So fährt sich der neue Kia EV6
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Sportliches E-Auto im Test:So fährt sich der neue Kia EV6

Kia EV6 im ersten Test
Das E-Auto mit Schokoladengeschmack

Mit dem EV6 startet Kia in eine neue Ära. Die Koreaner treten optisch mutiger auf und werden auch deutlich sportlicher. Doch der EV6 soll nicht nur für Kia-Kunden, sondern für alle Elektroautos eine neue Geschmacksrichtung darstellen.
Publiziert: 14.10.2021 um 15:59 Uhr
Martin A. Bartholdi

Pistazie und Stracciatella? Haselnuss und Mango? Oder doch Mokka und M&M's-Cookies? Die Auswahl am Glacestand ist riesig. Und jede Sorte sieht verlockender aus als die andere.

Etwas weniger gross war bis anhin die Auswahl bei E-Autos, wenn es nach Kias Design-Vize-Präsident für Europa, Gregory Guillaume, geht. «Bisher gab es beim E-Auto-Angebot im übertragenen Sinn nur langweiligen Vanillegeschmack. Der EV6 ist nun der emotionalere Schokoladengout unter den Stromern.» Nicht, dass der jüngste Kia süss aussehen würde, aber sein sportlicher Auftritt ist ein süsses Versprechen.

Entzückender Rücken

Die schnittige Front des neuen EV6 gefällt. Highlight ist aber die Heckansicht. Zwar eher aus der Not sei das LED-Leuchtband entstanden. «Die Aerodynamiker wollten einen Dug-Tail», so Guillaume. «Wir Designer fanden das optisch veraltet. Doch jemand aus dem Team kam auf die Idee, die LED-Heckleuchten in den Mini-Spoiler zu integrieren. Jetzt ist es das Element, das sofort ins Auge springt und den Kunden gefällt.» Den sportlichen Auftritt runden ausgestellte Radhäuser ab. Verspricht diese rassige Optik nicht zu viel? Schon die Zahlen sagen Nein. Der Allradler leistet 325 PS (239 kW) und satte 605 Nm Drehmoment. Diese schieben den Stromer aus dem Stand mit dem typischen Elektro-Punch nach vorn und in nur 5,2 Sekunden auf Tempo 100.

Mit dem EV6 zeigt Kia seine sportliche Elektroseite.
Foto: Kia
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Flinker Kurvenkratzer

Noch beeindruckender ist, mit welcher Leichtigkeit sich der Korea-Stromer eine kurvige Bergstrasse hochwindet. Die ausgezeichnete Kurvenlage zaubert uns dasselbe fröhliche Schmunzeln ins Gesicht wie der Genuss eines Schokoladenglaces. Einzig die Lenkung passt nicht ganz zum sportlichen Anspruch. Dafür gibt sie zu wenig Rückmeldung. Das erstaunt, denn Kia hat den EV6 bewusst sportlicher abgestimmt als Hyundai den technischen Zwilling Ioniq 5. Die Technik ist zwar die gleiche, aber der Kia hat etwas mehr Leistung und die grösseren Akkus. So leichtflüssig der EV6 antritt, so schwerfällig zeigt er sich auf der Bremse. Die Physik lässt sich bei zwei Tonnen Leergewicht nicht überlisten. Und dabei ist das für einen Stromer dieser Grösse noch ein guter Wert.

Riesiges Platzangebot

Der Innenraum kann sich sehen lassen. Digitale Instrumente, Head-up-Display mit auf die Strasse projizierten Richtungspfeilen für die Navigation und natürlich ein Multimediasystem mit Smartphone-Integration sind heute Standard. Und bitter nötig, denn das integrierte Navi ist leider nicht in der Lage, Routen inklusive Ladestopps zu berechnen. Dafür brauchts eine separate App.

Gigantisch ist der Platz im Fond. Selbst Erwachsene können problemlos die Beine strecken. Dazu gibts eine normale Steckdose in der Mitte der Rückbank. Auch der Kia-Ladestecker verfügt über eine Steckdose, um beispielsweise den Laptop oder andere Geräte anzuschliessen. Das Ladevolumen beträgt 480 bis 1800 Liter. Das ist zwar ordentlich, aber wegen der abfallenden Dachlinie dürfte es für grössere Gegenstände oder eine Hundebox nicht reichen.

Locker laden

Neben dem Allradler gibts auch eine Version mit Heckantrieb und zwei Akkugrössen. So leistet der EV6 je nach Variante 170 bis 325 PS (125 bis 239 kW) und schafft Reichweiten von 371 bis 528 Kilometer. Ende Oktober rollt der Kia EV6 ab 49'940 Franken in die Schweiz. In rund einem Jahr folgt der noch sportlichere EV6 GT mit 584 PS und 740 Nm. Das macht ihn dann zum stärksten und schnellsten Kia!

Kia EV6 Modell-Palette

EV6 RWD 58: 170 PS (125 kW), 350 Nm, 58 kWh = 394 km Reichweite, Heckantrieb, ab 49'950 Fr.

EV6 RWD 77.4: 229 PS (168 kW), 350 Nm, 77.4 kWh = 528 km Reichweite, Heckantrieb, ab 54'450 Fr.

EV6 4x4 58: 235 PS (173 kW), 605 Nm, 58 kWh = 371 km Reichweite, Allrad, ab 55'950 Fr.

EV6 4x4 77.4: 325 PS (239 kW), 605 Nm, 77.4 kWh = 484 bis 506 km Reichweite, Allrad, ab 60'950 Fr.

EV6 GT (ab Ende 2022): 584 PS (430 kW), 740 Nm, 77.4 kWh = 406 km Reichweite, Allrad, ab 75'950 Fr.

EV6 RWD 58: 170 PS (125 kW), 350 Nm, 58 kWh = 394 km Reichweite, Heckantrieb, ab 49'950 Fr.

EV6 RWD 77.4: 229 PS (168 kW), 350 Nm, 77.4 kWh = 528 km Reichweite, Heckantrieb, ab 54'450 Fr.

EV6 4x4 58: 235 PS (173 kW), 605 Nm, 58 kWh = 371 km Reichweite, Allrad, ab 55'950 Fr.

EV6 4x4 77.4: 325 PS (239 kW), 605 Nm, 77.4 kWh = 484 bis 506 km Reichweite, Allrad, ab 60'950 Fr.

EV6 GT (ab Ende 2022): 584 PS (430 kW), 740 Nm, 77.4 kWh = 406 km Reichweite, Allrad, ab 75'950 Fr.

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Auch beim Laden gehört der EV6 zur schnellen Sorte. Dank neuer 800-Volt-Technik lädt er mit 240 Kilowatt – sofern die Ladesäule diese Leistung bringt. Das heisst, von 10 auf 80 Prozent gehts in nur 18 Minuten. Da wird es mit Kaffee und Toilette schon knapp, bevor es wieder weitergeht.

Fazit

Mit dem EV6 startet Kia in eine neue Zukunft. Der neue Stromer kombiniert Sportlichkeit mit viel Platz. AndroidAuto und Apple CarPlay überspielen Schwächen beim Navi. So bereitet er uns Freude wie ein Schokoladenglace – und mit dem GT Ende 2022 folgt dann quasi noch das Sahnehäubchen.

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