Ex-Patient drohte Ärztin mit dem Tod
«Ich wollte ihr zeigen, was ich seit Jahren spüre: Schmerzen»

Nach einer Organspende litt ein Patient aus Basel unter Schmerzen. Eine Ärztin glaubte ihm nicht. Jahre später bedrohte er sie mit dem Tod. Das Gericht hat entschieden: Er ist schuldig.
Publiziert: 30.01.2024 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2024 um 07:47 Uhr

Alles fing mit einer guten Tat an: 2010 spendete ein Basler ein Organ. Doch als er aufwachte, hatte er Schmerzen, die nicht weggingen – bei der Operation am Universitätsspital Basel wurden Nerven beschädigt. Der Patient erhielt zwar eine Wiedergutmachung von 50'000 Franken, doch das Leid blieb. Er verlor seinen Job als Betriebsleiter, wurde IV-Rentner und nahm Rache an einer Ärztin, die ihm seine Schmerzen nicht abnahm. Jetzt landete der Fall vor Gericht, wie die «Basler Zeitung» berichtet.

Trotz etlicher Bewerbungen fand er keinen Job, entwickelte laut Gutachter über die Jahre eine posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED). Letztes Jahr sei ihm nach einer weiteren Absage für eine Stelle, die perfekt auf sein Profil passte, der Kragen geplatzt.

In seiner Verzweiflung suchte er einen Sündenbock: eine Ärztin des Unispitals, die nach der Operation anzweifelte, dass er an Schmerzen leidet. Wegen ihrer Diagnose wurde ihm 13 Jahre zuvor das Krankentaggeld gestrichen. «Ich wollte ihr zeigen, was ich seit Jahren spüre: Schmerzen», so der Mann vor Gericht. Und: «Sie war die Einzige, die mir nicht geglaubt hat, dass ich Schmerzen habe.»

Weil seine Ärztin seine Schmerzen nicht ernst nahm, bedrohte ein ehemaliger Patient sie Jahre später. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock

Der Mann googelte die Ärztin und fand heraus, dass sie mittlerweile in Deutschland arbeitet. An ihren Arbeitsort schickte er einen Drohbrief. Im Gericht wurde der Inhalt als «vulgär, unmenschlich und blutrünstig» beschrieben. Zwei Wochen später schickte er eine anonyme E-Mail, in der er forderte, dass sie ihm 250'000 Euro zahlt – sonst würde sie sterben.

Ärztin stand unter Polizeischutz

Es folgten etwa 20 weitere Mails mit ähnlichem Inhalt. Die Ärztin hatte Todesangst und stand unter Polizeischutz. Vor Gericht war sie nicht erschienen. Dann erhielt der Mann Antworten. Die deutsche Polizei gab sich als Opfer aus und hielt Kontakt, bis der Basler identifiziert wurde.

Vor Gericht gestand der Mann, der Frau Drohbriefe geschickt zu haben. Am Dienstag wurde er schuldig gesprochen. «Sie haben den Zeitpunkt, Hilfe zu suchen und aus der Abwärtsspirale auszubrechen, verpasst», sagte der vorsitzende Richter Markus Hofer. Und: «Die Frau konnte für Ihre Schmerzen nichts.» 

Dass der Angeklagte die brutalen Gewaltfantasien wahr machen wollte, dafür fand das Gericht keine Beweise. Der Richter verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten. Dem Opfer muss er 40'000 Franken Schadensersatz zahlen. Ausserdem kommt eine Strafe von 50 Tagessätzen à 30 Franken sowie eine Busse auf den Basler zu. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (jwg)

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