«Ich sah, wie er sich das T-Shirt auszog und es auf die blutende Wunde drückte»
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Zeuge Rinaldo Caimini (72):«Ich sah, wie er sich das T-Shirt auszog und es auf die blutende Wunde drückte»

Blutiges Familiendrama in Agno TI
Vater (49) schiesst mit abgesägter Schrotflinte auf Sohn (22)

Am Sonntagmorgen kommt es nahe dem Bahnhof von Agno TI zu einer Schiesserei. Ein junger Tessiner wird in der Hüfte getroffen und schwer verletzt ins Spital gebracht. Die Ärzte kämpfen nun um sein Leben.
Publiziert: 08.08.2022 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2022 um 19:44 Uhr
Myrte Müller

Der 7. August beginnt wie viele Sonntage. Gegen 10 Uhr sitzt Ines Laurenti auf dem Balkon im fünften Stock, als es plötzlich knallt. «Ich hatte mir gerade einen Kaffee eingeschenkt, da hörte ich drei Schüsse», sagt die Tessinerin, «sie kamen aus der Richtung des Bahnhofs». Laurenti schaut auf die Strasse. Sie beobachtet, wie ein junger Mann fluchend in die Via Aeroporto läuft. «Er schaute immer wieder nach hinten, als ob er fürchte, verfolgt zu werden».

Seine linke Hand stemmt er in die Hüfte. «Dann hat er die Hand angeschaut. Sie war voller Blut», erinnert sich die Zeugin weiter, «ich war richtig erschrocken». Aber auch der Angeschossene scheint entsetzt. Der Mann habe dann um Hilfe geschrien – und dass man auf ihn geschossen habe.

Von der Tatwaffe fehlt jede Spur

Wenige Meter weiter ist Nachbar Rinaldi Caimi (72) im Garten. Auch er hört die Schreie. «Ich sah, wie der verletzte Bursche sich das T-Shirt auszog, es auf die blutende Wunde drückte», erzählt der ehemalige Grenzwächter dem Blick. «Er hielt ein Auto an, in dem eine Frau und drei Kinder sassen. Ich habe ihr noch zugerufen, den Mann nicht mitzunehmen. Das solle doch lieber die Ambulanz tun». Weiter beobachtet der Augenzeuge, wie sich ein schwarz gekleideter Scooter-Fahrer nähert, den Verletzten beim Vornamen nennt und mit ihm auf Tessiner Dialekt spricht.

Nahe diesem Bahnübergang in Agno TI wurde am Sonntagmorgen ein 22-Jähriger mit einer Schrotflinte angeschossen. Er lief dann blutend in die Via Aeroporto. Offenbar war der Täter der eigene Vater (49). Er wurde noch am Nachmittag verhaftet.
Foto: Myrte Müller
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Rinaldo Caimi ruft die Polizei. Sie trifft wenige Minuten später ein. Die Via Aeroporto wird abgesperrt. Die Spurensicherung sucht auf dem Asphalt und im Wasserkanal, der die kleine Strasse hinter dem Luganeser Flugplatz säumt. Sie finden leere Patronenhülsen. Schliesslich wird auch die Tatwaffe, eine abgesägte Schrotflinte Kaliber 22 sichergestellt.

Vater in seiner Wohnung verhaftet

Schnell ist die Identität des mutmasslichen Täters bekannt. Es ist der Vater des Opfers! Die Beamten nehmen den 49-Jährigen in seiner Wohnung fest. Er soll mit dem Gewehr auf seinen Sohn geschossen haben. Grund, so berichtet RSI, ist ein Streit um eine Diebesbeute. Der Mann beteure, dass die Schüsse versehentlich losgegangen seien.

Dass der Vater gleich mehrmals abdrückte, macht seine Aussage jedoch unglaubwürdig. Gegen ihn wird nun wegen versuchten Mordes ermittelt. Währenddessen kämpfen die Ärzte im Spital um das Leben des 22-Jährigen.

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