Abzocke in Millionenhöhe
Zürcher Badi-Pächter wird von US-Ermittlern gesucht

Mit Peter S.* hat eine Zürcher Gemeinde endlich einen neuen Pächter für die Badi gefunden. Was die Gemeinde noch nicht wusste: Nach S. wird in den USA gefahndet. Auch in der Schweiz ist er kein unbeschriebenes Blatt.
Publiziert: 21.07.2022 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2022 um 17:24 Uhr

Monatelang suchte eine Gemeinde am Zürichsee nach einem neuen Pächter für den Badi-Kiosk. Jetzt hat die Suche endlich ein Ende: Mit dem Zürcher Peter S.* hat die Gemeinde einen neuen Gastronomen für die Badeanstalt gefunden. Gemeinsam mit seiner Frau, die Hauptpächterin ist, wird er die Bewirtschaftung des Kiosks übernehmen.

Ende gut, alles gut – könnte man denken. Wie die «Republik» schreibt, ist der Goldküstengemeinde nämlich ein klitzekleines Detail entgangen: In den USA wird nach Peter S. gefahndet! Dies macht S., der früher als Banker tätig war, wohl zum meistgesuchten Badi-Pächter der Welt.

Zockte Peter S. gutgläubige Menschen ab?

Der mutmassliche Täter soll Mitglied einer zehnköpfigen Bande gewesen sein, der höchst kriminelle Machenschaften vorgeworfen werden. Mit einer fiesen Masche sollen die zehn Schurken internationale Investoren um mehr als sechs Millionen US-Dollar abgezockt haben.

Peter S. ist neuer Pächter einer Badi am Zürichsee. Die US-Justiz fahndet gegen den neuen Badi-Pächter.
Foto: Keystone
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Die Vorwürfe, welche die Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York im Oktober 2021 gegen die mutmasslichen Betrüger erhebt, haben es in sich: Überweisungsbetrug, Geldwäsche, schwerer Identitätsdiebstahl, heisst es in der Anklageschrift. Verurteilt wurde S. aber nicht. Deshalb gilt für ihn nach wie vor die Unschuldsvermutung.

Doch wie hat die Bande es geschafft, international Personen um solche Unsummen von Geld zu prellen? Mit raffinierten Täuschungsmanövern ist es den Tätern gelungen, gutgläubigen Menschen um ihr Geld zu bringen.

Mithilfe betrügerischer Webseiten und gefälschten E-Mail-Adressen sollen sie sich als Mitarbeiter von erfolgreichen Finanzinvestitionsfirmen ausgegeben haben und sich gar Namen, Titel und Unterschriften von in der Geschäfts- und Finanzwelt bekannten Personen zu eigen gemacht haben. Zudem sollen die Betrüger aus verschiedenen Ländern auch hartnäckiges Telefon-Marketing betrieben haben, um ihren Opfern so Geld aus der Tasche zu ziehen.

Jene, die auf den fiesen Trick hereinfielen, liess man im Glauben, in diverse Unternehmen zu investieren, die sie mit grossen Gewinnen belohnten. In Wirklichkeit floss das Geld aber auf die Konten der Bandenmitglieder, so die Anklageschrift.

«Ich habe in Amerika nichts verbrochen»

Wie das Online-Portal schreibt, sind praktisch alle Mitglieder der zehnköpfigen Bande im Verlauf von 2021 festgenommen worden. Nur bei einem Mitglied scheinen die Bemühungen der US-Behörden erfolglos – nämlich beim neuen Badi-Pächter.

Peter S. bestätigt gegenüber Blick, dass die US-Justiz im Oktober 2021 gegen ihn fahndete. Die Vorwürfe, welche die Behörden gegen ihn erheben, weist er aber bestimmt von sich. Die Beschuldigungen seien «haltlos». Und: «Ich habe weder in Amerika noch in der Schweiz jemals Gesetze gebrochen», so S. zu Blick.

