Ex-FSB-Chef kritisiert Putin – und nennt möglichen Nachfolger
«Er hat alles ruiniert»

Der ehemalige FSB-Chef Jewgeni Sawostjanow kritisiert Russlands Präsident Putin mit deutlichen Worten. Er zählt die Fehler Putins bei der Invasion in der Ukraine auf – und nennt einen möglichen Nachfolger für den Kremlchef.
Publiziert: 25.02.2023 um 10:31 Uhr

Das hat sich Wladimir Putin (70) anders vorgestellt: Ein Jahr nach Beginn der Invasion in der Ukraine kann die russische Armee an der Front kaum Erfolge vermelden und Wolodimir Selenski (45) ist noch immer Präsident der Ukraine.

Jetzt meldet sich ein früherer hochrangiger FSB-Mann zu Wort – und übt deutliche Kritik am Kremlchef. Er nennt sogar einen möglichen Nachfolger für den Autokraten.

«Er versteht, dass er in Schwierigkeiten steckt», sagt Jewgeni Sawostjanow (70) über den russischen Präsidenten zum russischen Online-Magazin «Republic». «Er hat alles ruiniert. Eine unglaubliche Geschichte», wettert der ehemalige Geheimdienstgeneral.

Ein Jahr nach Beginn der Invasion in der Ukraine kann die russische Armee an der Front kaum Erfolge vermelden. Im Bild: Ukrainische Soldaten schiessen mit einer Haubitze auf russische Positionen im Donbass.
Foto: AFP
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Kein «schneller Sieg» in der Ukraine

Laut Sawostjanow habe Putin im Ukraine-Krieg drei entscheidende Fehler gemacht. «Der erste Fehler ist, eine Kampagne gegen den Westen zu führen. Der zweite ist zu glauben, dass sie in der Ukraine mit Blumen und Umarmungen auf uns gewartet haben. Der dritte ist, dass er, wie sich herausstellt, nicht wusste, wie seine eigene Armee funktioniert.» Die Armee sei jahrelang aufgebaut worden, ohne auf den Kampf mit dem Westen vorbereitet zu sein.

Der russische Präsident habe die Entschlossenheit des Westens, sich gegen ihn zu stellen, unterschätzt und die Inkompetenz seiner Armee nicht erkannt, so der ehemalige Chef der Moskauer Abteilung des FSB. Putin habe damit gerechnet, dass der Westen seinen erhofften «schnellen Sieg» in der Ukraine schlucken würde, damit habe er aber falsch gelegen. Putins Probleme seien durch den Krieg selbst verschuldet, fügte Sawostjanow hinzu.

Er geht davon aus, dass Putins Tage als Präsident gezählt sind. Dessen Nachfolger dürfte aus dem Dunstkreis des Kremls kommen. Eine grössere innenpolitische Revolution schliesst der frühere FSB-General allerdings aus. Er prognostiziert den Versuch, eine Figur an die Macht zu bringen, die «in der Lage sein wird, die Situation unter Kontrolle zu halten».

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Weniger gefährlich als Putin

Als heissesten Anwärter auf die Nachfolge Putins nennt Sawostjanow Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew (45), den Sohn von Putins Sicherheitsberater Nikolai Patruschew (71). Der 71-Jährige gilt als einer der Architekten der Invasion in der Ukraine und ist Putins Sicherheitsberater.

Dmitri Patruschew werde als «geeignete Persönlichkeit» angesehen, die «mit Unterstützung versorgt wird», um Russland später einmal kontrollieren zu können. Er sei «in den Augen des Westens» weniger gefährlich als Putin, weil er im Ukraine-Krieg keine bedeutende Rolle spielt. Bezeichnenderweise lobte Putin seinen Minister diese Woche in seiner Rede zur Lage der Nation. (nad)

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