Auch Schwesterchen Gaia (4) freut sich
So herzig sind die Zwillinge des schwulen SRF-Paars

Sie wurden zu den Überfliegern der SRF-Serie «Familiensache». Inzwischen sind Raphael (39) und Ciccio Ravi-Pinto (40) aus Bern zum zweiten Mal Eltern geworden. Gleich drei Kinder machen sie jetzt glücklich.
Publiziert: 13.02.2021 um 16:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 18:23 Uhr
Peter Padrutt

Was für eine glückliche Schweizer Familie! Das schwule Paar Raphael (40) und Ciccio Ravi-Pinto (41), Publikumslieblinge aus der SRF-Serie «Familiensache», hat sich zum zweiten Mal seinen Kinderwunsch erfüllt. Die beiden sind seit einem halben Jahr stolze Eltern von Zwillingen. Ihre Kinder heissen Zeno und Giada und wurden wie schon Schwesterchen Gaia (4) in den USA von einer Leihmutter zur Welt gebracht. «Monate später sind wir sehr dankbar, dass alles gut gekommen ist und drei bezaubernde Kinder unser Leben bereichern», sagt ein strahlender Raphael Ravi-Pinto.

Eine Spezialausgabe von «Familiensache» (SRF 1, 20.10 Uhr) dokumentiert heute Abend das Glück des Flight Attendants und des Informatikers. Weil homosexuelle Paare in der Schweiz keine Kinder adoptieren können und Leihmutterschaften verboten sind, mussten die beiden Väter wieder eine Lösung für ihren Kinderwunsch finden.

Töchterchen Gaia reiste mit

Doch diesmal wurde es ein noch steinigerer Weg. Nach dem Ultraschall bei der Leihmutter im letzten Februar brach Corona aus. Die Welt war plötzlich eine andere. Das Paar musste ein Visum für die USA beantragen und die Reiseroute anpassen. Vermont liegt im Nordosten der USA, direkt südlich von Montreal. Die Grenze zwischen Kanada und den USA war geschlossen und von der Schweiz aus wurde nur New York angeflogen. «Also hat uns nach der Ankunft in New York eine siebenstündige Autofahrt in den Norden erwartet, gefolgt von 14 Tagen Quarantäne in unserer Wohnung», erzählt Ciccio Ravi-Pinto. Mit an Bord war auch die vierjährige Gaia. «Wir wussten bereits, dass wir die gleiche Strecke wieder zurückfahren mussten – mir drei Kindern...»

Da waren sie noch zu dritt: Raphael und Ciccio Ravi-Pinto mit Tochter Gaia.
Foto: SRF/Matthias Willi
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Erschwerend kam hinzu, dass die erste Leihmutter nicht mehr zur Verfügung stand. «Leider haben medizinische Komplikationen eine erneute Schwangerschaft von Gaias Bauchmami nicht erlaubt. Wir haben darum erneut die Dienste einer Agentur für Leihmutterschaft in den USA in Anspruch genommen, diesmal aus Vermont», erklärt Ciccio Ravi-Pinto.

Zwei Embryos transferiert

Die Leihmutterschaft sei im US-Bundesstaat Vermont klar reglementiert. Nach langen Abklärungen wurden sie mit der verheirateten Leihmutter Lucia (32) zusammengeführt. Deren ganze Familie habe sie sofort ins Herz geschlossen. «Wir haben dann bewusst entschieden, dass wir zwei Embryos transferieren. Das war auch mit dem Bauchmami so abgesprochen», erklärt Raphael Ravi-Pinto. «So steigen die Chancen für einen erfolgreichen Transfer. Aber natürlich besteht immer auch die Möglichkeit auf eine Zwillingsschwangerschaft.» So kam es dann auch.

Den Tag des Kaiserschnitts im letzten Juni werden die beiden nie vergessen: «Wir haben in aller Eile alles zusammengepackt, die Hälfte trotzdem vergessen, uns alle drei ins Auto gesetzt und sind zum Spital gefahren», erzählen die beiden aufgeregt. «Dort haben wir alle zusammen in einem Zimmer auf die Zwillinge gewartet. Und auf einmal war Zeno im Zimmer, gefolgt von Giada.» Dann sei eifrig gekuschelt worden. «Wir haben das Fläschchen gegeben und die Windeln gewechselt.» Es sei das pure Glück gewesen.

Nur Gewinner

Gaia war immer dabei, denn sie wisse schliesslich, dass sie auf ähnliche Weise auf die Welt kam. Inzwischen sei sie eine engagierte, grosse Schwester. Das Familienleben zu fünft sei wunderschön, manchmal aber auch anstrengend: «Schöppelen, wickeln, kuscheln, spielen, baden, ins Bett bringen, ist anstrengend. Wir würden unser Leben aber mit nichts auf der Welt eintauschen wollen», versichern beide. Dabei ist die Finanzierung der Leihmutterschaft selbstredend nicht zu unterschätzen. Sie kostete auch diesmal gegen 100'000 Franken.

Das männliche Elternpaar ist überzeugt: Der Kinderwunsch ist universell und nicht an eine sexuelle Präferenz gebunden.«Wäre es nicht schön, wenn Kinder aus einer Leihmutterschaft nicht ans andere Ende der Welt reisen müssten, um ihr Bauchmami zu sehen?», fragen die beiden engagiert. «Aber wir alle haben dazu gewonnen, niemandem wurde etwas weggenommen.»

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