Unsicherheit beim Personal
Post verscherbelt Tochterfirma SPS nach Party-Skandalen

Die Post verkauft ihre Tochterfirma Swiss Post Solutions für 375 Millionen Franken. Die Gewerkschaft Syndicom ist alarmiert. Sie befürchtet schlechtere Arbeitsbedingungen für die fast 8000 Angestellten.
Publiziert: 20.12.2021 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2021 um 12:16 Uhr

Die Post verkauft ihre Tochtergesellschaft Swiss Post Solutions (SPS) für 375 Millionen Franken. Käuferin ist die Beteiligungsgesellschaft AS Equity Partners mit Sitz in Freienbach SZ und London.

Es kursieren schon länger Gerüchte um die Zukunft von SPS. Neben einem Verkauf stand dem Vernehmen nach auch ein Börsengang zur Debatte. Diese sind mit dem Verkauf nun definitiv zerschlagen. Laut Blick-Informationen hatte die Post seit Wochen nur noch exklusiv mit AS Equity verhandelt, nachdem der Börsengang gescheitert war. Bei den Verhandlungen, die am Freitag zum Abschluss kamen, soll AS Equity extrem auf den Preis gedrückt haben.

Die SPS ist im Dokumentenmanagement tätig. Sie hilft Firmen, ihre Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren. Bei Banken etwa betrifft das die Abwicklung von Lastschriftverfahren (LSV) oder die Hypothekenvergabe.

Die Post verkauft ihre Tochter Swiss Post Solutions für 375 Mio Franken. (Archivbild)
Foto: PETER KLAUNZER
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Negativschlagzeilen um Partys in Vietnam

Es ist offensichtlich, dass dieses Geschäftsfeld nicht in die Strategie des Mutterkonzerns passt. Unter dem Motto «Post von morgen» will sich die Post auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: Neben der Brief- und Paketpost gehören dazu mit Postauto der öffentliche Verkehr und mit Postfinance auch Finanzdienstleistungen. Für spezialisiertes Dokumentenmanagement wie durch die SPS hingegen ist in der Strategie kein Platz.

SPS wächst seit Jahren vor allem in den Kernmärkten Asien, USA und Europa. Um weiterhin erfolgreich zu wachsen, stünden Investitionen und Akquisitionen für SPS im Ausland an, schreibt die Post. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, ob die Post noch die geeignete Eigentümerin sei, begründet die Post ihr Vorgehen. Nach der Prüfung verschiedener strategischer Optionen kam die Post deshalb zum Schluss, dass ein Verkauf die beste Variante ist.

Abstossen wollte der Staatskonzern SPS aber auch, weil die Firma vor allem mit teuren Partys in Vietnam und einem Chef von sich reden machte, der einen Porsche Cayenne als Firmenwagen fuhr. Neben diesen Vorkommnissen machte Blick auch bekannt, dass das mit 7800 Mitarbeitenden in mehr als 20 Ländern tätige Unternehmen unter der Leitung von Jörg Vollmer (54) während Corona Angestellte an zwei vietnamesischen Standorten wochenlang in Zeltlagern in den Büros schlafen liess. Die Post-interne Untersuchung der Vorkommnisse bei SPS ist nach wie vor noch nicht abgeschlossen.

Gewerkschaft: Angst um Arbeitsbedingungen

Die 7800 SPS-Mitarbeitenden werden von AS Equity Partners übernommen. Zu den Kunden zählen insbesondere Banken, Versicherungen, Telekommunikationsanbieter sowie Unternehmen im Gesundheitswesen. Der Verkaufsvertrag wurde am vergangenen Freitag unterzeichnet, die effektive Übernahme soll in den folgenden Monaten abgeschlossen werden, vorbehaltlich der Erfüllung regulatorischer Vorgaben und Vollzugsbedingungen.

Die Gewerkschaft Syndicom kritisierte in einer Mitteilung vom Montag den Verkauf. Damit seien die Arbeitsbedingungen der Angestellten akut gefährdet, sofern sich SPS nicht zu einer Verlängerung der Sozialpartnerschaft bekenne. Die Post stehle sich nun aus der Verantwortung für diese Menschen und kassiere dafür ordentlich.

Syndicom wolle die Weiterführung der Sozialpartnerschaft mit der SPS-Führung besprechen. Die Gewerkschaft fordert, dass GAV-Verhandlungen stattfinden. Der GAV laufe Ende 2022 aus, die Verhandlungen zur Verlängerung seien im Frühjahr geplant. (SDA/sfa/pt)

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