Schriftsteller Thomas Meyer nimmt Stellung zu Lebensfragen
«Offenbar wollten Sie Ihr Leben verändern»

Ich bin in der 8. Woche schwanger, mein Partner ist aber nicht der Vater. Was soll ich tun?
Publiziert: 04.05.2016 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:05 Uhr

Manchmal veranstalten wir ein ziemliches Durcheinander in unserem Leben, bevor wir in der Lage sind, Ordnung zu schaffen. Erst wenn wir gegen eine Wand donnern, nehmen wir uns selber wirklich wahr. Dabei entsteht jeweils beträchtlicher Schaden, aber auch die Gewissheit, dass der bisherige Kurs der falsche gewesen ist.

Vermutlich machen Sie sich schwere Vorwürfe. Aber die helfen Ihnen nicht, im Gegenteil. Jetzt ist das gefragt, was man einen kühlen Kopf nennt, sowie absolute Ehrlichkeit. Atmen Sie zehnmal tief ein und beantworten Sie spontan die drei eigentlich voneinander unabhängigen Fragen, die sich in Ihrem Leben auf bizarre Weise vermengt haben: 1. Wollen Sie dieses Kind behalten? 2. Wollen Sie mit seinem Vater zusammen sein? 3. Wollen Sie mit Ihrem eigentlichen Partner zusammen sein?

In Ihrem Herzen kennen Sie die Antworten. Und Sie wissen auch, dass diese Sie zu sofortigen Konsequenzen anhalten. Falls Sie das Kind nicht behalten und auch nicht mit dessen Vater zusammen sein wollen, sind Sie dennoch aufgefordert, mit Ihrem Partner ein offenes Gespräch zu führen. Der schlechteste Umgang mit der Situation bestünde nämlich in einer Abtreibung, die Sie beiden Männern verheimlichen, sowie der Fortführung Ihrer Beziehung, als wäre nichts geschehen. Dann hätten Sie nichts gelernt aus einer Aufgabenstellung, die Sie selbst arrangiert haben.

Offenbar wollten Sie Ihr Leben verändern – das ist gut. Nun sollten Sie aber nicht überlegen, wie Sie möglichst einfach wieder aus all dem herauskommen, sondern die Verantwortung für Ihr Handeln übernehmen. Der Vater des Kindes sollte erfahren, welche Entscheidung ansteht – und Ihr Partner, dass Sie fremdgegangen sind. Beide haben nämlich das moralische Recht, sich zu diesen Dingen zu äussern.

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