Gute Schuhe leben lange
Diese Schuhe sehen aus wie neu, sind es aber nicht

Warum kaufen die Schweizerinnen keine Secondhand-Schuhe? Das fragte sich die Pariserin Shera Lesueur (44), die mit ihrer Familie in der Nähe von Zürich lebt. Sie hat nun einen Weg gefunden, wie alte Schuhe gerne kauft werden.
Publiziert: 29.06.2021 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2021 um 13:16 Uhr
Barbara Ehrensperger

Vor stinkenden, alten Schuhen fürchtet sich Shera Lesueur (44) nicht – im Gegenteil: «Ich liebe Secondhand-Sachen und vor allem Schuhe», sagt die Pariserin, die mit ihrer Familie in der Nähe von Zürich lebt.

Ihre Liebe zu Schuhen und ökologischem Einkaufen möchte sie weitergeben, auch an Menschen, die miefige Schuhe nicht mögen. Wer sich auf der Webseite von Atelier FH umschaut, sieht tolle Markenschuhe zu günstigen Preisen. Was man nicht sieht: Es sind alles Secondhand-Schuhe.

«Wir desinfizieren die Schuhe mit heissem Dampf, reinigen und pflegen sie. Ein Schuhmacher übernimmt die Reparaturen, danach sind die Schuhe wieder wie neu», erzählt die Unternehmerin. Wer ein paar dieser «restaurierten» Schuhe kauft, spart 16 Kilogramm CO2. Zum Vergleich: Pro Jahr bindet eine Buche 12,5 Kilo des Treibhausgases.

Die Pariserin Shera Lesueur (44) verkauft «restaurierte» Schuhe, die wie neu aussehen.
Foto: Atelier FH
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Nicht nur arbeiten, sondern sich engagieren

Über 16 Jahre lang war Shera Lesueur als Personalfachfrau tätig in Paris, Dubai und Zürich. Vor zwei Jahren entschied sie sich, dass sie sich, «engagieren möchte, statt nur zu arbeiten». Zuerst half sie die Organisation Momentum mitzugründen, die Kindern Zugang zu Bildung ermöglicht. Diese Organisation liegt ihr so am Herzen, dass sie einen Teil ihres Umsatzes an sie spendet.

Noch ist der Umsatz bescheiden. «Im September habe ich eine kleine Vor-Eröffnung als Pop-up in einem Laden gemacht. Seit November 2020 läuft die Webseite. Begonnen hat sie mit 70 Paar Schuhen. Es werden aber laufend mehr. Lesueur hat alle bei sich im Showroom. Wer möchte, kann die gewünschten Schuhe bei ihr anprobieren gehen.

Kaufen, aber...

Lesueurs Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich von ihrer Idee zu begeistern – in erster Linie, weil sie den Nachhaltigkeitsgedanken weiterverbreiten möchte, aber auch, weil sie mit ihrem Geschäft Jobs schaffen will für andere Menschen.

Es ist ihr wichtig, dass die Kundinnen nicht zehn Schuhe bestellen und dann neun Paar wieder zurückschicken. «Ich möchte, dass man sich bewusst für den Kauf entscheidet und diesen richtig geniesst», sagt sie. Es soll nicht einfach Mehr-Konsum sein. Zudem sei es die Paket-Herumschickerei auch nicht ökologisch.

Alle guten Schuhe verdienen ein zweites Leben

Bis jetzt sucht Shera Lesueur die Schuhe, die sie verkaufen möchte, selber aus. Ihr Ziel ist es aber, später mehr oder weniger alle Qualitätsschuhe, die sie bekommt, verarbeiten zu können. Damit sie ein grösseres Angebot bieten kann und noch mehr Schuhen ein zweites oder drittes Leben geben kann.

«Nur Qualitätsschuhe lassen sich rentabel aufbereiten», sagt sie. Denn neben dem Ankauf, bezahlt sie die Reparaturen bei den befreundeten Schuhmachern Passo Pass in Basel und Sanbert Schuhmacher in Zürich. «53 Franken gibt man in der Schweiz durchschnittlich für einen Schuh aus. Da lohnt sich eine Reparatur von 60 Franken nicht», sagt sie.

Leider Wegwerf-Ware

«Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass man günstige Schuhe schlicht und einfach wegwerfen muss, weil man sie nicht wirklich recyceln kann», sagt Lesueur.

Nachhaltigkeit lebt Shera Lesueur nicht nur ihren Kinder vor, sondern auch für ihre Mutter. Der Name «Atelier FH» ist eine Hommage an ihre Mutter, deren Initialen FH sind.

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