Für die Einheimischen ist die Ferieninsel ein Gefängnis
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Ist Kuba noch eine Diktatur?Der schöne Schein trügt

Für die Einheimischen ist die Ferieninsel ein Gefängnis
Kein Cuba Libre

Fast 50 Jahre herrschte Fidel Castro (1926–2016) über die karibische Insel. Nach seinem Rücktritt öffnete sich das kommunistische Land dem internationalen Tourismus. Doch der schöne Schein trügt.
Publiziert: 29.01.2021 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2021 um 11:51 Uhr
Myrte Müller

Schneeweisse Sandstrände, Kokospalmen, Luxusresorts. Schöne Mädchen, heisse Rumba-Rhythmen und prickelnde Mojitos. Dazu auf Hochglanz polierte Cadillacs aus der guten alten Hollywood-Zeit. Mit bunten Attraktionen lockt Kuba jährlich Millionen Touristen auf die karibische Insel.

Der schöne Schein trügt. Denn eigentlich ist das Reich Fidel Castros (1926-2016) noch immer ein autokratisches System. Es gibt nur die Kommunistische Partei. Eine Opposition ist nicht zugelassen, freie Wahlen ein Fremdwort. Kritik gilt als Straftatbestand, und noch immer sitzen politische Gefangene in Haft.

Castro regierte mit Zuckerbrot und Peitsche

Fast 50 Jahre lang hatte Fidel Castro die Insel im festen Griff seiner sozialistischen Ideen. Lange Zeit wurde er verehrt als Held, Befreier, grosser Comandante», der 1959 dem Schreckensregime des Diktators Fulgencio Batista (1901–1973) ein Ende setzte.

Das Bilderbuch-Kuba, wofür auch der weisse Sandstrand von Varadero Beach steht, täuscht über das noch immer autokratische Herrschaftssystem hinweg.
Foto: Getty Images
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Castro schaffte auch Gutes: eine kostenlose Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum für alle. Wohlstand gab es nie. Nach Verstaatlichungen und Enteignungen folgten Handelsembargos (vor allem aus den USA) und Misswirtschaft. Das 11,5-Millionen-Volk verarmte. Wer aufmuckte, wurde bestraft oder sogar getötet. Millionen flohen. Die meisten davon in das nur 90 Seemeilen entfernte Florida.

Neue Verfassung soll auch Investoren locken

Nun sollen sie wiederkommen, die Touristen und die Investoren aus aller Welt. Im Februar 2019 trat eine neue Verfassungsreform in Kraft, die in einer Volksabstimmung von 87 Prozent der Kubaner abgesegnet wurde. Es bleibt beim Einparteiensystem. Aber erstmals gibt es wieder einen Premierminister neben dem Präsidenten. Angetreten hat das neue Amt Manuel Marrero Cruz (56), der frühere Tourismus-Minister. Er steht dennoch im Schatten von Raul Castro (89), dem Bruder von Fidel, der als Parteichef weiter mächtigster Mann im Staat ist.

Einen zweiten Fidel, also einen Präsidenten auf Lebenszeit, soll es per Gesetz nicht mehr geben. Die Amtszeit des Präsidenten wird auf maximal zehn Jahre begrenzt. Mit den Minireformen will sich Kuba auch dem Westen öffnen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Staatsbankrott Venezuelas waren Kubas verlässlichste Partner ausgefallen. Jetzt sollen wieder US-Dollar rollen. Vielleicht beendet also der neue Kapitalismus die alte Diktatur.


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