Ein gutes Jahr?
En-primeur-Subskriptionen: Wein und Vorfreude auf Vorauskasse

Es gibt etliche Gründe, warum man Bordeaux En primeur kauft. Ein Motiv ist ziemlich simpel: Man bezahlt schlichtweg weniger für die Flasche, als wenn sie dann endlich im Laden steht – sofern sie es überhaupt in den Laden schafft.
Publiziert: 12.04.2022 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2022 um 14:42 Uhr
Shirley Amberg

Im Bordeaux ist der Verkauf von Weinen en primeur seit dem 18. Jahrhundert üblich. Bei en primeur kauft man die Weine frühzeitig, während sie sich noch im Fass befinden. Es handelt sich also sozusagen um «Wein-Futures».

Jedes Jahr, etwa Anfang April, degustieren die verschiedenen Weingüter zusammen mit Spezialisten die im vergangenen Herbst verarbeitete Ernte. Zwischen Mai und Juli geben die verschiedenen Schlösser dann die Preise für die im April degustierten Weine bekannt – diese Liste der Bordeaux Primeurs in Subskription wird generell gegen Ende Juni, Anfang Juli publiziert.

Immer mehr Regionen auf der ganzen Welt geben ihre Weine en primeur frei, darunter zum Beispiel Napa oder das Piemont. Weinhändler, Weinkritiker und Weinliebhaber reisen an, um die Weine vor Ort zu probieren – und anschliessend ihre Meinung darüber abzugeben, wie der betreffende Jahrgang schmeckt und auf welche Weine man achten sollte.

Ausverkauft! Noch nicht mal in die Flasche gefüllt und schon alles verkauft: Das sind die En-primeur-Subskriptionen.
Foto: Shutterstock
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Warum machen das die Käufer?

Die Winzer bringen ihre Weine also auf den Markt, bevor sie in Flaschen abgefüllt wurden. Als Beispiel: Die Flaschen mit dem Bordeaux Jahrgang 2018 hat den Keller seines Käufers im Sommer 2021 erreicht – also drei Jahre nach der Ernte und zwei Jahre nachdem sie gekauft wurden.

Du fragst dich jetzt vielleicht, warum man die Flaschen nicht einfach dann kauft, wenn sie fixfertig abgefüllt im Laden stehen? Es dreht sich – wie so oft – alles um den Preis.

Die Chancen stehen sehr hoch, dass der Preis für die entsprechenden Weine stark steigt, sobald der Wein physisch in der Flasche erhältlich ist. Dies erschafft wiederum einen Sekundärmarkt, was zu diesem erhöhten Interesse an Investitionen in Wein geführt hat.

Warum machen das die Winzer?

Das Konzept des En-primeur-Verkaufs wurde geschaffen, um dem Winzer das benötigte Geld zu verschaffen, um seinen Wein in den teuren Fässern reifen zu lassen.

Wie kauft man en primeur?

Man kann leider nicht einfach nach Frankreich fahren, an die Schlosstüren klopfen und darum bitten, ein paar Wein-Futures zu kaufen. Jedes Château beauftragt Makler, die den Wein an Händler vergeben.

Von diesen sogenannten Négociants aus gelangen die Weinflaschen an die Importeure und Grosshändler und schliesslich über die Läden und Restaurants an den Konsumenten.

Private Stammkunden

Die Hauptabnehmer sind also die Makler, Négociants und Weinhändler. Es ist aber auch einigen wenigen etablierten Weinliebhabern gestattet, an diesem alljährlichen Ritual teilzunehmen – und denjenigen, die die En-primeur-Veranstaltungen jedes Jahr treu besuchen, werden sogar oft vorrangige Zuteilungen zugesichert.

Zusammengefasst könnte man also sagen, dass beim Kauf von En-primeur-Wein die Vorfreude ein grosser Teil des Erlebnisses ist. Wer den Wein danach nicht selber trinkt, hat gute Chancen, die bestellten Weine schliesslich zu einem besseren Preis zu verkaufen.

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