«Und genau dann schlug das Virus zu»
Migrationsexperte der Unia verschlampt Corona-Impfung

Unia-Kadermann Hilmi Gashi hat die Corona-Impfung auf die lange Bank geschoben. In den Sommerferien hats ihn dann erwischt. Nun ruft er zum Impfen auf.
Publiziert: 04.09.2021 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2021 um 14:27 Uhr
Patrik Berger

Ferienrückkehrer, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, bringen das Schweizer Gesundheitswesen teilweise an den Anschlag. Erste Spitäler nehmen keine ausserkantonalen Patienten mehr auf, verschieben Operationen. Die Rega fliegt Dutzende Corona-Patienten aus Albanien und dem Kosovo zurück in die Schweiz. Die meisten der rückgeführten Doppelbürger sind ungeimpft.

Hilmi Gashi (54) ist Migrationsbeauftragter bei der Gewerkschaft Unia. Vergangene Woche noch nahm der gebürtige Kosovare im Blick Schweizer Arbeitgeber wie etwa Implenia in die Pflicht. Er forderte mehr Flexibilität bei der Wahrnehmung eines Corona-Impftermins und gemeinsame Impfaktionen.

Die Impfübung sei zu komplex, kritisierte er. «Man musste sich aktiv um Termine bemühen, es war eine Bürokratie.» Das sei alles zu viel gewesen für jene, die nur schon bei einem einfachen Behördengang überfordert sind.

Hilmi Gashi macht auf dem Cover der Zeitung «Work» vom 3. September 2021 den Aufruf: «Impft euch!»
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«Macht es besser als ich, impft euch!»

Selber hat sich Gashi nicht impfen lassen – und sich prompt Corona eingefangen. «Macht es besser als ich, impft euch!», lautet nun sein Impfappell in der Gewerkschaftszeitung «Work». «Ich bin kein Impfgegner, ich bin sogar gegen Zecken geimpft», führt er aus. Aber irgendwie sei das mit den Impfterminen im Kanton Bern «ziemlich kompliziert» gewesen. Er sei immer wieder online gegangen auf der Suche nach einem Impftermin, habe aber Pech gehabt.

«Plötzlich standen dann die Sommerferien vor der Tür. Ich dachte, okay, geh ich halt nachher impfen. Und genau dann schlug das Virus zu», erzählt er weiter in der Gewerkschaftszeitung. Er habe sich wie auf einer Achterbahn gefühlt. «An einem Tag gings bergauf, am anderen wieder rasant nach unten. Diese Krankheit ist völlig unberechenbar und unheimlich, jedenfalls ganz anders als die Grippe», sagt Gashi.

Fragen von Blick wollte der Kadermann, seit 15 Jahren bei der Unia, nicht beantworten.

«Wir alle machen nicht genug»

Macht die Gewerkschaft denn genug, um ihre Mitglieder zum Impfen zu bewegen? «Wir alle machen nicht genug, da nehmen wir uns als Unia nicht aus», sagt Unia-Sprecher Serge Gnos zu Blick. Er hält fest: «Wir sind aber nicht impfkritisch. Wir raten auch dem Pflegepersonal, sich impfen zu lassen. Der Grundsatz ist klar: Lasst euch impfen!»

Wichtig sei aber, dass man sich während der Arbeitszeit impfen dürfe. «Es ist doch besser, wenn ein Unternehmer einen Mitarbeiter für die Impfung zwei Stunden freistellt, als wenn dieser dann eine Woche ausfällt», sagt er.

Nutzt die Unia ihre guten Kontakte zu Migrantinnen und Migranten? Sprecher Gnos bekräftigt: «Wo immer wir können, machen wir auf die Impfung aufmerksam. Aber es braucht noch einmal einen Effort im Herbst. Von uns allen.»

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