Zweiter Corona-Booster
Schweizer Ärzte wollen nicht auf Impfempfehlung warten

Eine zweite Corona-Auffrischimpfung ist in der Schweiz noch nicht geplant. Impfwillige können sich den vierten Piks aktuell nur off label holen.
Publiziert: 03.04.2022 um 11:35 Uhr

Seit Freitag sind die Corona-Massnahmen in der Schweiz aufgehoben. Im Alltag kehrt Normalität ein. Doch das Virus bleibt. Für Mediziner stellt sich deshalb die Frage nach dem Schutz. Die Booster-Impfung ist bei vielen bereits einige Monate her.

In Israel wird Ü-60-Jährigen bereits seit Januar die vierte Impfdosis zur Verfügung gestellt. Das Resultat: Im Vergleich zu den einfach Geboosterten war die Sterblichkeit bei den vierfach Geimpften um 78 Prozent tiefer.

In den USA dürfen sich Personen ab 50 Jahren vier Monate nach der letzten Impfung den vierten Piks abholen. In Deutschland gilt eine Impfempfehlung für alle ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Immunschwäche oder Mitarbeiter in der Gesundheitsbranche.

In der Schweiz ist die vierte Impfung derzeit nicht empfohlen. Nur off label ist sie möglich.
Foto: Keystone
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Off-label-Impfungen

In der Schweiz dagegen wartet die Impfkommission mit einer Empfehlung. Die Ärzte wollen allerdings bereits jetzt impfen – sie tun es off label. «Der Patient muss ein Papier unterschreiben, sodass der Arzt bei Komplikationen nicht haftet», erklärt der Infektiologe Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich.

Gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt er, für wen seiner Meinung nach der zweite Booster Sinn mache. «Ich rate Immunsupprimierten, aber auch Personen ab 70 Jahren, vier Monate nach der letzten Impfung zu einem zweiten Booster.» Der Impfschutz sei «etwa einen Monat nach der Impfung am höchsten und lässt dann langsam nach».

Günthard empfiehlt Pfizer-Booster

Günthard verweist auf die Daten aus Israel. «Die Gefahr eines schweren oder gar tödlichen Verlaufs oder einer Behandlung auf der Intensivstation sinkt mit dem zweiten Booster etwa um den Faktor vier.»

Weil in Israel mit Pfizer/Biontech geimpft wurde, empfiehlt Günthard, Menschen in der Schweiz ebenfalls auf diesen Impfstoff zu setzen. «Bei Moderna liegen bisher noch keine grösseren Datensätze vor», sagt Günthard.

Der Bund geht davon aus, dass spätestens im Herbst eine Auffrischimpfung zumindest für Teile der Bevölkerung nötig sein wird. So sieht das auch der Infektiologe. «Es ist sinnvoll, für eine allfällige weitere Welle im Herbst gewappnet zu sein.» (man)

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