Booster-Impfung für alle kommt schneller als gedacht
SVP-Schnegg schimpft über «Kommunikationsflop»

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg ist sauer, dass die Kantone aus den Medien von der Ausweitung der Booster-Impfung erfahren haben. Das Vorgehen sei «total dilettantisch».
Publiziert: 15.11.2021 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 11:05 Uhr

Noch vor wenigen Tagen winkte Christoph Berger (59), Präsident der Eidgenössischen Impfkommission (Ekif), ab. Eine Auffrischungsimpfung für alle? Nicht nötig, so die Haltung des Arztes. «Die Position der Ekif ist klar. Alle Personen unter 65 Jahren ausser Risikopatienten sind zurzeit gut geschützt. Es ist medizinisch nicht erwiesen, dass die Auffrischungsimpfung für Jüngere etwas bringt», zitierte die «NZZ» Berger vergangenen Donnerstag.

Nun klingts plötzlich anders. Auch in der Schweiz soll der Booster schon bald für alle Personen über 12 Jahren, deren zweite Impfung länger als sechs Monate her ist, verfügbar sein. Mitte Woche werde die Ekif eine entsprechende Anpassung der Impf-Empfehlung kommunizieren, weiss der SonntagsBlick. «Wir werden die Booster-Impfung für Jüngere öffnen, sobald alle über 65-Jährigen, die das wollen, eine dritte Impfung bekommen konnten», bestätigt Berger gegenüber den Zeitungen von CH Media.

Jetzt kommt der Booster für alle!
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SonntagsBlick-Recherche:Jetzt kommt der Booster für alle!

«Fatal für Glaubwürdigkeit»

Das kommunikative Hüst und Hott ärgert den Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg (58). Am Mittwoch findet ein Treffen zwischen Bund und Kantonen statt. Dass die Kantone nun schon im Vorfeld aus den Medien vom Strategiewechsel erfahren, könne «einfach nicht sein», sagt er zu CH Media. Der SVP-Regierungsrat spricht von einem «weiteren Kommunikationsflop». Dieses Vorgehen sei «total dilettantisch».

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg spricht von einem «Kommunikationsflop».
Foto: keystone-sda.ch
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Es entstehe so der Eindruck, dass die Impfkommission einen medizinischen Entscheid auf politischen Druck hin trifft, so Schnegg. Denn in den vergangenen Tagen sind die Stimmen aus der Politik immer lauter geworden, die die Booster-Impfung für alle forderten. «Das ist fatal für die ohnehin schon angeschlagene Glaubwürdigkeit der Behörden, gerade bei den impfskeptischen Bevölkerungsteilen», sagt Schnegg. Das Vorgehen sabotiere die Bemühungen im Kampf gegen Corona. Schnegg begrüsst aber, dass der Booster bald auch Jüngeren zur Verfügung stehen soll.

Das Boostern beginnt

Swissmedic hat den Booster Ende Oktober für besonders gefährdete Personen ab 12 Jahren zugelassen. Laut der Zulassungsbehörde ist es der Impfkommission überlassen, wen man darunter fasst. Aktuell besteht die Booster-Empfehlung für alle Personen über 65 Jahren sowie Risikopersonen.

In den meisten Kantonen wird heute breit mit dem Boostern begonnen. Teilweise haben Seniorinnen und Senioren, insbesondere in Alters- und Pflegeheimen, die Auffrischungsimpfung bereits vergangene Woche erhalten. (lha)

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