Er zockte Familie, Freunde und den Steuerzahler ab
Bibel-Fundi und Millionen-Betrüger muss in den Knast

Als Banker verdiente Daniel F.* zwar gut, doch das reichte ihm nicht. Er zockte seine Familie, Freunde und den Steuerzahler ab, um sein Luxus-Leben zu finanzieren. Dafür wurde der Geschäftsmann nun zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.
Publiziert: 21.04.2022 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2022 um 09:09 Uhr
Alles nur Fassade: Ex-Banker und Adullam-Anführer Daniel F. (44) lebte massiv über seine Verhältnisse.
Foto: zvg
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UBS-Kaderbanker, Armee-Major und Chef einer Immobilienfirma. Daniel F.* (44) gab sich als rechtschaffender Geschäftsmann und Christ. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 2016 die Führung im Ältestenrat von Adullam, einer Toggenburger Glaubensgemeinschaft mit Sitz in Wattwil SG.

Sein Leben schien perfekt. Und das zeigte er auch. Luxusreisen, teure Autos, das volle Programm. Das Problem: Der Sektenführer-Sohn lebte über seinen Verhältnissen. Um sein Luxus-Leben zu finanzieren, betrog und log er. Besonders seinen Bruder und seine Schwester zockte er ab. Am Ende hatte er rund 4,8 Millionen Franken Schulden angehäuft.

Dafür wurde Daniel F. vor dem Kreisgericht St. Gallen am Mittwoch der Prozess gemacht. Unter anderem für gewerbsmässigen Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung und Steuerbetrug verantworten. Dafür forderte die Staatsanwaltschaft acht Jahre Knast plus Berufsverbot. Am Donnerstag folgte nun das Urteil: Der Protz-Banker muss in den Knast. Sieben Jahre!

Dazu kommt eine Busse von 500 Franken. Weiter muss der Beschuldigte eine Ersatzforderung von 1,5 Millionen Franken begleichen. Unter anderem hätten sich die Bereitschaft, den Schaden zu vermindern und das Geständnis strafmildernd ausgewirkt, sagte der Richter.

«Ich habe privates und fremdes Geld nicht getrennt.»

Daniel F. wurde unter anderem in den Punkten des mehrfach gewerbsmässigem Betrugs, Veruntreuung, Urkundenfälschung sowie Steuerbetrugs schuldig gesprochen. Vom Aussprechen eines Berufsverbots wird jedoch abgesehen. Zum Prozess kam der Ex-Banker in Fussfesseln. Seit Juli 2019 sitzt der Sektengründer-Sohn bereits im Gefängnis. Zunächst in U-Haft, mittlerweile im vorzeitigen Strafvollzug.

Vor Gericht zeigte Daniel F. am Mittwoch keine Reue, sondern übte nur etwas Selbstkritik. Im Anzug und frisch rasiert gestand er einen einzigen Fehler ein: «Ich habe privates und fremdes Geld nicht getrennt.» Und er beteuerte mit selbstsicherer Stimme, dass er das Geld zu jeder Zeit habe zurückzahlen wollen. Im Prinzip habe er nichts falsch gemacht.

Dass er mit den Geldern sein Luxusleben finanziert haben soll, stritt er vehement ab. «Das hatte ich gar nicht nötig.» Gleichzeitig gestand er sich ein: «Ich hätte transparenter arbeiten können.» Kleine Fehler, Ungenauigkeiten seien passiert. «Ja, aber nicht mit Absicht», versichert F. vor Gericht. Auch sein Verteidiger zeichnete das Bild eines eigentlich rechtschaffenen Bankers.

Arbeitslosenkasse beschissen

Das sah die Staatsanwaltschaft allerdings ganz anders. Daniel F. sei arglistig vorgegangen, um seine Familie und Freunde auszunehmen. Im Plädoyer dröselte die Staatsanwältin dezidiert auf, wie Daniel F. sein Umfeld getäuscht und belogen hat, um sein Luxusleben zu finanzieren.

So versprach er zum Beispiel, das Geld des Bruders in verschiedene Finanzprodukte zu investieren. Doch in Wahrheit bezahlte er damit unter anderem die eigene Hochzeit samt Feuerwerk und Limo-Service im Luzerner Château Gütsch für 35'000 Franken.

Als er seinen Job bei der UBS wegen seiner Betrügereien am 2. Februar 2018 verlor, bekam er Unterstützung von der Arbeitslosenkasse Unia. Und obwohl er bereits im August 2018 in der französischen Hauptstadt Paris eine neue Stelle als Banker fand – mit einem Jahreslohn von 180'000 Euro plus Boni von fast 40'000 Euro –, bezog er weiter Geld vom Amt. Über Monate hinweg. Insgesamt 80'500 Franken.

Jahresgehalt von 323'000 Franken

Für die Staatsanwältin ist klar: «Das nennt man parasitären Lebensstil. Andere sollen zahlen, damit es einem gut geht.» F. habe es auch nicht einmal versucht, die Schulden zu begleichen. Dabei stieg sein Lohn stetig. 2017 belief sich sein Jahresgehalt auf 323'000 Franken. Trotzdem machte er weiter und bat andere um Geld. Eine Absicht, das Geld jemals zurückzahlen zu wollen, lässt sich laut Staatsanwältin nicht erkennen.

F. habe, angetrieben von reiner Habgier, lieber weiterhin auf grossem Fuss gelebt. «Er ist ein Schmarotzer und hat wie ein Vampir die Familie ausgesaugt», so die Staatsanwältin. Dafür wurde er nun verurteilt.

* Name geändert

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