Patt-Situation im Kampf um Bachmut
«Es geht nichts mehr, die Situation ist festgefahren»

Im Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut zeichnet sich eine Patt-Situation ab. Sowohl für Russland als auch für die Ukraine geht es kaum mehr vorwärts.
Publiziert: 29.12.2022 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2022 um 17:31 Uhr

Rund um die Stadt Bachmut in der Donbass-Region kommt es seit Wochen zu heftigen Gefechten. Russische Truppen beschiessen die Stadt immer wieder, haben eine Grossoffensive zur Eroberung gestartet. Die ukrainischen Truppen haben die Stadt mit einst 74'000 Einwohnern bislang erfolgreich verteidigt.

Nun dürften die Kampfhandlungen ihren Höhepunkt erreicht haben, berichtet das Institute for the Study of War (ISW). Alle Anzeichen würden darauf hindeuten, dass mittlerweile der sogenannte Kulminationspunkt erreicht wurde.

Ab diesem Punkt können die russischen Truppen ihren Grossangriff auf die Stadt nicht mehr fortsetzen. Stattdessen müsste die Armee von Russlands Präsident Wladimir Putin (70) «eine Verteidigungshaltung einnehmen oder eine Operationspause einlegen». Laut den ISW-Experten sei es unwahrscheinlich, dass die russischen Truppen «operativ signifikante Siege» in der Region erreichen könnten, selbst wenn sie den heftigen Beschuss fortsetzen.

Die Kämpfe um die Stadt Bachmut gehen weiter.
Foto: Getty Images
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Weiterhin hochrangige Besuche

Eine grosse Auswirkung auf die ukrainische Defensive hätten die russischen Angriffe bislang nicht gehabt, so das ISW weiter. So sei es hochrangigen Beamten weiterhin möglich, Bachmut praktisch ohne Einschränkungen zu besuchen. Als Beweis führt das ISW unter anderem den Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) an. Dieser reiste kurz vor Weihnachten in die umkämpfte Stadt.

Auch Geheimdienstchef Kyrylo Budanow (36) tauchte in den vergangenen Tagen auf. Budanow befand sich demnach nur rund 600 Meter von der russischen Frontlinie entfernt.

In einem Interview mit der BBC bestätigt der Geheimdienstchef ebenfalls, dass die Lage an der Front eingefroren ist. «Es geht nichts mehr, die Situation ist festgefahren», verrät er.

Laut Budanow stecke Russland in einer Sackgasse, es fehle der Armee an Möglichkeiten, um weiter vorzustossen. Allerdings sei es auch der Ukraine nicht möglich, von Russland besetzte Gebiete zurückzuerobern. Die letzte grosse Rückeroberung datiert vom November, als die Ukraine die strategisch wichtige Stadt Cherson erobern konnte.

Welche Rolle spielt Belarus?

Den ukrainischen Truppen fehle es vor allem an Ressourcen. «Wir können sie nicht in allen Richtungen umfassend besiegen», so Budanow. Der Geheimdienstchef forderte deshalb weitere Waffen aus dem Westen. «Wir freuen uns sehr auf neue Waffenlieferungen und auf die Ankunft fortschrittlicherer Waffen.»

Die Ukraine warnte bereits vor einigen Wochen, dass Russland Anfang 2023 eine neue Grossoffensive starten könnte. Auch ein grosser Bodenangriff auf die Hauptstadt Kiew sei nicht ausgeschlossen.

In den vergangenen Tagen häuften sich zudem die Anzeichen, dass sich mit Belarus auch ein Russland-Verbündeter in den Krieg einschalten könnte. «Derzeit sehen wir aber keine Anzeichen, dass ein Angriff aus Belarus unmittelbar bevorstehen könnte», sagt Budanow nun. Die belarussische Bevölkerung unterstütze eine direkte Einmischung in den Ukrainekrieg nicht. Budanow: «Präsident Alexander Lukaschenko (68) versucht derzeit alles, um ein Desaster für sein Land zu verhindern.» (zis)

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