Zudem sei er formell nie über die Fahndung informiert worden. Erst im letzten Jahr habe er durch die Presse davon Wind gekriegt. «Seither ist mein Anwalt in den USA mit der zuständigen Staatsanwaltschaft im Gespräch», so der Zürcher. S. gibt sich zuversichtlich: «Spätestens in zwölf Monaten ist die Sache gegessen. Ich habe ja nichts zu befürchten.»

Gemeinde gibt sich entspannt

Auch die betroffene Gemeinde zeigt sich wenig besorgt. «Die Liegenschaftenkommission hat seine Bewerbungsunterlagen eingehend geprüft und ihn interviewt», sagt der Gemeindeschreiber auf Anfrage der Republik.

Es habe keinen Anlass gegeben, S. als Pächter des Kiosks nicht zu berücksichtigen. Er habe einen einwandfreien Strafregisterauszug vorgelegt, weshalb er also in der Schweiz nicht rechtskräftig verurteilt sein könne.

Man sehe keineswegs eine Gefahr, dass S. den Kiosk für irgendwelche krummen Machenschaften missbrauchen würde. Und: «Was in den USA läuft, braucht uns nicht zu interessieren», so der Gemeindeschreiber weiter.

Peter S. ist auch der Schweizer Justiz bekannt

Nicht nur in den USA, auch in der Schweiz ist Peter S. kein unbeschriebenes Blatt. S. ist nämlich auch der Schweizer Justiz bekannt.

In einem Prozess, der hohe Wellen schlug, wurde S. im April 2021 als Mitbeschuldigter in einigen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

Hauptangeklagter im Prozess war der deutsche Florian Homm (62), ein erfolgreicher Hedgefondsmanager, gegen den die Bundesanwaltschaft 13 Jahre lang ermittelte. Fromm wurde beschuldigt, in den USA Aktienkurse manipuliert und so Anleger um über 170 Millionen Franken gebracht zu haben. S. war als sein Treuhänder tätig.

Peter S. liess sich dem Urteil des Bundesstrafgerichts zufolge qualifizierte Geldwäscherei, mehrfache Urkundenfälschung sowie betrügerischen Konkurs zuschulden kommen.

Da verschiedene Parteien – darunter auch S. – gegen das Urteil Berufung einlegten, ist dieses jedoch bis heute nicht rechtskräftig. Recherchen der «Republik» zufolge hat die Berufungskammer das Urteil Anfang Juni aufgehoben. Nun sei die Vorinstanz wieder zuständig. S. betont gegenüber Blick: «Damit liegt gegen mich weder in der Schweiz noch in den USA ein strafrechtliches Urteil vor.» Den einwandfreien Strafregisterauszug, den S. der Republik ebenfalls vorlegt, bekräftigt diese Aussage.

«Das mit den USA ist Teil einer Vendetta gegen mich»

Homm wurde 2021 wegen «qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung und mehrfacher Urkundenfälschung» schuldig gesprochen. Der Geschäftsmann erhielt 36 Monate Haftstrafe, die Hälfte davon auf Bewährung.

Auch die Vorwürfe im Fall Homm weist Peter S. klar von sich: «Ich bin völlig unschuldig», so der Badi-Pächter. «Es ist augenscheinlich, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft mich als Kronzeuge nötigen wollten, um Florian Homm mit Falschaussagen zu belasten und ihn dann ihn in der Schweiz für angeblich in den US begangenen Taten verurteilen zu können», so S. weiter. Dies sei für ihn aber keine Option gewesen: «Ich werde niemanden zu Unrecht anschuldigen.»

S. zufolge könnte die Schweizer Bundesanwaltschaft etwas mit der Fahndung aus den USA zu tun haben. «Möglicherweise ist das ein Teil der 13-jährigen unmenschlichen Vendetta der Bundesanwaltschaft gegen mich», so S. Der Hedgefondsmanager Florian Homm werde nämlich seit 2011 ebenfalls in den USA gesucht. (dzc)

*Name bekannt

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