Widerstand gegen Digitec Galaxus
Online-Expansion droht am Lastwagen-Verkehr zu scheitern

Onlinehändler Digitec Galaxus braucht dringend mehr Platz. Mehrere Projekte laufen, doch es regt sich Widerstand aus der Bevölkerung. Letztlich geht es um das schwierige Zusammenspiel von Wachstum und Wohlstand.
Publiziert: 29.08.2023 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2023 um 17:35 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Schweizerinnen und Schweizer kaufen immer öfter online. Das führt dazu, dass die führenden Online-Anbieter grössere Logistik-Center benötigen. So auch Migros-Tochter und Onlineverkaufs-Leader Digitec Galaxus. Diese hat hierfür zwei Projekte an unterschiedlichen Standorten am Laufen: in Utzenstorf BE und in Rafz ZH. Dazu kommt noch ein Projekt von Migros Online in Regensdorf ZH. Bei allen drei Projekten gab es Fragen aus der Bevölkerung. Knacknuss: der zu erwartende zusätzliche Lastwagenverkehr.

In Utzenstorf kam es vergangene Woche zum Paukenschlag. Obwohl das Regierungsstatthalteramt Emmental die Baubewilligung bereits im Februar erteilt hat, sind die Pläne plötzlich sistiert. Und zwar vom Kanton Bern, «bis zu einer allfälligen Genehmigung der Richtplan-Anpassung 2022 durch den Bundesrat», wie die «Solothurner Zeitung» aus einer kantonalen Verfügung zitiert.

Neben zahlreichen Privatpersonen hatten auch die Gemeinden Gerlafingen SO und Wiler bei Utzenstorf BE Einsprache gegen das Grossprojekt erhoben, das nahe der Grenze der beiden Kantone liegt.

Utzenstorf BE: Hier sollte ein neues Projekt von Digitec Galaxus und der Post zustande kommen. Doch die Region wehrt sich.
Foto: Niklaus Waechter
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Ohne Mehrverkehr geht es kaum

Ein Rückschlag für den Online-Riesen. Der kleinlaut mitteilt: «Die Bauherrschaft, Digitec Galaxus und die Post, sowie die Grundeigentümerin, die Genossenschaft Migros Aare, sind zuversichtlich, dass der Bau bewilligt wird.»

Es wurde viel Zeit und Geld ins Projekt investiert. Das Gelände, auf dem einst die Papierfabrik Utzenstorf angesiedelt war und auf dem Digitec Galaxus sowie die Post das neue Logistik- und Verteilzentrum realisieren möchten, ist seit Ende 2017 eine Industriebrache. Mit wenig Verkehr.

Welche Argumente hat Digitec Galaxus dem Vorwurf des Mehrverkehrs entgegenzustellen? «Will man auf dem Gebiet wieder Industrie ansiedeln und neue Arbeitsplätze schaffen, ist es unumgänglich, dass es zu Mehrverkehr kommt», sagt Sébastian Lavoyer, Mediensprecher der Migros Aare, gegenüber Blick. Dieser könne für die Anwohnenden eine Mehrbelastung sein. Doch die Zahl der Fahrten würde sich im gesetzlichen Rahmen bewegen, wie ein Umweltverträglichkeitsbericht nachweise.

Laut Lavoyer werde die Belastung durch Mehrverkehr zudem durch die Nähe zwischen dem Logistikzentrum von Digitec Galaxus und dem Verteilzentrum der Post beschränkt. «Damit kann der Transport zwischen den beiden Gebäuden über Förderbänder erfolgen. Es braucht keine Lastwagen.» Dazu seien spezielle Massnahmen wie Temporeduktion oder der Einbau von lärmreduzierenden Belagen vorgesehen, um die Auswirkungen minimal zu halten.

Viertes Projekt im Anmarsch

Ob das reicht, um die Gemüter zu beschwichtigen? Ohne etwas Mehrverkehr geht es kaum, auch wenn «verträglich». Irgendwo muss das absorbiert werden.

Die Migros-Gruppe erwartet in den kommenden zehn Jahren ein starkes Wachstum im Onlinehandel. Nebst den bereits erwähnten drei Standorten ist zum Ausbau des Logistiknetzwerkes bereits Neuendorf/Egerkingen SO als weitere Option auserkoren. «Dies nicht als Ersatz eines Standortes, sondern als Ergänzung des Netzwerkes», wie Stephan Kurmann, Sprecher von Digitec Galaxus, gegenüber Blick sagt.

Vorläufig konzentriert Digitec Galaxus seine Investitionen in die Logistikanlage in Wohlen AG. Im September geht dort eine weitere vollautomatisierte Lagerhalle in Betrieb. «Für 2024/25 sind an diesem Standort weitere Investitionen geplant», sagt Kurmann. In Erwartung einer Lösung des Problems in Utzenstorf.

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