US-Amerikanerin wettert gegen Transplantations-Regeln
Leilani Lutali (56) kriegt keine neue Niere – weil sie ungeimpft ist

Keine Impfung, keine Niere! Ein Spital in den USA will eine Transplantationskandidatin nicht behandeln, weil sich die 56-Jährige gegen die Corona-Impfung wehrt. Die Frau führt religiöse Gründe auf.
Publiziert: 08.10.2021 um 18:53 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2021 um 19:46 Uhr

Leilani Lutali (56) ist schwer krank, sie braucht eine neue Niere. Ihre Freundin Jaimee Fougner (45) würde ihr das lebensrettende Organ spenden. Doch das Spital im US-Bundesstaat Colorado verweigert die Transplantation, solange sich die beiden Frauen nicht gegen Corona impfen lassen.

Die 56-Jährige hat sich bisher aus religiösen Gründen gegen die Impfung gewehrt. «Als Christin kann ich nichts unterstützen, was mit der Abtreibung von Babys zu tun hat, und die Unantastbarkeit des Lebens ist für mich kostbar», sagt sie.

Keine Fötuszellen in Impfung

Sie bezieht sich damit auf die Rolle der Zelllinien im Zusammenhang mit der Impfung. Impf-Skeptiker verbreiten seit geraumer Zeit das Gerücht, dass für die Herstellung von Impfstoffen Zellen von abgetriebenen Babys verwendet würden.

Leilani Lutali (56) braucht eine neue Niere. Dafür benötigte sie aber eine Corona-Impfung.
Foto: Facebook
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Dass dem nicht so ist, wurde schon mehrfach belegt. Vektorimpfstoffe nutzen zwar auch Zelllinien, die ursprünglich mal menschlichen Föten entnommen wurden. Das ist insofern nicht aussergewöhnlich, weil Viren immer eine lebende Zelle brauchen, um sich zu vermehren. Bei Masern- und Mumpsviren werden Bindegewebszellen von Hühnern verwendet, weil sich diese besonders gut dafür eignen. Bei Röteln- und Windpockenviren hingegen kommen menschliche Zellen zum Einsatz.

Allerdings handelt es sich weder um aktuell abgetriebene Föten, noch wurden diese extra dafür abgetrieben. Eine Sprecherin des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts erklärte im «Bayerischen Rundfunk» vor einigen Monaten bereits: «Es wurde jeweils einmalig ein Embryo abgetrieben – aus persönlichen Gründen der betreffenden Frau – und mit den entsprechenden Zellen eine permanent wachsende Zelllinie etabliert, die eingefroren und immer weiterverwendet werden kann.» In der Impfung selbst sind die Zellen aber nicht enthalten.

Erhebliches Risiko, an Corona zu sterben

Das Spital in Colorado verlangt von Transplantat-Empfängern jedoch einen Impfnachweis, weil für sie – wegen ihres geschwächten Immunsystems – ein erhebliches Risiko bestehe, sich mit Corona anzustecken und an dem Virus zu sterben, sagte Sprecher Dan Weaver der Nachrichtenagentur «AP». Seinen Angaben zufolge haben ungeimpfte Transplantationspatienten ein bis zu 30 Prozent höheres Risiko, an Corona zu sterben.

Das Zentrum hat Lutali und Fougner 30 Tage Zeit gegeben, um sich zu impfen. Andernfalls würden sie von der Liste gestrichen werden.

Weaver wies ausserdem daraufhin, dass es generell üblich sei, dass für Transplantationskandidaten spezielle Regeln vor, während und nach der Behandlung gelten. Zum Beispiel könne von den Patienten auch der Nachweis einer Hepatitis B- oder MMR-Impfung verlangt werden. «Von den Patienten kann auch verlangt werden, dass sie auf Alkohol verzichten, mit dem Rauchen aufhören oder nachweisen, dass sie in der Lage sind, ihre Medikamente gegen die Abstossung auch lange nach der Transplantation weiter einzunehmen. Diese Anforderungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Transplantation erfolgreich verläuft.»

Die Medikamente, die solche Patienten einnehmen müssen, würden ohnehin dazu beitragen, dass das Immunsystem runterfährt, um das neue Organ nicht abzustossen. «Würden die Patienten mit der Impfung bis nach der Operation warten, wäre es unwahrscheinlich, dass ihr Immunsystem die gewünschte Antikörperreaktion hervorrufen könnte, da sie bereits Medikamente gegen die Abstossung einnehmen», erklärt die Vizepräsidentin der American Hospital Association, Nancy Foster.

«Ich fühle mich genötigt»

Das Zentrum in Colorado ist keine Ausnahme. Auch Zentren in Washington, Vermont, Massachusetts und Alabama verlangen von den Empfängern einen Corona-Impfnachweis.

Die beiden Freundinnen, die sich vor zehn Monaten in einem Bibelkurs kennen gelernt hatten, halten nicht viel von den Krankenhausregeln. «Ich fühle mich genötigt», sagt Lutali. Auch Fougner ist von der Entscheidung enttäuscht. «Ich bin bereit, ihre Spenderin zu sein. Kein anderer Patient auf der Transplantationsliste ist davon betroffen. Wie kann ich hier sitzen und zulassen, dass man meine Freundin ermordet, wenn ich eine perfekte Niere habe und ihr Leben retten kann?», sagt sie zu «CBS».

Leilani Lutali sucht sich nun ein anderes Krankenhaus, wo sie ohne eine Impfung eine Transplantation erhalten würde. (man)

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