Sagen Sie, was Sie brauchen!
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Kommunikation in Beziehungen:Viele Frauen haben unrealistische Erwartungen

Warum spürt mein Freund nicht, was ich brauche? Thomas Meyer rät
Sagen Sie, was Sie brauchen!

Wieso spürt mein Freund nicht, was ich (w, 38) brauche? Ich muss ihn ständig darauf hinweisen.
Publiziert: 20.09.2020 um 09:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2020 um 16:40 Uhr
Thomas Meyer

Gegenfrage: Wieso ist ein Partner in Ihren Augen dazu da, Ihre Bedürfnisse zu erspüren und zu befriedigen? Diese Idee ist zwar weit verbreitet, aber auch ziemlich unreif (was möglicherweise die Verbreitung begünstigt). Eine erwachsene, eigenständige Frau benötigt keinen Seelendiener, der sie «immer glücklich macht», denn sie hat begriffen, dass Zufriedenheit nicht funktioniert, solange diese von äusseren Faktoren abhängt. Vor allem, wenn einer dieser Faktoren ein Mensch ist. Das führt nur zu ständig wiederkehrender Frustration. Diese nehmen Sie gewiss wahr, aber offenbar machen Sie als Quelle noch immer das Verhalten Ihres Partners aus – anstatt Ihr eigenes Betriebssystem. Dort, in Ihren Überzeugungen und Erwartungen, liegt der Fehler. Das könnten Sie daran erkennen, dass Ihre Lebensumstände sich immer wieder geändert haben, Ihr Lebensgefühl aber dasselbe geblieben ist: stets ein bisschen enttäuscht, stets ein bisschen genervt, stets ein bisschen gekränkt.

Es ist nicht die Aufgabe Ihres Partners, zu «spüren», was Sie brauchen. Und schon gar nicht, dafür zu sorgen, dass Sie es bekommen. Beides liegt in Ihrer Verantwortung. Sie selbst müssen Ihre wahren seelischen Bedürfnisse erkennen und Ihr Leben so einrichten, dass Sie sich wohlfühlen. Vor allem müssen Sie lernen, offen und direkt zu kommunizieren. «Hinweise» sind ein absolut untauglicher und obendrein feiger und manipulativer Umweg, um ans Ziel zu gelangen. Wenn Sie von Ihrem Partner etwas brauchen, beispielsweise mehr gemeinsame Zeit, müssen Sie das genau so sagen. Man muss alles genau so sagen, wie man es meint, und zwar sofort. Alles andere führt zu Missverständnissen, aufgestautem Groll und in der Folge zu schlechten Beziehungen. Werden Sie erwachsen und reden Sie mit Ihrem Partner. Und nicht über ihn.

Thomas Meyer, Schriftsteller.
Foto: Thomas Meier
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