Dänemark ein Sonderfall
Diese Länder zeigen, wie wir die 4. Welle brechen

In der Schweiz schiessen die Corona-Fallzahlen in die Höhe. Währenddessen haben andere Länder die Pandemie im Griff. Warum? Ein genauer Blick auf die Situation der derzeitigen Corona-Musterschüler zeigt: Der Booster ist entscheidend.
Publiziert: 12.11.2021 um 10:06 Uhr
|
Aktualisiert: 12.11.2021 um 11:06 Uhr

Zwei Monate lang lebte Dänemark ohne Corona-Beschränkungen. Nun sind die Infektionszahlen wieder drastisch angestiegen – obwohl fast 86 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre vollständig geimpft ist. Deswegen entschied sich die dänische Regierung am Montagabend, erneut die 3G-Regel einzuführen. Bringt die Impfung also nicht den gewünschten Effekt?

Das wäre ein falscher Schluss. Es braucht allerdings noch weitere Schutzmassnahmen. Alles aufheben wie in Dänemark funktioniert noch nicht. Schaut man aber auf vier Länder in Europa, die derzeit besonders erfolgreich im Kampf gegen die nächste Corona-Welle sind, zeigt sich: Die Impfung hilft.

Etwa in Spanien, das zu Beginn der Pandemie besonders hart getroffen wurde. Mittlerweile hat sich Spanien zum Vorzeige-Land in Europa entwickelt. Nur 44,7 Fälle auf 100'000 Einwohner verzeichnete das Land in der vergangenen Woche.

Die hohen Impfraten und Booster-Impfungen wirken sich auch auf die Inzidenzen aus.
Foto: imago
1/6

Die spanische Bevölkerung ist bislang zu 80 Prozent geimpft. Zudem haben sich bereits viele Jugendliche impfen lassen. Fast ein Drittel der Unter-18-Jährigen ist mindestens ein Mal gepikst. Daher kommt es an Schulen kaum zu Ausbrüchen – ein Faktor, der für die niedrige Inzidenz sprechen könnte.

Spanien kommt gut davon, Deutschland muss reagieren
1:49
Herbstwelle in Europa:Spanien kommt gut davon, Deutschland muss reagieren

Malta schickt Leute in Quarantäne

Auch Malta hat die Infektionszahlen im Griff. Hier sind bereits mehr als 83 Prozent aller Einwohner doppelt geimpft. Zudem müssen sich Ungeimpfte seit Juli bei der Ankunft auf Malta in Quarantäne begeben.

Liegt die Zweitimpfung eines Neuankömmlings mehr als sechs Monate zurück, muss zudem eine Booster-Impfung nachgewiesen werden. Ansonsten droht ebenfalls eine Quarantäne. Das hat Auswirkungen auf die Fallzahlen: Gerade einmal 50 Fälle pro 100'000 Einwohner verzeichnet das Land aktuell.

Israel punktet dank Booster

Erstmals seit Beginn der Pandemie dürfen Touristen auch wieder nach Israel reisen. Noch vor zwei Monaten litt das Land unter einer schweren Corona-Welle. Innert weniger Wochen haben die Israelis die Zahlen unter Kontrolle gebracht.

Als Grund geben die Behörden vor allem das schnelle Vorgehen bei der Booster-Impfung an. Alle Personen ab zwölf Jahren können sich die dritte Impfung verabreichen lassen, auch eine spontane Vakzination ist möglich.

Mittlerweile sind 43 Prozent der Israelis zum dritten Mal geimpft. Bei den Personen über 60 Jahren sind es gar 80 Prozent. Ausserdem gelten seit Oktober neue Regeln für Geimpfte: Wer die zweite Impfung vor mehr als sechs Monaten erhalten hat und sich nicht ein drittes Mal impfen lässt, verliert seinen Status als Geimpfter. Wer die Booster-Impfung verpasst, darf nicht mehr ins Restaurant oder ins Kino.

Das Resultat der Impfstrategie: Nur noch 36,7 Fälle auf 100'000 Einwohner.

Portugal hat kritische Lage unter Kontrolle gebracht

Portugal gehört zu den Ländern mit den höchsten Impfquoten weltweit. Mehr als 88 Prozent der Bevölkerung sind geimpft. Auch bei den Minderjährigen ist fast ein Drittel geimpft. Trotzdem liegt die Inzidenz höher als in Spanien.

Die Inzidenz von rund 68 Fällen auf 100'000 Einwohner gilt dennoch als Erfolg. Erst im vergangenen Frühling eskalierte die Corona-Lage. Deutschland schickte gar einen Teil der Bundeswehr und Beatmungsgeräte nach Portugal. Mittlerweile hat das Land die Wende geschafft.

Das hat Portugal vor allem dank schneller Impfungen geschafft. Der Gesundheitsökonom Pedro Pita Barros sagt zu «Swissinfo», die Regierung habe es praktisch «über Nacht» geschafft, die Impf-Unschlüssigen von einer Vakzination zu überzeugen. Viele hätten sich schnellstmöglich impfen lassen wollen. Das habe nun positive Auswirkungen.

Für Barros ist daher klar: «In einer Pandemie muss man schnell reagieren. Schnelle und zentrale Entscheide helfen. Nur so haben wir die Zahlen in den Griff bekommen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?