Behörden haben alle Alarmsignale um Mörder Daniel H. (†40) ignoriert
Lucies Tod hat die Justiz in der Schweiz verändert

Der Mord an Lucie Trezzini (†16) hat für Änderungen im Strafvollzug gesorgt. Der Kanton Aargau professionalisierte die Bewährungshilfe, zudem wurde auf Druck der Angehörigen der nationale «Entführungsalarm» eingeführt.
Publiziert: 22.12.2023 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2023 um 19:56 Uhr
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Sebastian BabicReporter Blick

Der Mordfall der 16-jährigen Lucie Trezzini (†16) erschütterte 2009 die Schweizer Öffentlichkeit. Der Täter, Daniel H., war bereits 2004 wegen versuchter, vorsätzlicher Tötung zu einer vierjährigen Arbeitserziehungsmassnahme verurteilt worden. 2008 wurde er aus dem Massnahmezentrum Arxhof bedingt entlassen, mit einer dreijährigen Probezeit. Anderthalb Jahre nach seiner Entlassung tötete er die junge Lucie auf bestialische Art und Weise.

Eltern kämpften für Gerechtigkeit

Danach kämpften Lucies Eltern durch alle Instanzen für Gerechtigkeit. Ihr Vorwurf: Die Behörden hätten schlampig gearbeitet und das Gefahrenpotenzial des Mörders falsch eingeschätzt. Sie klagten gegen die Behörden wegen fahrlässiger Tötung. Die Klage wurde von den kantonalen Gerichten abgewiesen, 2014 bestätigte das Bundesgericht mit einer Einstellungsverfügung der Vorinstanzen.

Trotzdem kam es 2017 zu einem Vergleich zwischen den Aargauer Behörden und den Eltern der Ermordeten. Über die Details ist bis heute nichts bekannt, der Kanton Aargau anerkannte mit dieser Massnahme allerdings, dass es zu Fehlern in diesem Fall gekommen sei.

Mit diesem Bild wurde nach der damals vermissten Lucie gesucht.
Foto: zVg
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Verbesserungen beim Strafvollzug

Seither hat sich beim Straf- und Massnahmevollzug im Kanton Aargau einiges geändert. Unter anderem wurde die Bewährungshilfe professionalisiert und in die Kantonsverwaltung integriert. Statt eines einzelnen Bewährungshelfers kümmerte sich seither ein interdisziplinäres Team um die regelmässige Überprüfung von potenziellen Gewalttätern. Zudem wurde die Weitergabe von Handydaten vereinfacht.

Auch auf nationaler Ebene führte der Mordfall zu einem Umdenken. Unter anderem auf Druck der Angehörigen von Lucie wurde 2010 ein sogenannter «Entführungsalarm» umgesetzt. Seitdem werden Kindesentführungen im TV und Radio in kurzen Abständen gemeldet und wiederholt, ausserdem können die Behörden per SMS oder Autobahntafeln über Entführungen informieren.

Seit diesem Sommer, wurde der Entführungsalarm auch in die nationale App Alertswiss integriert, wie der Bundesrat in einer entsprechenden Medienmitteilung schrieb.

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