Mietparteien in Windisch treffen sich mit Behörden
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«Es war teils sehr emotional»:Mietparteien in Windisch treffen sich mit Behörden

Kaum Hoffnung auf Lösung
Viele Tränen beim Mieter-Treffen in Windisch AG

Nächstes Kapitel im Fall Windisch AG: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit trafen sich am Mittwochabend die gekündigten Mieter mit dem Hausbesitzer, der Gemeinde und dem Kanton. Die Gespräche seien sehr emotional gewesen, Hoffnung auf Lösung macht sich aber kaum jemand.
Publiziert: 01.03.2023 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2023 um 11:02 Uhr
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Beat MichelReporter

Kurz vor 18 Uhr machen sich die Mieter von der Zelglistrasse 11 und 13 in Windisch AG gestern auf den Weg in Richtung Gemeindeverwaltung. Die Stimmung ist angespannt, aber hoffnungsvoll. «Ich hoffe sehr, dass der Vermieter uns mehr Zeit gibt und von dem Tausch mit den Asylbewerbern wegkommt», sagt Björn Waltert (32) zu Blick.

Er wohnt seit 1,5 Jahren in dem Haus. «Ich habe nach einem Burnout hier mit meinem Hund die perfekte Wohnung gefunden. Es ist ruhig, ich bin schnell in der Natur und gleichzeitig nahe beim Denner, es kann nur schlechter werden», so Waltert weiter. Darum will er auch für möglichst viel Zeit in der Wohnung kämpfen.

Nach dem Gespräch im achten Stock hat er immerhin etwas Hoffnung. «Der Besitzer hat sich bereit erklärt, mit jedem Mieter individuell die Kündigungsfrist anzuschauen.» Zudem habe der Kanton und die Gemeinde versprochen, dass sie ihm bei der Suche nach einer Wohnung unterstützen.

Dicke Luft in Windisch AG: 49 Mieter haben eine Kündigung erhalten. Darunter auch Björn Waltert.
Foto: Donghi Ralph (dnp)
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«Er hat null konkrete Zusagen gemacht»

Etwas weniger positiv sieht es sein Nachbar Marco Niesper (22). «Es wurden so viele Sachen gesagt, ich bin verwirrt. Sicher ist für mich nur, dass alles viel zu schnell kam. Die Fristen sind viel zu kurz. Ich habe mich gerade richtig hier eingelebt, und schon wieder soll ich raus. Das ist schlimm. Das Gespräch mit dem Vermieter konnte mich nicht beruhigen. Er hat null konkrete Zusagen gemacht.»

Auch der Bus-Fahrer Olaf Merschink (61) gibt sich kämpferisch. «Ich bin mit der Kündigung gleich auf die Gemeinde, um dagegen vorzugehen», sagt er auf dem Weg zum Treffen.

«Ich habe verlangt, dass der Besitzer die Kündigungen zurückzieht»

Das Treffen sei sehr emotional abgelaufen, erzählen mehrere Mieter. Manche hatten Tränen in den Augen. Beim Sprechen zitterten die Stimmen. Mit einer Namensliste wurde überprüft, wer alles teilnehmen durfte. Neben den Bewohnern war auch ein Anwalt vom Mieterschutz dabei.

Sicher ist nach dem Treffen bereits, dass die Bewohner nicht ohne Widerstand ausziehen werden, sagt auch Kindergärtner Michael Adams (42). Er wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in einer Viereinhalbzimmer-Wohnung. Er sagt: «Ich habe verlangt, dass der Besitzer die Kündigungen zurückzieht. Wir haben sonst zu wenig Zeit, gegebenenfalls zu klagen», sagt er.

Die Gemeinde ging mit anderen Gefühlen aus dem Treffen. «Der Gemeinderat ist erleichtert, dass die heutige Diskussion in einem guten und lösungsorientierten Rahmen stattgefunden hat», heisst es in einer anschliessenden Mitteilung. Es seien Fehler eingeräumt und das Gespräch gesucht worden. Konkret werden die Kündigungen aufgeschoben, «damit die Beteiligten bis Ende März Zeit haben, um das weitere Vorgehen in einem Austausch auf Augenhöhe zu besprechen.»

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