Unternehmer steht jeden Morgen um 3.15 Uhr auf – ist aber trotzdem ausgeruht
«Wer zu wenig schläft, wird krank»

Michael Pieper gehört zu den Frühaufstehern unter den Bossen. Doch das mache ihn nicht zu einem besseren Chef oder zu einem Wenig-Schläfer, sagt er. Wenn er müde ist, geht er ins Bett, auch mal um 21 Uhr.
Publiziert: 24.07.2018 um 09:05 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2019 um 17:03 Uhr
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«Die Firma ist mein Hobby»
3:30
Artemis CEO Michael Pieper im BLICK-Interview:«Die Firma ist mein Hobby»
Christian Kolbe

Morgenstund hat Gold im Mund. Das mag für viele abgedroschen klingen, auf den Unternehmer und Milliardär Michael Pieper (71) passt das Sprichwort exakt. Das Frühaufstehen liegt ihm im Blut, schon sein Vater Willi war immer der Erste im Büro.

Von ihm hat er die Firma Franke und Disziplin geerbt. «Meine Eltern hatten das Unternehmer-Gen im Blut, die haben immer Gas gegeben», sagt Pieper. Gas gibt der Chef der Artemis-Gruppe auch, wenn er frühmorgens von seinem Wohnort in Hergiswil NW mit dem Auto zum Konzernsitz von Franke brettert. «Ich mache mir einen starken Kaffee, setze mich damit ins Auto. Um diese Zeit ist die Autobahn leer, selbst die Radargeräte schlafen noch», sagt Pieper.

«Brauche im Schnitt sechseinhalb Stunden Schlaf»

Für das Interview mit BLICK ist Pieper um Viertel nach drei Uhr aufgestanden, war um halb fünf im Büro: «Ich will tagesfertig sein, bevor der Büroalltag beginnt, keine Pendenzen mehr auf dem Pult haben. Frühmorgens habe ich meine Ruhe.» Was nicht im Papierkorb landet, das nimmt er mit in die Konzernleitungssitzung der Artemis Group. Diese beginnt jeden Tag um halb sieben. Die Frage, ob Frühaufsteher die besseren Chefs seien, verneint er. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Top-Managern kokettiert Pieper nicht damit, dass er früh aufstehe. Vor unserem Gespräch ist er um 21 Uhr ins Bett gegangen. «Wenn sie zu wenig schlafen, werden sie krank. Ich brauche im Schnitt sechseinhalb Stunden Schlaf.»

Ein Unternehmer muss Gas geben 

Als BLICK kommt, sitzen auch Kommunikationschefin Gabriela Hepp (55) und Artemis-Finanzchef Christian Mäder (48) mit am Tisch. Beide können ein Gähnen ab und zu nicht ganz unterdrücken, im Gegensatz zu ihrem Chef wirken sie etwas weniger ausgeschlafen.

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Die Sitzung der Artemis Group war heute etwas kürzer, die letzten Details werden im Beisein der BLICK-Journalisten diskutiert. Es geht um Millionen, um eine Investition in Osteuropa: Tage später wird klar, es ging um die Eröffnung eines neuen Werks für Kunststoffspülen im slowakischen Strecno und um eine Investition von 42 Millionen Franken.

Ob die Mitarbeiter mit seinem Tempo manchmal überfordert seien? «Nein!» widerspricht Pieper. Er wolle immer der Erste sein, egal ob beim Aussteigen aus dem Zug oder als Unternehmer: «Wenn sie nicht richtig Gas geben, dann fallen sie in die Mittelmässigkeit und am Ende werden sie eliminiert.» Schnell, clever und besser müsse sein, wer gegen die Chinesen bestehen wolle, so Pieper. Gerade im Bereich Spülen machen die Chinesen Franke in den USA das Leben schwer, gewinnen stetig Marktanteile dazu. 

Altersmilder Investor 

Trotz der markigen Worte wirkt der Unternehmer milder als früher. «Seit ich die operative Führung bei Franke abgegeben habe, spüre ich weniger Druck, reise nicht mehr so viel wie früher.» Als Chef der Artemis-Gruppe ist sein unternehmerischer Instinkt immer noch gefragt, landen täglich Immobilien-Projekte, mögliche Übernahmen oder Beteiligungen auf seinem Schreibtisch.

Sein Vater hat dem Frühaufsteher ein einfaches Rezept zur Beurteilung einer Firma vererbt: «Ist der Eingang sauber und die Abfall-Halde klein, dann dürfte das eine gute Firma sein.» Mit einem gewissen Stolz zeigt uns Pieper die Entsorgungsstelle von Franke in Aarburg. Bis auf ein paar kleine Container, gefüllt mit Ausschuss aus der Produktion, ist die riesige Halle leer. 

Denker auch am Wochenende 

Michael Pieper, der Firmenjäger? Die Familien-Holding heisst Artemis, wie die griechische Göttin der Jagd. «Ich jage dem Geld hinterher», sagt Pieper lachend. Davon hat der Investor viel. Auf 4,75 Milliarden Franken schätzt die «Bilanz» sein Vermögen.

Seit Pieper Franke von seinem Vater übernommen hat, kletterte der Umsatz des auf die Ausstattung von Küchen und Bädern spezialisierten Bauzulieferers von 400 Millionen auf knapp 3 Milliarden Franken. Das ging nur mit Zukäufen. Doch der Name hat nichts mit der Jagd, sondern mit dem Segeln zu tun: Artemis hiessen die Boote, mit denen sein Vater und sein Bruder um olympische Medaillen gesegelt sind. «Am Tag, an dem mein Bruder gestorben ist, habe ich die Holding in Artemis umbenannt.»

Küchenbauer, Badausrüster, Investor

Michael Pieper (71) ist der Küchen- und Bäder-König der Schweiz. 1989 hat er den Franke-Konzern von seinem Vater übernommen und bis 2012 operativ geführt.

Franke produziert Abzugs-Hauben, Spülen, Badezimmer-Armaturen oder Waschbecken und gehört in vielen Bereichen zu den Weltmarktführern.

Für McDonald's baut Franke Grossküchen und Kaffee­maschinen. Über die Artemis-Gruppe kontrolliert Pieper Franke. Pieper ist verheiratet und hat zwei Kinder. Unter den 300 Reichsten der Schweiz belegt Pieper Rang 34.

Die Küchenfabrik von Unternehmerlegende Michael Pieper (71).
Die Küchenfabrik von Unternehmerlegende Michael Pieper (71).
Thomas Meier

Michael Pieper (71) ist der Küchen- und Bäder-König der Schweiz. 1989 hat er den Franke-Konzern von seinem Vater übernommen und bis 2012 operativ geführt.

Franke produziert Abzugs-Hauben, Spülen, Badezimmer-Armaturen oder Waschbecken und gehört in vielen Bereichen zu den Weltmarktführern.

Für McDonald's baut Franke Grossküchen und Kaffee­maschinen. Über die Artemis-Gruppe kontrolliert Pieper Franke. Pieper ist verheiratet und hat zwei Kinder. Unter den 300 Reichsten der Schweiz belegt Pieper Rang 34.

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