirklich traurige Woche. Es wurde einem wieder mal bewusst, wie unwichtig eigentlich der Fussball ist. Anfang Woche starb die Mutter von Haki und Muri, dann die Mutter der Di-Giusto-Brüder, die ich vom FCZ her sehr gut kenne. Und nun auch noch Rapha. Ich habe es kurz vor der Teamsitzung erfahren, das war ein Schock. Es tut sehr weh. Er war ein herzensguter Mensch und ein Musterprofi, hat immer Vollgas gegeben und sich auch klaglos auf die Bank gesetzt. Ein super Typ, er hat sich auch in den Jahren nach dem FCZ immer wieder mal bei mir gemeldet. Auch wenn die Gefahr bei ihm natürlich bestand, man dachte immer, es passiert sicher schon nichts.»

Petar Alexandrov (60), Aarau-Co-Trainer, damals FCZ-Stürmertrainer: «Rapha war ein super Mensch. Ich habe nur gute Erinnerungen an ihn. Egal, wo er nach unserer gemeinsamen Zeit gespielt hat, er hat sich immer wieder bei mir gemeldet. Ich bin sehr traurig.»

Philipp Degen (40), Spielerberater: «Die Nachricht von deinem Tod macht mich fassungslos. Mir fehlen die Worte, meine Trauer und Bestürzung auszudrücken. In Gedanken bin ich bei dir. Ich wünsche Ama und deiner Familie viel Kraft und Zuversicht.» (md/Mi.W./wen)

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Doch Dwamena fasst den Entschluss, den Defibrillator entfernen zu lassen. Sein Spieleragent Philipp Degen erzählte mir, dass er dem Stürmer dringend ausreden wollte, das potenziell lebenserhaltende Gerät ausbauen zu lassen. Auch die Ärzte haben viel Vorbehalte. Doch der Ghanaer fühlt sich mit der Technik im Körper unwohl. Auch, weil es seinem Glauben widerstrebt, dass eine Maschine im Menschen eingreift.

Es geht eine Zeitlang gut. Dwamena hat zwar keinen Klub mehr, behilft sich mit Spielen beim interregionalen 2.-Ligisten Old Boys Basel. «Ich habe Vertrauen in Gott. Er hat einen Plan mit mir. Wenn Gott mir sagt, dass ich aufhören soll, höre ich auf», sagt er letztes Jahr zu «20 Minuten». 

Seine Eltern lernte er erst mit 21 Jahren kennen

Aber kein Profiklub in Westeuropa engagiert ihn mehr. Das Risiko ist zu gross. Doch Dwamena ist der Fussballer, der trotz seines Herzens einfach immer weiter Fussball spielen wollte. Der frühere Zürcher landet im letzten Januar in Albanien. Dwamena ist mutig, er geht das lebensbedrohliche Risiko ein, ohne Defibrillator wieder zu kicken. «Ich nehme das ganze Risiko auf mich. Passiert etwas, bin ich schuld», sagt er furchtlos. Es geht in Albanien monatelang gut. Bis zu diesem verhängnisvollen 11. November. 

Zum Fussballer mit dem Herzfehler wird Dwamena beim FCZ. Zuvor deutet vieles auf eine glanzvolle Karriere hin. Der Stürmer wächst in Ghana in bescheidenen Verhältnissen als vermeintlicher Vollwaise bei seiner Grossmutter auf. Erst mit 21 Jahren lernt er seine Eltern kennen. Er weiss nichts von ihnen und auch nichts von seinen Geschwistern, als er als Teenager von Red-Bull-Scouts auf der Strasse entdeckt wird.

Enorm freundlicher Mensch

Mit 18 Jahren hat er in Österreich schreckliches Heimweh, doch Dwamena beisst sich für den Traum vom Fussballprofi durch. Ich lerne ihn in Zürich als enorm umgänglichen und freundlichen Menschen kennen. Er ist ein Musterprofi, auf und neben dem Platz. Wem er seine sich abzeichnende grosse Karriere zu verdanken hat, macht der streng gläubige Dwamena fast in jedem Gespräch klar: Gott.

Nach seinem Traumsommer 2017 mit dem Super-League-Aufstieg und dem Doppelpack beim Debüt für Ghana will ihn Brighton mit rund 15 Millionen zum FCZ-Rekordtransfer machen. Doch dann wird beim Medizincheck ein Herzfehler entdeckt, der Wechsel platzt. Ab diesem Moment ist Dwamena der Fussballer mit dem Herzproblem, auch wenn er es ein Jahr darauf mit dem Millionenwechsel zu Levante doch noch in eine Topliga schafft.

In Albanien fand er sein Glück

Es wird still um Dwamena. Von Toren vernehme ich nur noch sporadisch. Bis er und seine Frau in Albanien scheinbar tatsächlich ihr Glück gefunden zu haben scheinen. Doch die Videoschnipsel, die jetzt vom Balkan kommen, machen nur noch traurig: Wir sehen Dwamena bei einem kürzlichen Interview nach einem Tor, er sagt: «Zu treffen, ist schön. Aber das Wichtigste ist, dass ich lebe. Viele Menschen sterben. Ich lebe. Das ist wunderschön.»

Doch jetzt ist Dwamena mit seiner Grossmutter, die ihn grosszog und die im April 2017 verstarb, wieder vereint. Er war zu mutig für diese Welt.

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