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Fix zur Gesellschaft
Wer geht schon am Montag morgen zum Zahnarzt?

Diese Frage sorgte im Team unserer Autorin für ein wenig Aufruhr. Und brachte sie gleichzeitig zu einer amüsanten Erkenntnis.
Publiziert: 31.08.2020 um 06:42 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2020 um 16:38 Uhr
Alexandra Fitz

Sie mache das Radio an, damit ich mich darauf konzentrieren würde. Und dann ging sie raus. «Ein Schirmchen-Drink wäre noch nett!», rief ich ihr mit Galgenhumor nach. Aber sie hörte es nicht. Ich lag da. Mit dieser komischen Serviette um den Hals und diesem komischen Gefühl, das man beim Zahnarzt nun mal hat. Ähnlich wie beim Frauenarzt. Wobei, da ist die Untersuchung meist nicht schlimm, aber die Angst vor dem Befund. Beim Zahni ist es genau umgekehrt: Der Befund ist eigentlich wurscht, aber das ellenlange Mundaufsperren, die vielen Werkzeuge, das grusige Blut – und all die perfiden Geräusche ...

Die Zahnärztin machte sich ans Werk. Sie erklärte mir jeden Schritt und warnte mich jeweils: «Jetzt spürst du Druck» oder «Jetzt wird es laut». Das beruhigte mich unheimlich und war mir neu. Mein ehemaliger Zahnarzt, zu dem ich gehe, seit ich Zähne habe, spricht gar nicht. Aber diese junge Frau, mit der ich von Anfang an per Du bin, macht das ganz gut. So gut, dass ich bald aufhöre mit dem Schwitzen und dem In-die-Armlehne-Krallen – und mir wirklich einen Schirmchen-Drink vorstelle.

«Wer geht schon am Montagmorgen zum Zahnarzt?», fragte ich mich, als ich auf diesem Stuhl lag. Und es war auch der Betreff des E-Mails an mein Team, weshalb ich am Montagmorgen nicht erreichbar sei. Ein Arbeitskollege fasste diese Zeile etwas anders auf. Denn, was für ein Zufall, er lag gleichzeitig auf dem Zahni-Stuhl. Also, nicht auf dem gleichen! Er meinte aber, ich veräpple ihn ein wenig mit dem Satz.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Foto: Thomas Meier

Als wir später dann in der Kaffeeküche über unsere Zahnarzterlebnisse sprachen (er mehr Zahnstein als sonst; ich mehr Löcher als sonst), kam Heiteres zutage: Corona macht unsere Zähne hin! Nicht direkt Corona. Aber die daraus resultierende Heimarbeit – und das am Morgen manchmal vergessene oder verspätete Zähneputzen. Ich teilte diese Erfahrung bisher eher zurückhaltend mit Familienmitgliedern oder im selben Haushalt wohnenden Personen; aber als nun auch mein Arbeitskollege seine an manchen Tagen vernachlässigte Mundhygiene ansprach, fühlte ich mich erleichtert. Man darf es also sagen, und vor allem: Es geht nicht nur mir so.

So, wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten (Zahn)-Stein!

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