Neue Daten aus Israel
Sollen Senioren doch zum vierten Piks antreten?

Laut neuen Daten aus Israel senkt der zweite Booster gegen Corona die Sterblichkeit bei gestiegenem Alter deutlich. Das befeuert nun die Debatte über den vierten Piks bei Senioren.
Publiziert: 01.04.2022 um 10:36 Uhr

Wenn es ums Impfen geht, ist Israel seit Beginn der Pandemie ganz vorne mit dabei. Auch auf die Omikron-Welle hat der Impf-Turbo schnell reagiert und bot schon im Januar über 60-Jährigen eine vierte Impfdosis mit dem Stoff von Pfizer/Biontech an.

Forscher aus Israel haben deren Wirkung nun untersucht. Geprüft wurden Daten von über 560'000 Menschen zwischen 60 und 100 Jahren, die teils einmal, teils zweimal geboostert wurden. Der Effekt war laut der Studie gross: Im Vergleich war die Sterblichkeit bei den vierfach Geimpften um 78 Prozent tiefer als bei jenen, die nur eine Auffrischung bekommen haben.

Streit um vierten Piks geht schon los

Noch ist die erst letzte Woche veröffentlichte Studie im Preprint, also noch nicht unabhängig geprüft. Trotzdem haben die Erkenntnisse schon für Furore gesorgt, vor allem in Deutschland. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59) hat mit Verweis auf die israelischen Daten gar schon einen vierten Piks für alle über 60-Jährigen in Europa gefordert. Die deutsche Impfkommission empfiehlt den zweiten Booster bereits für über 70-Jährige.

Kein Land war so schnell mit Impfen wie Israel.
Foto: keystone-sda.ch
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Gleichzeitig häufen sich aber auch die kritischen Stimmen – denn die israelischen Daten haben auch ihre Tücken. Zwar wurden die Daten von über einer halben Million Menschen geprüft, das absolute Sterberisiko war aber sehr klein. So verstarben im Studienzeitraum 92 doppelt geboosterte Personen und 232 Personen, die nur eine Auffrischung erhalten hatten. Zudem war der Studienzeitraum sehr kurz.

Jüngere brauchen wohl keinen zweiten Booster

Die Schweizer Impfkommission ist beim Thema Auffrischimpfung bislang zurückhaltend. Allerdings geht der Bund durchaus davon aus, dass spätestens im Herbst eine Auffrischimpfung zumindest für Teile der Bevölkerung nötig sein wird, wie aus Szenarien für den weiteren Verlauf der Pandemie hervorgeht.

Nur am Rande Thema sind erneute Auffrischimpfungen bislang bei der jungen und gesunden Bevölkerung, da deren Wirkung umstritten ist. Bisherige Studien haben kaum Hinweise darauf erbracht, dass ein zweiter Booster bei ihnen einen grossen Unterschied macht. So ist ein Team aus deutschen Forschenden zum Schluss gekommen, dass die vierte Impfung nur geringfügig den Schutz vor Infektionen mit Omikron-Subtypen erhöht. (gbl)

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