Jetzt erstatten sie Anzeige
Skeptiker bedrohen Gesundheitsdirektoren wegen Corona-Politik

Drohungen und Beschimpfungen wegen der Corona-Politik – das wollen die beiden Gesundheitsdirektoren Mathias Reynard und Mauro Poggia nicht einfach so hinnehmen. Sie haben Anzeige erstattet.
Publiziert: 16.11.2021 um 09:09 Uhr

Der Walliser SP-Staatsrat Mathias Reynard (34) ist mit dem Tod bedroht worden. Und sein Genfer Amtskollege Mauro Poggia (62) vom Mouvement Citoyens Genèvois (MCG) wurde als Diktator beschimpft, nachdem sie im Westschweizer Fernsehen RTS das Covid-19-Gesetz verteidigt hatten. Beide erstatteten unterdessen Anzeige.

«Todesdrohungen haben in unserem Land nichts zu suchen», sagte Reynard gegenüber RTS. «Ich habe Todesdrohungen erhalten, nur weil ich die offiziellen Zahlen des Spitals genannt habe. Das ist völlig verrückt», fügte er hinzu.

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass eine solche Anzeige eingereicht worden sei, ohne weitere Details zu nennen.

Der Genfer Staatsrat Mauro Poggia will sich nicht als «Diktator» beleidigen lassen.
Foto: keystone-sda.ch
1/6

In Genf erklärte Mauro Poggia gegenüber RTS, er habe strafrechtlich reagiert, nachdem ein Bild von ihm, das ihn «als Diktator aus dem letzten Krieg zeigt», in den sozialen Netzwerken gepostet worden sei. Der Urheber sei identifiziert und von der Polizei befragt worden, fügte der Staatsrat hinzu. Er habe sich entschuldigt.

Regelmässige Hassbotschaften

Stéphane Theimer, Chef Bundessicherheitsdienst beim Bundesamt für Polizei (Fedpol), stellt fest, dass «politische Entscheidungen Auswirkungen auf die Zahl der Beleidigungen und Drohungen haben».

Obwohl Reynard und Poggia in der französischsprachigen Schweiz die einzigen kantonalen Gesundheitsdirektoren sind, die eine Beschwerde eingereicht haben, erhalten ihre Amtskolleginnen und -kollegen in der Romandie nach Informationen von Keystone-SDA regelmässig Hassbotschaften, die sich auf ihre Haltung zu Corona-Massnahmen beziehen.

«Die Krise, in der wir uns befinden, hat zu einem schärferen Ton in den Briefen und Kommentaren an die Mitglieder des Staatsrates geführt, vor allem in den sozialen Netzwerken», sagt Cathy Gornik, Verantwortliche für die Medienarbeit im Waadtländer Departement für Gesundheit und Soziales. Einige Drohbriefe wurden demnach auch an SP-Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (39) geschickt.

Nicht nur Regierungsräte geraten immer wieder ins Visier der Corona-Skeptiker. Auch Bundesräte stehen unter strengerem Schutz. Insbesondere SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49) steht in der Corona-Krise im Fokus der Fanatiker. (SDA)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?