Fix zur Gesellschaft
«Füdle use! Schön! Füdleeeee!»

Der Berg ruft – und wir alle kommen. Klar. Aber wenn dann die Elektro-Velos im Steilhang an einem vorbeifahren und die Fahrer die wenigen Alphüttenplätze besetzen, während sie ihre Göppel laden, platzt unserer Autorin der Kragen.
Publiziert: 12.09.2020 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2020 um 16:17 Uhr
Alexandra Fitz

Eine Wanderroute aussuchen und sie dann vor Ort spontan doch ändern. Passiert immer wieder und führt immer wieder zu Unmut. Weil es dann doch plötzlich fünf Stunden sind, weil man halt die Seilbahn auslässt und hardcore bergauf läuft. Obwohl man eigentlich sagte: «Bitte nicht so steil!» Es ist heiss. Sie tragen zu warme Wanderklamotten, es ist steil, Sie mögen eigentlich nicht mehr. Die vorne sagen immer: «Jetzt isches nümma wit!» Sie glauben es halt auch nicht mehr. «Der Weg ist das Ziel», regt mi manchmal kli uf. Klar, es geht um die Wanderung. Aber sagen Sie nicht, dass Sie nicht auch ans Gipfelbier und ans feine Plättli denken.

Und dann stellen Sie sich den Moment vor: Endlich, die Alp! Das Ziel! Und dann fragt eine vorne verdutzt: «Stehen die Leute da oben an?» Es gibt tatsächlich eine Schlange. Hat halt in diesen Alpbeizli eh schon wenig Platz und mit der Abstandspflicht sowieso. Und wenn man näher kommt, sieht man die Übeltäter dann auch in Reih und Glied: Bikes. Drei Viertel elektrisch. Jene, die vorher an einem vorbeigefräst sind, speisen jetzt auf dem Terrässli, während sie ihre Göppel laden. Auf 1829 Metern.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier

«Wenigstens machen so einige Sport, die sich sonst gar nicht bewegen würden», sagt einer. Stimmt. Dennoch regts uf, wenn hinter einem minütlich das ­Motorengeräusch ertönt und sie mühelos an einem vorbeiziehen. Sogar eine Frau mit Anhänger, in dem ihre zwei Hunde hecheln. Noch ein Argument: «So können auch die Frauen mithalten bei einer Bikegruppe.» Biker-Pärli – also jetzt auch ohne Motor – trifft man in den Bergen ja immer mehr. «Schatz, los üs was zemma macha», heisst es meistens von der Partnerin. Und dann kommen sie, die Biker-Pärli. Er: immer vorne, immer genervt, gleichzeitig die Partnerin immer am pushen. «Füdle use! Schön! Füdleeeee!» Sie: immer hinten, total angespannt, aber sogar beim Jungsausflug als einzige Frau dabei. Weil: «Schatz, los üs was zemma macha!»

Ach, unsere Wähen haben wir dann hinterm Haus neben dem Schweinestall gegessen. Und das Bier ­unten im Tal auf dem Sandkastenrand. Diese Beiz war halt auch schon voll, die Biker waren natürlich eher unten.

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