Jetzt empfiehlt Trump Schutzmasken
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Kehrtwende in den USA
Jetzt empfiehlt Trump Schutzmasken

Auch die amerikanische Gesundheitsbehörde empfiehlt nun das Tragen einer Schutzmaske. US-Präsident Donald Trump hat darauf keine Lust, wie er am Freitag mitteilte. Derweil eskaliert die Corona-Krise im Land weiter.
Publiziert: 04.04.2020 um 02:40 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2020 um 09:40 Uhr
21. Juli, Washington: US-Präsident Donald Trump hält die erste Corona-Pressekonferenz seit Monaten ab.
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Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Der Druck auf die Schweiz und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nimmt weiter zu: Nach mehreren europäischen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, vollzieht nun auch die USA eine Kehrtwende in der Schutzmasken-Frage.

Nachdem am Donnerstag die zwei kalifornischen Grossstädte Los Angeles und San Diego vorgeprescht sind, zog die Bundesregierung in Washington am Freitag nach. Im täglichen Corona-Update verkündete US-Präsident Donald Trump (73), dass die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC per sofort das Tragen von Gesichtsmasken im öffentlichen Raum empfiehlt. «Aber wir wollen nicht, dass die Menschen nun medizinische Schutzmasken tragen», stellte Trump klar. Die Empfehlung beziehe sich auf Masken aus Stoff, die man zum Beispiel zu Hause machen könne. Professionelle Masken müsse dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben.

Es ist eine 180-Grade-Wende, die die US-Regierung in Sachen Schutzmasken vollzieht. Trump folgt dabei dem Rat seiner Experten-Gruppe um Top-Virologe Anthony Fauci (79) und Ex-Militärärztin Deborah Birx (64). Bislang riet die Gesundheitsbehörde CDC gesunden Menschen ohne Symptome explizit nicht zum Tragen von Masken.

Trump will selber keine Maske tragen

Für Verwirrung sorgten Trumps Aussagen zum Tragen einer Schutzmaske in der anschliessenden Fragerunde. Der US-Präsident hat sich entschieden, nicht der Empfehlung seiner eigenen Gesundheitsbehörde zu folgen. «Ich werde keine Schutzmaske tragen», stellte er klar. Dann holte er erklärend aus: «Ich sitze im Oval Office, hinter diesem schönen Resolute Desk. Ich treffe da Präsidenten, Premierministern, Diktatoren, Königen, Königinnen – ich weiss nicht, irgendwie sehe ich es nicht für mich selbst.»

Immerhin: Der US-Präsident und sein Vize Mike Pence (60) werden mit neuen Massnahmen vom Coronavirus geschützt, wie aus einer Mitteilung vom Freitag hervorgeht. Das Weisse Haus will die Gefahr einer Infektion der zwei bedeutendsten politischen Amtsinhabern des Landes eindämmen. Deshalb wird neu «jede Person», die sich in unmittelbarer Nähe von Trump oder Pence befinde, auf Covid-19 getestet werden. Damit solle auch festgestellt werden, ob die betroffenen Personen womöglich das hochansteckende Virus in sich trügen, ohne Symptome zu zeigen.

US-Regierung beruhigt Menschen ohne Krankenversicherung

Während des täglichen Corona-Updates am Freitag verkündete Vizepräsident Mike Pence zudem gute Nachrichten für die rund 30 Millionen Amerikaner, die derzeit ohne Krankenversicherung leben. Die Regierung werde «sicherstellen», dass sich niemand vor eventuellen Behandlungskosten im Zusammenhang mit dem Coronavirus fürchten müsse. «Wir werden uns um die Rechnungen kümmern», versprach er. Als Trump im Anschluss gefragt wurde, ob dieses Versprechen auch für die geschätzt elf Millionen Illegalen in den USA gelte, antwortete er: «Damit befassen wir uns später.»

Werden die Präsidentschaftswahlen verschoben?

Ein weiteres Thema waren die bevorstehenden US-Wahlen im November. Wegen der Coronavirus-Pandemie mussten mehrere Bundesstaaten ihre Vorwahlen verschieben. Trump wurde am Freitag aufgrund dessen gefragt, ob man den Wahltermin verschieben könnte. Der US-Präsident will davon aber nichts wissen: «Die Wahl wird am 3. November stattfinden.»

Eine Verschiebung der Präsidentschaftswahlen ist ohnehin kaum denkbar. Der Wahltermin ist gesetzlich festgelegt. Also wäre eine Änderung durch den US-Kongress nötig, die noch dazu vor Gerichten angefochten werden könnte. Ausserdem wären auf diesem Weg nur einige Wochen zu gewinnen. Denn der weitere Zeitplan ist sogar in der Verfassung festgeschrieben und damit noch starrer: der Starttermin für den neuen Kongress am 3. Januar und der Amtsantritt des Präsidenten am 20. Januar.

So viele Tote wie noch nie in 24 Stunden

Überschattet werden solche politische Fragen derzeit von den stetig steigenden Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19. Am Freitag stieg die Anzahl Tote im Land auf über 7000. Binnen 24 Stunden wurden über 1419 neue Todesfälle gemeldet – so viele wie noch nie zuvor. Kein anderes Land ist vom Coronavirus derart betroffen wie die USA: Am Freitagabend waren bereits über 276'000 Fälle bekannt.

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