Fix zur Gesellschaft
«Guten Tag, ich wollte fragen, wie es Ihnen geht»

Bisher ging unsere Autorin immer gerne zum Zahnarzt. Aber irgendwann ändert sich alles. Mit dem Alter kommen die Reparaturkosten.
Publiziert: 02.04.2022 um 17:51 Uhr
Alexandra Fitz

«Wie es mir geht?», fragte ich. «Sie wollen wissen, wie es mir geht?» Ich war so verdutzt über den Anruf und die Frage nach meinem Wohlbefinden. «Ja, Sie waren doch gestern bei uns …», sagte die Frau am Telefon.

In letzter Zeit hatte ich oft mit dem Zahnarzt zu tun. Das eine Mal habe ich einen DH-Termin verschoben, weil ich Kontakt mit jemandem hatte, der positiv auf Covid getestet wurde. In der ganzen Pandemie waren Zahnärzte wie kaum sonst wer unserem Speichel ausgesetzt. Beim Saugen, Spülen und Bohren spritzt es ja gewaltig aus unseren sperrangelweit aufgerissenen Mäulern – und das alles auf dieses dünne Mäskle.

Als ich dann auf dem Stuhl sass, erinnerte man mich einmal mehr daran, dass ich wirklich bald die Weisheitszähne ziehen lassen sollte. Ich hatte es schon lange hinausgezögert. Darin bin ich richtig gut. Im Hinausschieben. Ich rang mich endlich zur Entfernung durch. Es folgte ein Termin für 3D-Bilder mit so einem Hightech-Röntgengerät, dann das Ziehen, dann die Nachkontrolle. Kli viel Zahnarzt für meinen Geschmack.

Wer geht schon gerne zum Zahnarzt?
Foto: Getty Images

Ich verstand nie, warum man Angst vor dem Zahnarzt hat. Jetzt weiss ich: Es geht weniger um den Besuch als um das Ergebnis. Was findet er? Was muss getan werden? Und vor allem: Was kostet es? Meine Eltern sagten stets: «Zähne sind teuer! Da musst du gut dazu schauen!» Heute weiss ich: Es stimmt. Kronen, Brücken, Implantate, Spangen, Löcher stopfen – das alles kostet ein Gwehr!

Meine Zahnärztin hat das mit dem Ziehen so gut gemacht, dass ich beim ersten gar nichts merkte und beim zweiten kaum was. Danach war auch alles paletti. Bei der Nachkontrolle schämte ich mich etwas, als sie ein Stückli Rüebli aus dem Loch heraussaugte. Aber als sie sagte «Da kamen schon ganz andere Dinge raus», war ich wieder beruhigt.

Die Frau Doktor sagte, ich solle mich melden, wenn was ist. Und am nächsten Tag anrufen. Das tat ich nicht. Es war ja auch nichts. Also rief die Praxis an.

«Ja, Sie waren doch gestern bei uns und haben die Weisheitszähne ziehen lassen.» – «Und deshalb rufen Sie bei mir an?» Die Zahnarztassistentin kam gar nicht mehr draus. Aber Entschuldigung, normalerweise ist das Einzige, was ich nach einem Eingriff vom Arzt bekomme, die Rechnung.

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