Josi wünscht sich neuen Präsi
So erleben unsere NHL-Schweizer die Rassen-Unruhen

Dunkelhäutige Teamkollegen, die aufs Übelste beschimpft werden und ein Supermarkt im Wohnquartier, der durch eine Demonstration komplett verwüstet wird – so erleben unsere NHL-Stars die Rassenunruhen in den USA.
Publiziert: 21.06.2020 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2020 um 12:19 Uhr
Marcel W. Perren

Roman Josi sitzt in seiner prächtigen Villa in Forrest Hills, rund 30 Minuten vom Stadtzentrum Nashvilles entfernt. Gedanklich ist er aber in der alten Heimat. «Ich denke daran, wie schön es ist, wenn man in einem Schweizer Land­gasthof sitzt und ein Rahmschnitzel mit Nudeln isst.»

Wahrscheinlich denkt der Captain der Predators in diesen Tagen besonders gerne an die heimeligen Zeiten zurück, weil ihn einiges, was derzeit in seiner Wahlheimat passiert, befremdet. «Die USA haben ein ernsthaftes Rassismus-Problem. Und dagegen möchte auch ich etwas tun.»

Josi ist in der Hauptstadt von Tennessee bekannt für sein grosses Herz. Der dreifache NHL-All-Star, der im Jahr neun Millionen Dollar verdient, engagiert sich seit Jahren für die Obdachlosenhilfe. Und jetzt will er eine ordentliche Geldspende für den Kampf gegen den Rassismus tätigen. Seit der Afroamerikaner George Floyd am 25. Mai in Minneapolis von einem Polizisten getötet wurde, hat Josi mit einigen Hochkarätern anderer NHL-Teams Kontakt aufgenommen. «Wir diskutieren zusammen über eine Aktion, die wir als NHL-Vertreter im Kampf gegen den Rassismus lancieren wollen. Wir möchten ein besonderes Zeichen setzen.»

Roman Josi sitzt zurzeit in seiner Villa in Forrest Hills und beobachtet die Lage in den USA.
Foto: Sven Thomann
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«Sie mussten sich in Garderobe blöde Sprüche anhören»

Das will auch Nino Niederreiter, der in seiner Zeit bei den Minnesota Wild hautnah miterleben musste, dass farbige Spieler in der besten Eishockey-Liga der Welt mehr Tiefschläge einstecken müssen. «Mit Matt Dumba und Chris Stewart hatten wir damals zwei dunkelhäutige Spieler im Team. Beide gehörten zu meinem Freundeskreis. Ich habe mehrmals mitbekommen, wie Chris und Matt über Social Media aufs Übelste rassistisch angegriffen wurden. Sie mussten sich aber auch in der Garderobe immer wieder blöde Sprüche anhören.»

Seit Januar 2019 verdient der Churer Goalgetter sein Geld bei den Carolina Hurricanes. Das Team ist in Raleigh stationiert, der Hauptstadt des US-Bundesstaats North Carolina. Auch hier wird «El Nino» mit den Rassenunruhen konfrontiert: «In meinem Quartier wurde zuletzt bei einer Demonstration der Supermarkt total verwüstet.»

Josi wünscht sich neuen Präsidenten

Josi hofft auch deshalb, dass die Zeit von Präsident Donald Trump bald ablaufen wird: «Die USA brauchen ganz dringend eine Veränderung. Ich wünsche mir deshalb eine besonders hohe Beteiligung bei den nächsten Wahlen und dass dieses Land an der Spitze einen neuen Kopf bekommt.»

Wann die NHL-Stars ihr grosses Zeichen gegen den Rassismus auf dem Eis setzen können, ist aufgrund der immer noch hohen Corona-Ansteckungsrate in Nordamerika unsicher. Josi: «Zurzeit ist geplant, dass wir am 10. Juli das Training mit der Mannschaft wieder aufnehmen werden. Doch dieses Datum könnte schon bald wieder geändert werden.»

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