Thomas Meyer rät: Auseinanderleben
Sie sind Ihre eigene Kapitänin

Mein Mann arbeitet viel, geht abends mit seinen Kumpels saufen und kommt oft erst nach Mitternacht heim. Ich habe nichts von ihm.
Publiziert: 22.08.2020 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2020 um 17:03 Uhr

Allem Anschein nach sind Sie ein Ehepaar, das nur noch auf dem Papier
existiert: Ihr Mann führt ein Eigenleben, faktisch wie ein Single, und Sie sitzen allein zu Hause, ebenfalls wie ein Single. Nun könnte man sagen, dass Ihr Partner ein Egoist ist, der Sie vernachlässigt, und es wird bestimmt Leute geben, die Ihnen das genau so bestätigen. Die wahre Vernachlässigung hat aber woanders stattgefunden: bei Ihnen selbst. Was auch immer die Gründe dafür waren, dass Ihr Mann sich so weit von Ihnen zurückgezogen hat – Sie haben offenbar weitgehend wort- und tatenlos zugeschaut. Warum?

Caroline Fux und Thomas Meyer im Live-Podcast

Schriftsteller und Sonntagsblick-Magazin-Kolumnist Thomas Meyer spricht am 10. September 2020 mit Caroline Fux, BLICK-Sex-Kolumnistin und -Podcasterin, auf einer Bühne über Trennungen. An der «Breakup Podcast Night» wird ein Live-Podcast zu einer Trennungsgeschichte produziert, die dann von Thomas Meyer und Caroline Fux analysiert wird. Moderiert wird der Talk von der Journalistin und Podcasterin Charlotte Theile. Um 19 Uhr geht es los im «Kosmos» in Zürich. Eintritt ist Spenden-basiert.

Schriftsteller und Sonntagsblick-Magazin-Kolumnist Thomas Meyer spricht am 10. September 2020 mit Caroline Fux, BLICK-Sex-Kolumnistin und -Podcasterin, auf einer Bühne über Trennungen. An der «Breakup Podcast Night» wird ein Live-Podcast zu einer Trennungsgeschichte produziert, die dann von Thomas Meyer und Caroline Fux analysiert wird. Moderiert wird der Talk von der Journalistin und Podcasterin Charlotte Theile. Um 19 Uhr geht es los im «Kosmos» in Zürich. Eintritt ist Spenden-basiert.

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Es ist erstaunlich, wie passiv viele Menschen sich in ihren Beziehungen
verhalten. Läuft was schief, geben sie dem Partner die Schuld, machen ihm gehässige Vorwürfe, beschweren sich bei ihren Freunden über ihn – und unternehmen weiter nichts, um die Situation zu verbessern. Weder fragen sie sich, was sie selbst zum Problem beigetragen haben, noch stellen sie klare Bedingungen für den Fortbestand der Beziehung auf. Dabei sind Sie doch Ihre eigene Kapitänin! Sie bestimmen, wie Ihre Lebensreise sich zu gestalten hat, und Sie sind verantwortlich dafür, das Ruder herumzureissen, falls Sie auf Untiefen zusteuern. Sie hätten sagen müssen: «Pardon, aber ich bin wichtiger als deine Freunde. Ich will auch Zeit mit dir verbringen. Mindestens drei Abende pro Woche gehören uns. Sonst hören wir auf.» Mit einer solchen Ansage hätte Ihr Mann gewusst: Oha, jetzt muss ich mich entscheiden. Und das hätte er dann auch getan. Auch er hätte sich Gedanken darüber machen müssen, was er mit seinem Leben will, ausser zu saufen. Stattdessen haben Sie beide sich selbst stehen lassen und damit auch einander. Spätestens jetzt sollten Sie sich hinsetzen und darüber reden, wie es weitergehen soll. Und ob überhaupt.

Thomas Meyer, Schriftsteller.
Foto: Thomas Meier
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