Leser fragen, Schriftsteller Thomas Meyer antwortet
Langweiliges Leben – was soll ich tun?

Mein Leben ist furchtbar langweilig – Job, Beziehung, Freunde. Was raten Sie mir?
Publiziert: 06.10.2016 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:56 Uhr
Thomas Meyer

Nahezu alle Phänomene ­in unserem Leben sind Manifestierungen unserer Entscheidungen. Ausgenommen sind nur unsere Eltern, unser Körper und allfällige Schläge des Schicksals – und selbst mit Blick auf diese Dinge lässt sich die interessante Diskussion führen, ob nicht eine höhere Form des Selbst sie herbeigeführt hat, damit wir daran lernen und wachsen.

Wie genau wir aber unser Leben führen und welchen Menschen wir Einlass darin gewähren, obliegt allein uns – und wenn wir mit dem Ergebnis unzufrieden sind, so ist es ziemlich billig, ­mit dem Finger auf die vorhandenen Figuren und Situationen zu zeigen, um danach zu behaupten, sie seien schuld an unserer schlechten Laune. Es trifft folglich nicht zu, dass Ihr Job, Ihre Beziehung und Ihr Umfeld langweilig sind – vielmehr haben Sie sich, jeden Tag von neuem, für Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit entschieden und gegen Wahrhaftigkeit und Wachstum. Und damit letztlich gegen sich selbst.

Vielleicht fragen Sie sich, welcher Job besser zu Ihnen passen würde und welche Qualitäten ein neuer Partner haben müsste. Aber mit den Antworten, die Ihnen kurzfristig inneren Aufwind zu verleihen scheinen, lenken ­Sie nur von sich selbst ab. Die ­Fragen, die Sie sich stattdessen stellen sollten, lauten: Warum bin ich mir nicht mehr wert als bisher? Warum gebe ich mich ­mit so wenig zufrieden? Was sind meine Überzeugungen betreffend Selbstverwirklichung, Liebe und Freundschaft? Woher kommen sie? Wie fühlen sie sich an? Welche würden sich besser anfühlen?

Sie verdienen es, glücklich zu sein und Ihr berufliches, persönliches und partnerschaftliches Potenzial zu leben. Sie sind es wert. Aber das klappt halt nur, wenn Sie dem zustimmen und diese Sache ernst nehmen. Und das bedeutet erst mal, in den Spiegel zu schauen und ordentlich zu erschrecken.

Zur Person

Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer beobachtet seine Mitmenschen seit nunmehr 41 Jahren. Das ist denen nicht immer recht. Haben auch Sie Fragen an ihn? magazin@sonntagsblick.ch, Betreff: «Meyer»

Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer beobachtet seine Mitmenschen seit nunmehr 41 Jahren. Das ist denen nicht immer recht. Haben auch Sie Fragen an ihn? magazin@sonntagsblick.ch, Betreff: «Meyer»

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