So sieht Hischiers Alltag in der Sportler-RS aus
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«Militär gehört zur Pflicht»
So sieht Hischiers Alltag in der Sportler-RS aus

Nico Hischier (21) nutzt den Corona-Sommer, um die Spitzensport-RS in Magglingen zu absolvieren. Der Stürmer der New Jersey Devils muss sich noch an den Gedanken gewöhnen, im Spätsommer die NHL-Playoffs im TV schauen zu können.
Publiziert: 08.07.2020 um 21:10 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 19:09 Uhr
Nicole Vandenbrouck

BLICK: Nico Hischier, wie ist das Leben als Sport-Soldat?
Nico Hischier: Spannend. Wir erleben hier viel Interessantes, das wir sonst nicht würden. Und es bringt Abwechslung, die tut mir gut.

Nennen Sie ein Beispiel.
Wir haben die Sanitäter-Ausbildung absolviert.

Also Sie können jetzt Leben retten?
Das kann man so sagen. Man weiss ja nie, wenn es mal darauf ankommt. Und jetzt weiss ich, wie helfen.

Das «Tenü grün» mit Namensschild gehört zum Alltag von Nico Hischier in der Spitzensport-RS in Magglingen.
Foto: keystone-sda.ch
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Warum war es für Sie so wichtig, die Spitzensport-RS machen zu können?
Weil ich das Militär schon lange im Hinterkopf hatte. Es gehört zur Pflicht eines Schweizers. Jeder 18-Jährige bekommt das Aufgebot. Als ich die Möglichkeit erkannte, die Spitzensport-RS machen zu können, wurde es für mich noch präsenter. In diesem Corona-Sommer ist es nun die perfekte Lösung für mich. Ich kann alles super verbinden. Militär machen, mich etwas vom Hockey ablenken, aber trotzdem so gut trainieren, dass ich ready bin für die nächste Saison.

Bekamen Sie Reaktionen von Ihren Devils-Teamkollegen? In den USA hat das Militär ja einen besonderen Stellenwert.
Ja, das ist so. Einige schrieben mir, wollten wissen, was ich genau mache. Ich erklärte ihnen dann, wie das bei uns abläuft. Es ist nicht vergleichbar mit dem Militärdienst in Amerika, das haben sie dann schnell verstanden.

Wie sieht ein Tag für Sie als Sportrekrut aus?
Unterschiedlich. Zu Beginn der RS fand das Militär eine moderne Lösung. In den ersten Wochen noch während dem Lockdown absolvierten wir die militärische Ausbildung online im Homeoffice. Das hat super geklappt. Nun hier in Magglingen stehen weitere interessante Themen an, wie zum Beispiel Mentaltraining, Ernährung oder Social Media. Täglich gibt es zwei Slots für die Trainings, einen jeweils am Morgen und Nachmittag.

Werden Sport-Rekruten auch an der Waffe ausgebildet?
Bis vor zwei Jahren war das noch so, danach wurde es abgeschafft für die Sportler.

Das Coronavirus beherrscht die Welt, wie beeinflussen die Schutzmassnahmen Sie hier in Magglingen?
Alles ist speziell. Beim Essen müssen wir Handschuhe tragen bei der Ausgabe, wir halten Abstand an den Tischen. Aber daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Es war nur in den ersten beiden Wochen komisch.

Und Sie sind alleine in den Zimmern untergebracht.
Stimmt, das ist auch anders, normalerweise wären wir zu zweit in einem Zimmer. So wie ich das bei unseren NHL-Auswärtsreisen auch immer bin. Da habe ich noch kein Einzelzimmer.

Ist die Corona-Situation unter den Sport-Rekruten ein Thema?
Sicher, in den ersten Wochen aber noch intensiver. Da hatte man wirklich das Gefühl, dass überall nur über das Coronavirus gesprochen wird. Mittlerweile kommen auch andere Themen auf.

Zum Beispiel Hockey? Sie sehen ja genügend Berufskollegen aus der National League hier oben.
Ja, natürlich, ich kenne ja alle, und da tauscht man sich aus, was in den letzten Monaten im Leben so alles passiert ist. Aber die Ungewissheit, wie und wann es hier weitergeht, spürt man schon auch. Ich selbst weiss ja auch nicht, wann in der NHL die nächste Saison startet. Ich versuche aber, mir nicht zu viele Gedanken deswegen zu machen.

Die NHL-Playoffs starten am 1. August, jedoch ohne Ihre New Jersey Devils.
Leider, so kann ich aber diesen Sommer und die 18-wöchige Spitzensport-RS nutzen, um mich optimal auf die nächste Saison vorzubereiten. Wann auch immer die startet.

Ist es schwierig, jetzt trotzdem den Fokus zu behalten?
Ja, das ist schwierig. Wenn man nicht weiss, auf welches Datum man hin trainiert, ist es schon ein komisches, ungewohntes Gefühl. Aber im Hinterkopf weiss man, dass es irgendwann losgehen wird und so findet man die Motivation.

Wann waren Sie das letzte Mal auf dem Eis?
Letzten Freitag, ich gehe freitags am Nachmittag ab und zu noch aufs Eis in Burgdorf für ein Skills-Training mit sechs, sieben anderen Spielern. Ich vermisse es! Natürlich würde ich jetzt lieber noch richtig Hockey spielen.

Stattdessen schauen Sie sich mitten im Sommer die Playoffs am TV an.
Das wird auch sehr komisch, da muss ich mich zuerst daran gewöhnen.

Haben Sie irgendwelche Vorgaben der Devils bekommen, die Sie erfüllen müssen?
Ich habe mit dem Klub abgemacht, dass ich in der Schweiz mit meinem persönlichen Konditionstrainer arbeiten kann. Er tauscht sich dann regelmässig mit dem der Devils aus.

Gibt es Ihnen ein Gefühl der Sicherheit inmitten der ungewissen Corona-Krise, dass Sie bei den Devils einen 7-Jahres-Vertrag im Wert von über 50 Millionen Dollar unterschrieben haben?
Ja, das kann man schon so sagen. Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich den Vertrag Anfang Jahr schon unterschrieben habe und alles so geklappt hat. Theoretisch hätte man es ja noch hinauszögern können. Ich bin sicher beruhigter, als wenn ich in dieser Situation noch vertragslos dastünde und verhandeln müsste.

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