Postauto entschädigt geprellte Chauffeure
Zusatzferien und keine Gratis-Arbeit mehr

Keine Zeit für WC-Gänge, unbezahlte Arbeit, Zulagen und Spesen: Der gelbe Riese pfiff bei seinen Chauffeuren aufs Arbeitsgesetz. Jetzt zieht Postauto einen Strich unter die Vergangenheit und zahlt.
Publiziert: 20.03.2019 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2019 um 10:27 Uhr
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Die Post hält Wort. BLICK weiss, dass Postauto auf gutem Weg ist, was eine Einigung mit den Fahrerinnen und Fahrern betrifft: Millionen werden an die Chauffeure fliessen.

Wie BLICK letzten September publik machte, nahm es Postauto mit dem Arbeitsgesetz in der Vergangenheit nicht so genau. Den Chauffeuren wurden Zulagen und Spesen verweigert, auf die sie Anrecht hatten. Und die Fahrer berichteten, dass sie unter riesigem Zeitdruck stehen und nicht einmal Zeit für WC-Gänge hätten.

Der Postauto-Interimschef Thomas Bauer (54) gab tags darauf im BLICK-Interview zu, dass die Postauto-Chauffeure ausgepresst wurden. Er entschuldigte sich dafür und gelobte Besserung. Und tatsächlich: Es gibt gute Nachrichten für die Postauto-Piloten. Postauto-Sprecherin Katharina Merkle bestätigt: «Ja, wir haben uns auf ein Gesamtpaket einigen können.» Man freue sich, mit den Gewerkschaften zu einer Lösung gekommen zu sein. Demnächst werde dazu informiert.

Postauto ist auf gutem Weg, was eine Einigung mit den Fahrerinnen und Fahrern betrifft.
Foto: Keystone
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Die Jura-Lösung weist der Schweiz den Weg

Einerseits ging es bei den Differenzen mit den Arbeitnehmern um Spesen und Zulagen, die Postauto schuldet, wenn Chauffeure ihre Pause nicht an ihrem vertraglich festgelegten Dienstort machen müssen. Beispielsweise müssen in diesem Fall Verpflegungskosten entschädigt werden. Und wenn die Fahrer ihren Dienst ausserhalb ihres Dienstorts beginnen müssen, haben sie zudem Anspruch auf Weggeld.

Als erste sollen laut BLICK-Informationen Chauffeure im Kanton Jura Geld erhalten. Die Rede ist von über einer Million Franken. Die Jura-Lösung ist wegweisend für die Chauffeure in anderen Kantonen. Denn sie gibt einen Hinweis darauf, dass Postauto nun bereit ist, die Spesen und Zulagen für die letzten fünf Jahre zu zahlen. Anfangs hatte man bloss insgesamt zwei Millionen für die beiden letzten Jahre auszahlen wollen. Wenn tatsächlich schon für den Kanton Jura mehr als 1 Million anfällt, deutet das darauf hin, dass insgesamt bis zu fünf Millionen ausgeschüttet werden dürften.

Mehr Zeit für Sicherheit

Doch zum Gesamtpaket gehört noch mehr: Auch Gratisarbeit soll verhindert werden. BLICK weiss, zur Einigung gehören Regelungen für den obligatorischen Sicherheitscheck, für den derzeit nur wenige Minuten aufgewendet werden dürfen. Künftig wird es mehr Zeit geben.

Diese längere Arbeitszeit für Tausende Postauto-Fahrer wird sich summieren. Postauto wird auch dafür künftig mehrere Millionen mehr zahlen müssen. Fürs laufende Jahr soll es eine Sonderregelung geben: Da der Fahrplan nicht mehr verändert werden kann, können sich die Chauffeure auf einmalig mehr Ferientage freuen.

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